Review
Young Blood - No Retreat
VÖ: 09. Oktober 2012
Zeit: 56:15
Label: Eonian Records
Homepage: www.eonianrecords.com/bands/youngblood.html
In neun von zehn Fällen liegen Eönian Records mit der Auswahl ihrer Feature-Bands richtig. Noch mal zur Erinnerung: die Plattenfirma hat sich auf die Fahnen geschrieben, End-Achtziger-/Früh-Neunziger-Sleaze-, -Glam- und Hard Rock-Acts, die damals keinen Plattendeal ergattern konnten bzw. von der Grungewelle hinweg gespült wurden, die Möglichkeit zu bieten, ihre Songs nun doch noch zu veröffentlichen. Ist nun die Truppe Young Blood rund um Sänger Bobby Sisk und das Gitarren-Duo Jeff Diehl/Eric Saylors der fragliche zehnte Fall? Komplett überzeugen können die 16 (!) Tracks auf No Retreat, das im Original bereits 1989 aufgenommen wurde, jedenfalls nicht.
Fangen wir mit den Positiva an: Sisk ist ohne Frage ein Gesangeswunder, wie er schon mit dem Eröffnungsschrei des Openers "Pump It Up" unter Beweis stellt. Wer das Organ von Michael Matijevic, seines Zeichens der Macher von Steelheart kennt, der hat eine ziemlich exakte Vorstellung davon, wie sich die Vocals auf No Retreat anhören - allerdings, auch das muss im gleichen Zug erwähnt werden, übertreibt es der gute Sisk dann und wann; vgl. etwa "Love Is All Around", das jedoch sonst noch ganz gut groovt. Weiterhin recht cool wirken jene Gitarrenlicks, die Sisk immer wieder ergänzen und die Gesangslinien quasi weiterführen, und dazu die exzellenten Backgroundchöre. Auch die Soli können sich bisweilen sehen lassen wie etwa in "Heat Of Passion" oder "Feel Thang" (geiler Titel!). Insgesamt zähle ich aber nur vier Nummern, inklusive der letztgenannten, die wirklich hängen geblieben sind, was sicherlich auch an der Überfülle an Songs liegt - vielleicht wäre weniger hier tatsächlich mehr gewesen. Hinzuweisen ist demnach auf "Get Down To It", dessen Chorus sich sofort einbrennt und dessen Groove fast unschlagbar genial von den Vocals mit Leben erfüllt wird. Daneben die wirklich tolle Piano-Ballade "Coming Home" im Stile von... genau... "Home Sweet Home" von Mötley mit einem cooperesken Touch (man höre sich die Balladen auf Goes To Hell an) und das angeswingte "Taste Of Your Lovin'", das mit echten 80er-Synthies aufwartet und wohlig an ZZ Top und "Fool For Your Lovin'" von Whitesnake erinnert. Vielleicht auch noch eine weitere Ballade, nämlich "My One And Only", deren Western-Gitarren-Sound quasi mit dem Finger auf Slaughter und Firehouse zeigt, wobei der Track schon hart an der Grenze zu dem liegt, was man "cheesy" nennt.
Ich zücke gerade noch (!!!!) vier Punkte, auch weil die musikalische Klasse von Young Blood außer Frage steht, allerdings mit dem Hinweis, dass bspw. Rattleshake aus dem gleichen Hause (gleiche Zusendung!) mit sieben (!) Songs deutlich mehr erreichen als Young Blood mit ihren 16.
Fuxx