Review
Chapel Of Disease - The Mysterious Ways Of Repetitive Art
Der Retro-Wahn macht auch vor der extremen Schiene nicht halt. Gut zwei Jahre nach ihrem allseits gelobten Debüt Summoning Black Gods sind Chapel Of Disease auch weiterhin Old School bis in Mark, wenn sie ihr finsteres Gebräu aus Death, Thrash und Doom anrühren. Nach rein instrumentalem Auftakt schielt "The Dreaming Of The Flame" klar in Richtung nordeuropäischer Todesschmiede und weckt unweigerliche Erinnerungen an alte Asphyx, wenn sich ultra zähe Parts und Up-Tempo-Geklopfe die Klinke in die Hand drücken. Sänger und Gitarrist Laurent röhrt dabei zwar nicht ganz so extrem wie ein Martin van Drunen, bringt aber genügend Boshaftigkeit ins Spiel, um die morbide Atmosphäre der Stücke noch zu untermauern. Auch "Masquerade In Red" wurzelt im klassischen Death Metal, atmet Stockholmer Luft der frühen 1990er und zieht dank wechselndem Einsatz von sägenden Gitarrenwänden und filigranen Akustikparts einen weiten Spannungsbogen über seine gesamte und nicht gerade knapp bemessene Spielzeit. Im darauf folgenden "Lord Of All Death" erweitert die Band ihr Repertoire aufs Neue, wenn sich neben überraschender Melodik und ausgiebiger Soloarbeit auch Spuren von skandinavischem Black Metal in der Gitarrenarbeit heraus hören lassen. Schließlich hat "Symbolic Realms" eine ordentliche Schippe Black Sabbath mit auf den Weg bekommen, ehe sich altbewährtes Thrash-Riffing durchsetzt und bis zum Ende der Scheibe immer wieder ein Thema wird. Auch der finale Zehnminüter "... Of Repetitive Art" schreit laut Slayer! und ist mit seinen unheilvollen Riffs einfach nur bombiger Schlussstrich für ein durchgehend spannendes und vielseitiges Album.
Die Songs basieren übrigens allesamt auf deutsch- und englischsprachigen literarischen Vorlagen der letzten drei Jahrhunderte, etwa von Edward Plunkett Lord Dunsany, Johann Peter Hebel oder Gustav Meyrink. Zudem bekamen die einzelnen Stücke inhaltlich passende Illustrationen im Stil des geschmackvollen Coverartworks zur Seite gestellt, sodass The Mysterious Ways Of Repetitive Arts auch auf gestalterischer und konzeptioneller Ebene Punkte sammeln kann. Ein heißes Eisen also, das die Messlatte für Old School Death gleich zu Beginn des Jahres ganz schön hoch setzt!
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