Review
Urto - Upside Down
Schon wieder gibt es ein Thrashgewitter aus Bella Italia, wer hätte das gedacht. Im Land des Stiefels sprießen die Bands wie Pilze aus dem feuchtwarmen Herbstboden. Kaum wartet man eine kleine Ewigkeit, so ist das aktuelle Werk Urtos endlich in der heimischen Anlage gelandet. Da will das thrashige Dingens so schnell nicht wieder raus. Denn hier muss man sich intensiv mit der Musik auseinandersetzen. Das benötigt einige Umläufe mehr als bei einer Speed Punk-Scheibe.
Mit dem Intro zu Beginn von "The Dilemma Remains", das an "Damage Inc." der guten alten Metallica erinnert, geht es in den speedigen Reigen für die kommende Dreiviertelstunde. Powerchords und Riffs, die den Querverweis zu Fear Factory nicht scheuen müssen, werden derart brachial runtergeholzt, dass einem das Thrasherherzerl vor Freude aufspringt und man die Luftaxt lässig kreisen lässt. Justice-Metallica oder die Würzburger Untergrundhelden Paradox schießen mir als Anhaltspunkte in den Kopf. Sänger Alessandro Olivo singt hoch und teils in mittleren Lagen, manchmal erinnert er mich in der Phrasierung an einen thrashenden Hansi Kürsch der blinden Wächter aus Krefeld. Die Drums klingen brutal, bei den Bassdrums und Beckenschlägen haben wohl Angelo Sasso oder einer seiner digitalen Brüder nachgeholfen. Passt aber dennoch zur brutalen Mucke und fällt nicht so arg ins Gewicht wie bei manch anderen Produktionen.
Nun könnte man von einem Kracher von Album sprechen, jedoch klingt vieles stellenweise überladen und es wird durch verschachtelte Breaks sehr kopflastig rangegangen. Hat sich das Ohr und die Beine an einen Part gewohnt, da gibt es, eins-zwei-drei, schon die nächste Achterbahnfahrt mit wirren Bassläufen und Handverknotungslicks. Ein bisschen weniger wäre an einigen Stellen mehr gewesen. Techno Thrash umfasst es als Stil sehr gut, wenn man denn nach einer Schublade suchen will. Das ist der Sound, dem der Rezensent in den späten 80ern die meiste Zeit gefrönt hat.
Trotz diesem relativ kleinen Kritikpunkt kann man den Italiani ein gutes Album mit Wiedererkennungswert attestieren, denn spielen und fesseln können sie. Bei "Requiem For Brainwork" wird wie anno dunnemal bei Anthrax' "Be All, End All" ein einführendes Cello bemüht. Wenn auch bei weitem nicht so catchy wie das Scott Ian und Co. 1988 gereicht haben. Wer auf Riffs satt steht oder zu moderneren Einflüssen wie Threat Signal oder eben Fear Factory das Tanzbein gerne schwingt, der kann und sollte die druckvoll gezimmerte Scheibe im Regal der Regale herzlich willkommen heißen. Gelungene Mischung aus old school (mehr) und Moderne (weniger), die auch Bay Area-Jünger ansprechen sollte.
Siebi