Review
Hackneyed - Carnival Cadavre
Wenn man so jung wie Hackneyed anfängt, ernsthaft Musik zu machen, muss man sich in der Folge immer wieder mit Vorurteilen wie "Kiddieband" und ähnlichem herumschlagen. Um sich von solchen Stigmata freizuschwimmen, hilft meist nicht mal altern, nein, man muss die Lästermäuler einfach mit qualitativ hochwertigen Outputs zum Schweigen bringen. Mit ihren Drittwerk Carnival Cadavre haben die fünf nunmehr volljährigen Musiker die besten Voraussetzungen geschaffen, endlich überall ernst genommen zu werden.
Denn dieses Release ist vor allem eines: erwachsen! Der Sound von Hackneyed klingt auf dem aktuellen Werk komplett, es fehlt nirgends etwas, was man auf Unerfahrenheit oder ähnliches zurückführen könnte. Carnival Cadavre ist ein überraschend facettenreiches Album geworden, das primär groovigen Midtempo-Death bietet, aber die Temposchraube auch mal in die ein oder andere Richtung anzuziehen versteht. Manchmal werde ich ein wenig an Illdisposed erinnert, aber auch Death Metal US-amerikanischer Prägung hat seine Spuren im Sound des Quintetts hinterlassen. Dabei schafft es die Band, Stimmungen zu erzeugen, die von augenzwinkernd bis bösartig, von brutal bis melancholisch gehen. Ja, der sarkastische Humor kommt bei Titeln wie "Damn (You're Dead Again)" keineswegs zu kurz, ohne dass die Truppe ins Lächerliche abdriftet. Und auch wenn die Band immer noch zu den jüngeren Vertretern ihrer Zunft gehört, ist die Musik keineswegs auf ultramodern getrimmt und mit irgendwelchen Zugeständnissen an den Zeitgeist verwässert (die spärlichen Pig Squeals lassen wir mal außer acht), sondern ganz klassischer Death Metal der eingängigen Sorte.
Modern ist allenfalls die Produktion und das ist keinesfalls negativ gemeint, denn Corni Bartels hat in den Weltraumstudios (u.a. End Of Green) ganze Arbeit geleistet und der Scheibe eine Wucht verpasst, die sich gewaschen hat. Der Rundling knallt ganz amtlich und entwickelt prächtig Druck, klingt aber nicht gelackt oder gar künstlich; so lasse ich mir die Moderne gefallen. Die Growls kommen dabei extrem tief zur Geltung, die Drums hämmern die Tracks geradezu in den Schädel des Hörers und die Saitenquäler haben trotzdem noch genug Raum, mit ihrem Spiel zu glänzen.
Hackneyeds Einstand bei Lifeforce ist eine rundum gelungene Sache geworden und sollte bei jedem Fan klassischen Todesbleis auf offene Ohren treffen. Diese Band wird ihren Weg machen.
Hannes