Konzert-Bericht
Lordi, Onkel Tom, Amon Amarth & Mob Rules
Metropolis, München 21.04.2003
Wacken rief und alle kamen. 100 Liter Freibier vor Konzertbeginn taten ihr übriges, damit das Metropolis auch gut gefüllt war. Den Spirit eines Open Air, eigentlich des schwermetallischen OA überhaupt, dem Wacken Open Air, wollten die Veranstalter mit diesem kunterbunten Package auf die Strasse und unters Volk bringen. Ob's ihnen gelungen ist, lest selbst.
Mob Rules eröffneten den Reigen der Wacken-Crew. Und an was denkt man, wenn man an Wacken denkt? Zu viele Besucher, zu teuer, scheiss Sound und natürlich Verzögerungen im Spielplan. Zu viele Besucher, naja, es war kuschelig, zu teuer, auf jedenfall, der Sound, am unteren Ende der Richterskala, sofern überhaupt vorhanden aber dafür spielten alle Bands nach Plan. Wie gesagt, Mob Rules eröffneten, hatten aber als Opener keinen leichten Stand, waren doch die meisten Anwesenden nur wegen Amon Amarth da. Von Sound-Check oder ähnlichem haben die Roadies anscheinend auch noch nichts gehört, das Schlagzeug donnerte, der Bass wummerte, die Herzen der Anwesenden begannen beinahe zu flimmern aufgrund der im Überfluss vorhandenen Tief-Ton-Frequenzen. Als die Gitarren dann lauter wurden, gabs Rückkopplungen ohne Ende, wodurch die Musiker einmal sogar gezwungen waren, einen Song ganz abzubrechen, sowas hab ich noch nicht erlebt. Es ging dann zwar irgendwie weiter, aber so richtig Spass oder sowas ähnliches wie Stimmung wollte nicht aufkommen, weder bei Mob Rules, noch im weiteren Verlauf des Abends (ausser bei Tom Angelripper).
Danach kamen Amon Amarth auf die Bühne. Die schwedischen Vorzeige-Metaller im Bereich Pagan-Black-Death-Metal oder wie auch immer man das bezeichnen mag, hatten allerdings ebenfalls von Beginn an Probleme. Sowohl der Sound, als auch das Equipment (bei Gitarrist Olavi riss während der ersten beiden Songs gleich zweimal eine Gitarrensaite) zeigten sich an diesem Abend wirklich nicht wohlgesonnen. Die Bass Drum donnerte alles in Grund und Boden, so dass ausser einem monströsen Gewitter kaum was zu vernehmen war (war der Soundmensch kürzlich auf nem Nightwish Konzert? Die hatten auch immer solche Probleme). Die Gitarren versteckten sich weit im Hintergrund und Fronthüne Johann Hegg konnte noch so brüllen, doch auch er war nicht wirklich zu vernehmen. Mit Ach und Krach konnte man Hymnen wie "Bleed For Ancient Gods" oder "Versus The World" vom neuen Album erkennen, doch wirklich Spass machte das Ganze nicht. Auch nicht der Band, die den Gig nach einer halben Stunde frustriert abbrach.
Danach war Partystimmung angesagt, sofern man genügend Hochprozentiges oder Hopfentee inne hatte. Tom Angelripper gab sich mit seiner Krawallcombo auf die Bühne und schmetterte in bester Entertainermanier sämtliche Gassenhauer deutscher Saufgeschichte in die gröhlende Menge, die es sich natürlich nicht nehmen liess und schon beim ersten Song die Bühne bevölkerte. Und plötzlich klappte es auch einigermassen mit dem Sound, wobei der ja bei dieser schwermetallischen Interpretation von Liedern wie "Alles hat ein Ende, nur die Wurst..." oder "In München steht ein Hofbräuhaus" eigentlich scheissegal ist, sofern man nur genug Alk intus. Nichts destotrotz wusste Tom zu begeistern, stiess mit den Leuten an, sang mehr oder minder gekonnte Duetts, stachelte die Menge an und verbreitete grandiose Stimmung. Das war Party pur und alle forderten sogar noch während des Umbauens Zugaben, aber leider durften Tom und Co nicht mehr zurück auf die Bühne. Definitiv die beste Band des Abends.
Danach stand pure Unterhaltung mit den finnischen Chartstürmern Lordi auf der Reihe. Alle fünf Gruselgestalten erschienen diesmal seltsamerweise nicht mit den obligatorischen Monsterkostümen und auch der Bühnenaufbau wurde eher schlicht gehalten. Als Begründung dafür gab Frontmonster Lordi an, das Gepäck sei irgendwo auf der Strecke geblieben und somit hatten sie nicht mehr genügend Zeit, die volle Maske aufzuziehen, weswegen sie sich entschieden, ihr Programm so gut wie möglich ohne Kostüme durchzuziehen. Doch was die Truppe daraufhin abzog, war nicht wirklich witzig und hatte mit Professionalität auch nicht viel am Hut. Gitarrist Amen schien irgendwie überhaupt nicht bei der Sache zu sein, er verspielte sich derartig häufig, das war ja schon grausam. "Dynamite Tonight" musste sogar komplett abgebrochen und neu angefangen werden. Und auch Lordi himself hatte offensichtlich keinen Spass an der Sache, zog aber sein Programm mehr oder weniger enthusiastisch durch. Naja, ok, ist ein bisschen übertrieben, total gelangweilt trifft's wohl eher. Gott sei Dank war dann nach knapp 40 Minuten Schluss, die meisten (zurecht enttäuschten) Besucher hatten sich eh schon vorher aufgrund des Gebotenen aus dem Staub gemacht. Was hier abging war unter aller Sau und sowas trägt den Stempel W.O.A.!!! Na ganz toll, das Chaos der letzten Jahre haben die Veranstalter ja hervorragend auf die Bühne und unters Volk gebracht und dafür wieder mal mächtig Kohle abkassiert. Ein Hoch auf Wacken.
Fazit: So oder so ähnlich hätte sich der Abend abspielen können, wäre das Konzert nicht aufgrund angeblicher nicht erhaltener Genehmigungen (welcher Art auch immer) abgesagt worden. Verdammt traurig für diejenigen, die von ausserhalb angereist waren. Aber zum Glück spielten am gleichen Abend "The Haunted" im New Backstage. Und das war mehr als genug Entschädigung. Siehe Review ;-)
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Am 29.04.2003 erreichte uns via Gästebuch folgendes Statement von Sascha Onnen (Mob Rules) zum abgesagten W.O.A. Roadshow-Gig in München:
"Ein Hallo aus dem hohen Norden! das Review zur Wacken Roadshow ist echt witzig. Ich muss aber mal etwas klarstellen. Es ist kein Fehler der Organisatoren der Wacken Roadshow, sondern des lokalen Veranstalters, der für diesen Abend keine Genehmigung für eine Konzertveranstaltung hatte. Dies wurde der Crew erst mitgeteilt, als alles schon aufgebaut war und der Soundcheck schon beendet war. Alle hätte also loslegen können. Der Sound beim Soundcheck war geil (kein Piepen oder Abbrechen von einzelnen Stücken notwendig). Es tut uns für alle leid, die vor verschlossenen Türen des Metropolis gestanden haben. Wie gesagt, die Schuld kann ganz alleine dem lokalen Veranstalter gegeben werden!!!"