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Festival-Bericht

Pyraser Classic Rock Night 2022

mit Doro, U.D.O., Phil Campbell And The Bastards Sons, Girlschool, Coreleoni, Crystal Ball & Stinger

Brauereigutshof Pyras, Thalmässing 23. Juli 2022

"Ein kleines Dorf im Frankenland ist durch sein gutes Bier bekannt." Seit 2009 ist besagtes Dorf namens Pyras, zwischen Hilpoltstein und Thalmässing gelegen, nicht nur durch sein Bier buchstäblich in aller Munde, sondern in gewissen Kreisen auch dank einer ausgesprochen komfortablen Veranstaltung.

Die Classic Rock Night wurde bei Rockfans und Metalheads schnell zum Insidertipp und das sicherlich nicht nur wegen der hochkarätigen Bands, die hier - mal abgesehen von einer zweijährigen Zwangspause - Jahr für Jahr an einem Samstag-Nachmittag aufgefahren werden. Die Location und die Stimmung sind einfach einmalig. Im großräumigen Brauereiguthof sitzt man unter Linden, Eichen und Kastanien. Für alle 3.000 Besucher - auf diese Stückzahl sind die Tickets limitiert - wird ein Sitzplatz garantiert. Alles ist bestens organisiert und weder bei den Getränken, noch bei diversen Essenausgaben muss mit langen Wartezeiten gerechnet werden! Die Bands spielen in einer ausgesprochen geräumigen Scheune, was im Grunde noch untertrieben ist, und wer einen guten Tisch ergattern konnte, braucht zu Zwecken des Musikkonsums im Grunde genommen seinen Platz gar nicht zu verlassen. Das mag manch einem Besucher gut entgegenkommen, betrachtet man einmal das Durchschnittsalter, welches sich bei diesem schmucken Festival errechnen ließe und sich unsereins mit seinen 44 Lenzen doch glatt wie einen Teenager fühlen lässt. Aber Spaß beiseite! Die anwesenden Hardrock-Rentner erweisen sich den Tag hindurch als trinkfest und ausgesprochen rüstig, was sich schon daran festmachen lässt, dass bereits bei der ersten Band Stinger, welche um 13:30 Uhr das Festival eröffnen darf, die Scheune mit der Bühne drin äußerst gut gefüllt ist. Das mag wohl daran liegen, dass Stinger aus dem benachbarten Allersberg hier quasi ein Heimspiel haben und mit einem neuen Album im Gepäck auf allerhand anwesende Fans bauen können. Mit ihrem bluesigen, arg an AC/DC angelehnten Hard Rock passen sie bestens nach Pyras und erfüllen ihre Mission als Anheizer gar vortrefflich.

Wo wir schon von Hitze sprechen. Die Metalgötter sind uns an diesem Samstag wahrlich wohl gesonnen und haben die irrsinnigen Temperaturen von bis zu 37°C, wie wir sie in der letzten Woche erleben mussten, um etwa zehn Zähler nach unten gedrückt. Zwar machen sich auch 28°C am Nachmittag bemerkbar, aber die lassen sich im Baumschatten und mit einem kühlen Bier vom Fass doch ganz gut ertragen! Gerade verdrücke ich den Rest meines zerrupften Schäufele mit Blaukraut im Weggla, da steht mit Crystal Ball auch schon die nächste Kapelle auf den Brettern und erfreut sich einer breiten Audienz. Nach ein paar Songs mache ich mich allerdings auf einen Rundgang und besichtige den Gutshof der Pyraser Brauerei. Schließlich bin ich heute zum erstmal mit dabei und man will ja nichts verpassen. Tatsächlich gibt etwas abseits gelegen noch einen zweiten kleinen Biergarten mit eigener Bühne, wo es später noch Coversongs von der Band High Five zu hören geben wird. Daneben finden sich die üblichen Merchandise- und Food-Stände sowie eine Cocktail-Bar. Im Grunde bleibt alles überschaubar. Die Wege sind kurz und angenehm und selbst der Abstecher zu den Parkplätzen oder zum Zeltplatz kann mit nur wenigen Minuten Fußmarsch bewältigt werden.

Um 16:30 Uhr nehme ich mir dann aber doch etwas mehr Zeit und statte den Schweizern von Coreleoni einen Besuch ab. Die Truppe um Gotthard-Gitarrist Leo Leoni fährt mit ihrem Power-Rock, der auch den einen oder anderen Gotthard-Klassiker enthält, eine satte Show auf. Zwischen old school und zeitgemäß kommen die Tessiner beim Publikum bestens an und lange will es gar nicht dauern, da ertappe ich mich selbst beim Griff zur Luftgitarre. Der Sound in der Scheune lässt übrigens keine Wünsche offen und so steht einem ausgelassen Abrocken rein gar nichts mehr im Wege!

