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Konzert-Bericht

Midnight, Cyclone & High Command

Backstage, München 24.04.2024

Die Binsenweisheit, wonach alles irgendwie relativ sei, findet sich an diesem Mittwoch Abend recht anschaulich bestätigt. Midnight sind seit dem Erscheinen ihres Debüts Satanic Royalty im Jahr 2011 der heiße Scheiß im Metal-Untergrund. Aber was heißt schon? Relativ wenig. Denn das angeblich so angesagte Blackened Punk Metal Projekt von Jamie Walters, aka Athenar, gastiert im schnuckeligen, urgemütlichen aber eben auch winzig kleinen Club des Münchner Backstage und das verwundert schon ein wenig. Zumal das live zum Trio aufgestockte Kapuzenkommando aus Ohio gleich zwei Vorbands im Gepäck hat, mit deren Entourage der Platz vor der Bühne bereits ausreichend gefüllt wäre.

Den Anfang machen High Command, deren ungewöhnlicher Ansatz, ihren Mix aus modernem Thrash und Hardcore mit Fantasy-Lyrics zu garnieren, schon mal aufhorchen lässt. Leider verpasse ich den Auftritt der Jungs aus Massachusetts, denn als ich die Location betrete, brettern bereits die Belgier Cyclone ihren Thrash der ganz alten Schule ins dicht gedrängte Publikum. Dass diese alte Schule nicht von ungefähr kommt, liegt an der Historie von Cyclone. Die Band wurde doch tatsächlich bereits 1981 gegründet, löste sich 1993 im Zeichen des Grunge auf und wurde 2019 von Original-Sänger Guido Gevels wieder ins Leben gerufen. Mit neuer Hintermannschaft zwar, aber die Musik tönt immer noch wie in den 80ern: Exodus oder auch Destructor, bei denen Athenar auch noch bei der Gründung von Midnight die vier Saiten zupfte, können als Referenz herhalten. Gefällt mir gut. So richtig meins und Cyclone bollern ihren rifflastigen Sound so druckvoll und packend raus, dass ich mich zunächst frage, warum ich von dieser Band nie zuvor gehört hatte. Allerdings auch nicht schlimm, wie sich im Lauf des 40minütigen Sets dann aber herausstellt. Da ist kein Song, nicht ein Riff, der so richtig im Ohr hängenbleibt. Gut ist also auch relativ. Ein guter special guest, mehr nicht.

Wie ein richtiger Abriss aussieht, wird klar, als es Punkt zehn Uhr zwölf schlägt. Midnight stürmen die Bühne und bersten sofort vor Energie. Mit der geradezu asozialen Inbrunst früher Turbonegro knallt das Trio seinen kruden Mix aus Venom, Motörhead und Crust Punk in die Meute. Chefkapuze Athenar und seine beiden Sidekicks an Gitarre und Schlagzeug versprühen eine derart dämonische Spielfreude, dass man glauben könnte, sie seien tatsächlich mit dem Gehörnten im Bunde, den sie andauernd besingen - wäre es nicht so offensichtlich, wie unernst es Mastermind Walters mit diesem Thema ist. Wie es der namenlose Live-Gitarrist schafft, bei allem Dauergemoshe und Gepose, noch (relativ) technische Soli zu spielen, ist dennoch nicht von dieser Welt. Zwischendurch hämmern die vermummten, in schwarzes Leder gehüllten Musiker ihre Fäuste gegen Monitorboxen und Stahlrohre an der Decke. Kurz: eine Mischung aus Hexenkessel und Kneipenschlägerei. Welcher Song gerade gespielt wird, ist unerheblich. Die begeisterte Meute feiert ohne am Ende. Der Cyclone-Gitarrist nimmt es am linken Bühnenrand relativ stoisch zur Kenntnis. So gehen geile Gigs. Zum Ende noch der Hit vom Debüt: "You Can't Stop Steel". Stimmt genau!

Dr Drümmer

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