Review
Hail Of Bullets - III: The Rommel Chronicles
Schlechte Kritiken zu einem Hail Of Bullets - Album sucht man weithin vergebens, insofern ist man bei einer Rezension der Werke der Niederländer nie in Gefahr, gelangweilt, unangenehm überrascht oder gar enttäuscht zu werden. Auf der anderen Seite nimmt das natürlich etwas Spannung an der Sache, wenn die hochgeschraubten Erwartungen jedes Mal aufs Neue erfüllt werden. Aber das ist wohl ein Luxusproblem...
Hail Of Bullets bedeutet auch 2013 Death Metal alter Schule auf schwindelerregend hohem Niveau. Stilistisch bewegt sich die Band auf dem neuen Output ziemlich genau in der Mitte zwischen dem roheren Debüt und dem etwas epischeren Zweitwerk und kann dabei das Beste beider Welten nahtlos kombinieren. Dabei wird die Gewichtung von Brutalität und Melodie von Song zu Song unterschiedlich gehandhabt, was zu einem recht abwechslungsreichen, aber trotzdem nicht zusammengewürfelt klingenden Gesamtergebnis führt. Sogar den melancholischen Rauswerfer, der anno 2008 noch "Berlin" hieß, findet man mit "Death Of A Field Marshall" wieder, ohne dass es wie eine Eigenkopie wirkt.
Thematisch geht man auf der neuen Scheibe leicht geänderte Wege. Hatten die ersten beiden Alben noch einen bestimmten Feldzug zum Thema, geht es auf The Rommel Chronicles um das militärische Lebenswerk einer einzelnen Person. Dieses deckt bei besagter Titelperson nicht nur den bekannten Teil im zweiten Weltkrieg ab, sondern beginnt schon in den Schützengräben des ersten Weltkrieges. Wobei hier klar gesagt sein muss, dass Hail Of Bullets hier keine fragwürdige Heldenverehrung betreiben, sondern eher distanziert das damalige Geschehen nochmals Revue passieren lassen. Hüter der politischen Korrektheit können also beruhigt aufatmen, Entwarnung sei hiermit gegeben.
Durch den extrem stabilen Kader (seit der Gründung 2006 hat noch kein Besetzungswechsel stattgefunden!) gibt es eine unüberhörbare Konstante beim Eintrümmern des Materials zu konstatieren, die bei vielen anderen Kapellen mehr als nur ein bisschen Neid hervorrufen dürfte. Alles wirkt wie aus einem Guss, hier sind Könner am Werk, die über Jahre hinweg eingespielt sind. Martin van Drunens unverkennbares Organ weist die Angriffsrichtung und die Instrumental-Fraktion überrollt alles, was sich dem holländischen Panzer in den Weg zu stellen wagt. Dass die Band dabei keine Gefangenen macht, liegt aber auch an der gigantischen Produktion, die in den Händen von Ed Warby lag sowie dem gleichsam unübertrefflichen Mastering von Dan Swanö. Selten habe ich so eine organische-wuchtige Präsentation einer Death Metal-Scheibe gehört, das ist ganz großes Ohrenkino.
Warum vergebe ich dann bei all den hier gesungenen Lobeshymnen nicht noch einmal einen Doppelteufel wie damals vor fünf Jahren? Weil das besagte Schlussstück zwar ein wirklich guter Song ist, aber nicht ganz mit der Sternstunde "Berlin" mithalten kann. Und weil mir die Stimme, die Rommel während dieses Stückes zitiert, ein wenig zu austauschbar ist, die hätte ich mir etwas markanter gewünscht. Ansonsten aber ist die Scheibe von vorn bis hinten ein Kracher und bekommt natürlich die (normale) Höchstnote. Aber etwas Anderes war ja auch nicht zu erwarten gewesen...
Hannes