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Lordi - Market Square Massacre (DVD)

Lordi - Market Square Massacre (DVD)
Stil: Heavy Rock
VÖ: 03. November 2006
Zeit: ca. 127 Min.
Label: Drakkar
Homepage: www.lordi.org

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Mit Wünschen muss man bekanntlich vorsichtig sein, denn sie könnten ja erfüllt werden. Beispiel gefällig? Kaum verlangt man in einer Live-Review nach einem Dokument auf DVD - kommt es auch schon daher. Und hier war der Wunsch durchaus überlegt, und man freut sich über die Umsetzung. Man kann es Lordi wirklich nicht verdenken, dass sie die Popularität nach dem Sieg beim Schlagermeistersingen nun auch in dieser Form ausnutzen und mit einer DVD ein schönes Kompendium über das gar grausliche Treiben liefern.

Kernstück ist der Auftritt auf dem Marktplatz von Helsinki am 26. Mai 2006, bei dem Lordi im Rahmen eines Events nach dem beliebten Motto Umsonst Und Draußen ihren Grand Prix-Triumph schon mal zünftig feierten. Vor einer beeindruckenden Kulisse wird zu Lande, zu Wasser (man ist nah am Hafen) und aus der Luft (diverse Hubis müssen im Einsatz gewesen sein) das Heimspiel der Monster-Rasselbande um Herrn Lordi eingefangen und in druckvollem Dolby Digital 5.1 in die heimischen Wohnzimmer transportiert. Von der Setlist geht der Kurzgig völlig in Ordnung, da man sich auf die allseits populären Hits konzentriert - so ziehen am geneigten Zuschauer in der Ordnung des Geschehens vorbei: "Bringing Back The Balls To Rock", "Devil Is A Loser", das atmosphärische "Blood Red Sandman", die schöne Ballade "It Snows In Hell", der erste Single-Hit "Would You Love A Monsterman" und natürlich die Nummer der Stunde, "Hard Rock Hallelujah".
Musikalisch ist das überraschend tight und kraftvoll, die Gitarrenmumie rifft ordentlich vor sich hin, die Rhythmussektion feuert trotz schwerer Latexlast mit hoher Präzision. Mr. Lordi dominiert optisch wie agitatorisch die Bühne und liefert eine ordentliche Grunzleistung ab, wobei natürlich die ganz großen Chöre fehlen müssen. Hier wird klar, dass dieser Sound im Spannungsfeld zwischen Alice Cooper, Kiss, Accept und Mötley Crüe live am besten aufgehoben ist. Die Lordi-typische Horroratmosphäre kann sich leider nicht so ganz einstellen, denn wie schon bei Heinz Rühmann und Gert Fröbe geschah es am helllichten Tag, so dass kaum Lichteffekte oder Pyros zum Tagen kommen können - bis auf das abschließende Feuerwerk. Bis auf ein paar "Suomi!"-Rufe interagiert der Meister wieder nicht mit den Schlachtenbummlern, die sich's aber nicht verdrießen lassen. Fein, macht Spaß.

Die wirklich spannenden Teile lauern aber wie so oft in den Extras. Dort finden wir nämlich zunächst einmal alle Videos, die uns die Monsterbande bislang vorgeschleudert hat, und diese Filmchen haben es in sich. Das läuft immer nach dem gleichen Strickmuster ab: man nehme sich einen beliebigen Horrorfilm der 80er und 90er, der uns alle bei langen Videonächten angeschauert hat, und lasse in dieser Szenerie plötzlich die Gruselrocker auftreten. So z.B. bei "Hard Rock Hallelujah", bei dem die Schuloutsiderin plötzlich zur Herrin einer Armee von Zombie-Cheerleaderinnen wird (Buffy lässt grüßen), bei "Devil Is A Loser", in dem die Einwohner einer Leichenhalle plötzlich agil werden (nehmen wir hier mal den lustigen Return Of The Living Dead - oder auch den Re-Animator), bei "Who's Your Daddy", einer Horrorfahrt in einer Rollerskate-Disco (ok, hier also die 70er mit Xanadu), oder bei meinem Favoriten "Blood Red Sandman": Teenager versammeln sich in einer Waldhütte, spielen ein gefundenes Tonband ab und werden alsbald von allerlei Waldschraten und sich selbst terrorisiert - wie wir das ja beim Tanz Der Teufel schon erleben mussten. Hier wird deutlich spürbar, dass Herr Lordi nicht nur musikalisch, sondern auch cineastisch (ha! fünf Magg in die sprachliche Poserkasse!!) ein Kind der 80er ist. Speziell für Halloween haben sich die fünf Monster dann noch eine neue Fassung ihres ersten wirklichen Hits "Would You Love A Monsterman?" einfallen lassen - wobei dieses Video prompt von den deutschen Musiksendern in Form von Viva als zu heftig eingestuft wurde, was bedeutet, dass es in der Cliprotation nur ab 22 Uhr laufen darf. Nach eigenem Bekunden ist Herr Lordi hierüber teilweise extrem enttäuscht, andererseits aber belegt dies, dass das Monsterimage eben doch für spaßbefreite Mainstream-Anhänger eine Überforderung darstellt. Was ja nicht schlecht ist.
Als weitere Bonuspackung hat man noch eine kleine Dokumentation zusammengebastelt, die den Weg vom Halbfinale in die Endausscheidung für den Grand Prix in Finnland bis hin zum Grande Finale in Athen nachzeichnet. Zu böser Letzt darf natürlich der vom Meister höchstselbst inszenierte Horrorstreifen The Kin nicht fehlen. Alles in allem hat man sich hier Mühe gegeben, nicht nur eine Konzert-DVD, sondern ein interessantes Kaleidoskop der gar fürchterbaren Horrorkönige zu basteln, was vollstens gelingt. Der Bürgersmann soll aber bitte jetzt wieder entsetzt sein, sonst macht das Ganze nur halb so viel Spaß.

Holgi

5 von 6 Punkten

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