Review
Eisregen - Krebskolonie

VÖ: 26. September 2025
Zeit: CD1 53:17 - CD2 26:55
Label: Massacre Records
Homepage: www.fleischhaus.de
![]()
1998. Black und Death Metal stehen in voller Blüte. Auch hierzulande drängen immer mehr Alben hiesiger Bands in die Verkaufsregale. Eines davon ist Krebskolonie der thüringischen Band Eisregen, die kurz zuvor, im selben Jahr noch, ihr ruppiges Debüt Zerfall präsentiert hatten.
Auf ihrem Zweitwerk sollten die Musiker um Frontmann Michael "Blutkehle" Roth ihren Stil verfeinern und schafften es in zweierlei Hinsicht, aus der grauen Masse herauszutreten: Zum einen war da der konsequente Einsatz von Piano und Violine, welcher das Liedgut von den skandinavischen Kollegen distanzierte und teils sogar in Richtung Gothic Metal rückte. Zum anderen waren da die bizarren, blutrünstigen und befremdenden Texte, auf poetische Weise ausschließlich in deutscher Sprache vorgetragen, welche sich bis heute als Alleinstellungsmerkmal festmachen lassen. An einigen Stellen waren die Blutfantasien der Bundeszentrale für Kinder- und Jugendmedienschutz allerdings zu viel des Guten bzw. Bösen und Krebskolonie landete auf dem Index.
Ein gutes Vierteljahrhundert später ist es einem kleinen Zugeständnis zu verdanken, dass Krebskolonie ein zweites Mal das Licht der Welt erblicken darf und zum 30-jährigen Bandbestehen in überarbeiteter Form den Fans zugänglich gemacht wird. Der umstrittene Song "Futter Für die Schweine" wurde hierzu textlich entschärft, das Material klanglich von Andy Classen überarbeitet und schlussendlich von Svartir Andar Graphix auch optisch neugestaltet.
Aber wie erlebt man die Krebskolonie nach all den Jahren im Exil? Nun, dieses Album ist gut gealtert! Das mag daran liegen, dass es das stilistische Fundament für all die folgenden Eisregen-Releases legte und die Band wie kaum eine andere durch die Jahre hinweg aktiv blieb. Krebskolonie birgt Klassiker wie ein balladeskes "Scharlachrotes Kleid", die hymnische Ode an die Heimat "Thüringen" und natürlich den alles überragenden Titeltrack, der mit seinen eindringlichen Versen und dem finalen Twist, der Umkehr vom Opfer zum Täter, bis heute zu faszinieren weiß und im Grunde als Blaupause für einen jeden Eisregen-Song benannt werden kann.
Als Schmankerl für die Fans gibt es einen zweiten Tonträger mit fünf Live-Mitschnitten vom Wave Gotik Treffen aus dem Jahr 2000, welche die Band als mitreißendes Kollektiv und Grenzgänger dokumentiert und gleichsam einen Vorgeschmack auf kommende Live-Events vermittelt. Denn nun, nach Aufhebung der Indizierung, dürfen die Songs von Krebskolonie auch wieder auf die Bühne gebracht werden.
Ohne Wertung