So richtig voll hier drinnen und auch davor - die zum Biergarten weisende Seitenwand ist komplett offenstehend - wird es erstmals um kurz nach 18 Uhr. Phil Campbell & The Bastard Sons sind aus den Staaten angereist, um den Biergarten zu rocken, was ihnen auch ab dem ersten Song gelingen will. Dass die Stimmung im Publikum ihren bisherigen Höhepunkt erreicht, mag wohl nicht nur an der Anwesenheit von Phil Campbell himself liegen, sondern auch daran, dass der lässige Herr an der Klampfe mit seinen drei Söhnen und dem stimmgewaltigen Joel Peters hinterm Mikro eben manch einen Motörhead-Klassiker aus dem Ärmel schüttelt. Zwar hauen auch eigene Kompositionen wie etwa "We're The Bastards" oder "Dark Days" ganz ordentlich auf die Zwölf, wollen aber an Gassenhauer der Marke "Iron Fist", "Damage Case" oder "Killed By Death" nicht heranreichen. Zu "Ace Of Spades" bekommen wir sogar erstmalig einen kleinen Moshpit zu sehen... und das ganz ohne Gehhilfen und Rollatoren!

Auf ein ähnliches Konzept baut schließlich auch Herr Dirkschneider, als er um 20:00 Uhr mit seiner Band U.D.O. auf der Bühne steht. Zwar hat uns der Metal-Veteran seit Beginn seiner Solo-Karriere im fernen Jahr 1987 mit einer beachtlichen Zahl an hervorragenden Alben versorgt, dennoch zündet das Zeug aus den Jahren zuvor mit der Band Accept auch heute noch am besten. Das weiß natürlich uns' Udo nur allzu gut und ballert mit seiner jungen Crew die ollen Klassiker "Princess Of The Dawn", "Balls To The Wall", "Fast As A Shark" und zum Abschluss "Metalheart" mit derartiger Spielfreude durch die Membrane, dass besagtes Metal-Herzla in unser aller Brust ein paar Takte zulegt, während wir in die Refrains mit einsteigen. In diesen Momenten zeigt die fränkische Metal-Gemeinde einmal mehr, dass man sich als Musiker einfach auf sie verlassen kann. Besser könnte die Stimmung im Grunde nicht sein! Nicht nur die Meute in der Scheune, sondern auch alle, die drinnen keinen Platz mehr ergattert haben, feiern, klatschen und singen was das Zeug hält!

Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass die gute Doro, die ab 22:00 Uhr die Headliner-Funktion übernehmen darf, nun noch einen oben drauf setzen kann. Aber ich werde eines Besseren belehrt! Man mag ja über die Frau Pesch mit ihrer manchmal geringfügig zu positiven bis fast schon penetrant euphorischen Art denken, was man will - aber steht sie erst einmal live auf einer Bühne, dann gibt sie einfach alles. Und zwar zuverlässig und das seit den frühen 1980ern! Zwar hat auch die Metalqueen ihr Set zu 90% aus Klassikern ihrer frühen Jahre bei Warlock zusammengestellt und entführt uns gleich von Beginn an mit "I Rule The Ruins" und im weiteren Verlauf etwa mit "Earthshaker Rock", "East Meets West", "Burning The Witches" oder "Für Immer" auf eine kleine Zeitreise. Allerdings schaffen auch jüngere Gassenhauer a la "Raise Your Fist In The Air" oder "Revenge" den Schulterschluss zu den alten Hits und ich find's an dieser Stelle eigentlich recht schade, dass nicht etwas mehr neues Material zum Zuge kommt. Gut, das werden die meisten Anwesenden vermutlich anders sehen, da sie in jungen Jahren bestimmt selbst dem einen oder anderen Warlock-Konzert beiwohnen durften und solch ein Gig die alten Erinnerungen weckt. Zuletzt werden anlässlich des zeitlosen "All We Are" sogar ein paar Pyros abgefackelt, ehe sich die Queen mit der Ballade "Love Me In Black" verabschiedet. Schee wars! Richtig schee! Außerdem lieferte dieses Konzert einmal mehr den unumstößlichen Beweis, dass Metal eben doch jung hält. Und zwar nicht nur auf, sondern auch vor der Bühne praktiziert.

Eine weitere Runde geballte Frauenpower liefern als Rausschmeißer nun noch Girlschool. Man merkt allerdings ein leichtes Abwandern von Festivalgästen und auch meine Wenigkeit macht sich allmählich auf den Weg zum Auto. Den Fehler, heute noch weder nachhause zu fahren, gedenke ich im nächsten Jahr zu korrigieren. Auf einem Bierfest mit Rockmusik nüchtern zu bleiben entpuppte sich recht schnell als Schnapsidee, aber Spaß beiseite: die Pyraser Classic Rock Night 2022 war schlichtweg erstsahnig und ich würde mich freuen, wenn's im nächsten Jahr wieder klappt.

Dagger

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