Review
Straight Line Stitch - The Fight Of Our Lives
Es gab eine Zeit, da wurde alles, was nur entfernt nach Metalcore roch, von den Record Companies bereitwillig und oft willkürlich gesignt. Diese Zeit dürfte vorbei sein und es ist auffällig, wie der Begriff des "Metalcore" in den Promosheets (in diesem Fall von Spinefarm) umschifft wird, und auf einmal wieder von den "Heavy Metal and Hard Rock fans" gesprochen wird. Gott, oh Gott, das Biz. Also: "Straight Line Stitch (die Band, um die es hier geht) shall secure their rightful place amongst the forerunners of Metal." So lautet der letzte Satz im Promosheet. Der Rezensent kann sich ein Grinsen nicht verkneifen und kratzt sich zweifelnd den Kopf, denn auf The Fight Of Our Lives bieten Straight Line Stitch dem Hörer einen Mix aus eben Metalcore der Marke As I Lay Dying und entfernter Unearth der Anfangstage mit einem leichten Hang zu elektronischen Spielereien und der einen oder anderen Melodic Death-Zutat - aber: an genannte Bands kommen die Jungs (und das Mädel) aus Knoxville, Tennessee nicht ansatzweise ran.
Gewiss, die Band firmiert unter ihrem Namen schon seit 1999, wurde in den letzten Jahren runderneuert - Kanky Lora (Drums) und Kris Norris (Git.) stießen 2009 bzw. 2010 dazu - und kann bereits auf drei Studioalben und diverse EPs zurück blicken; und die Vocals von Sängerin Alexis Brown nehmen sich im Opener "Tear Down The Sky" zumindest noch "interessant" aus, aber spätestens beim dritten Song "Laughing In The Rearview" fällt einfach auf, dass bei den Screams und Shouts der Punch, beispielshalber einer Angela Gossow, oder der Wahnsinn einer Corinna Becker (Deathfist) schlichtweg fehlen. Die Ausnahmen bilden hierbei die beiden Brecher "No Tomorrow" und "Bar Room Brawl", die gegenüber dem Rest des Materials deutlich mehr an Power und Energie zu transportieren wissen. Die cleanen Gesangs-Passagen, zwar sauber gesungen wie in "One Reason" oder "Living Dead", sind ein wenig dünn geraten, was sicher zu einem Teil an der Produktion, aber eben auch am erzeugenden Organ liegen kann. Man sollte die Combo nicht verdammen (aber eben auch nicht, wie mancherorts nachzulesen ist, komplett überschätzen), denn Songs wie "Sound Of Silence" gehen teilweise durchaus gut ins Ohr, haben aber auf der anderen Seite im Melodie- und Riff-Bereich kaum etwas im Repertoire, was man nicht schon mal so irgendwo anders und das eben im Metalcore-Bereich gehört hat.
Zu mehr als drei Punkten reicht es leider nicht und außerdem: mit den Begriffen "Heavy Metal" und "Hard Rock" (allein der Schlusstrack "Ashes In The Wind" könnte diese Bezeichnung rechtfertigen) sollte man, nachdem sie Jahre lang gänzlich verpönt waren, weder inflationär noch arbiträr, sondern mit Vor- und Umsicht umgehen.
Fuxx