Review
Judas Priest - Redeemer Of Souls
Nachdem das letzte Priest-Album Nostradamus manch einen Vasallen vor den Kopf gestoßen hatte, ging das Gerücht über das Ende der Metal-Pioniere. War da nicht auch so etwas wie eine Abschiedstournee? Gut, Judas Priest sind ganz sicher nicht die Ausnahme, wenn es darum geht, dass nach dem scheinbar unvermeidlichen Ende dann doch noch eine Schippe nachgelegt wird (siehe Running Wild, Scorpions und viele mehr). Sechs Jahre nach Nostradamus heißt der von manchen heiß ersehnte, von anderen wieder eher skeptisch erwartete Nachschlag Redeemer Of Souls. Skeptisch vielleicht schon deswegen, weil Ur-Gitarrist Kenneth Downing seit 2011 nicht mehr dabei ist und nun durch Richie Faulkner ersetzt wurde.
Um es kurz zu machen: Herr Faulkner macht auf Redeemer Of Souls einen sehr guten Job und überhaupt ist das Album ein starkes Stück Heavy Metal geworden, das vor starken Soli und knackigen Riffs nur so strotzt. Völlig losgelöst von konzeptionellen Zwängen macht im Grunde jeder einzelne der insgesamt 13 neuen Songs ganz ordentlich Laune. Das beginnt schon bei der mitreißenden Doppelspitze aus "Dragonaut" und dem Titeltrack und gipfelt ein erstes Mal bei der darauf folgenden Metalhymne "Halls Of Walhalla". Natürlich sollte man nicht erwarten, dass Judas Priest nahtlos an ihre ganz großen Klassiker aus den 80ern anknüpfen. Aber sie orientieren sich doch deutlich an den Meilensteinen der Metalgeschichte, die sie selbst einst gesetzt haben. Es folgt ein ausgewogener Mix aus richtig rasanten Nackenbrechern wie etwa "Metalizer" und eher gedrosselten Nummern. An erster Stelle sei hier das herrlich stampfende "March Of The Damned" genannt, aber auch "Crossfire", das mit seiner Bluesnote ein wenig an Black Sabbath erinnert, setzt Akzente. Dann noch einige mitsingtaugliche Midtempo-Headbanger wie "Down In Flames" und "Battle Cry" plus die finale Ballade "Beginning Of The End" und fertig ist das formidable Comeback. Der Metal-Gott? Gut Herr Halford besitzt mit 63 nicht mehr jenes gewaltige Spektrum, das er in seinen besten Jahren hatte, wirklich schaden kann das dem Material am Ende aber nicht.
Einziger echter Kritikpunkt, der an dieser Stelle angebracht werden muss, ist der Klang des Rundlings - hier hätte man doch deutlich mehr rausholen können! Das ist ärgerlich aber nicht ausschlaggebend. Redeemer Of Souls ist eine echte Überraschung im positivsten Sinne, vor allem wohl für al jene, die Judas Priest schon längst abgeschrieben hatten.