Review
Primordial - Redemption At The Puritan's Hand

Sie haben es tatsächlich geschafft! Sie haben einen alten, starrsinnigen Kauz, der dieser Band bisher nicht viel abgewinnen konnte, mit ihrem aktuellen Werk komplett überzeugt und damit zumindest einen Fan gewonnen. Allerdings wage ich zu bezweifeln, dass dies der einzige Erfolg sein wird, den Primordial mit Redemption At The Puritan's Hand erzielen werden, viel zu gut ist dieses Meisterwerk geworden.
Nachdem die Band 2010 kurz vor dem Auseinanderbrechen stand und Drummer Simon O'Laoghaire kurzzeitig nicht mehr Mitglied der irischen Institution war, bekam man im Herbst desselben Jahres noch die Kurve, raufte sich zusammen und erschuf dann als wieder funktionierende Einheit dieses Monumentalwerk, das sich vor dem hoch gelobten Vorgänger-Album in keinster Weise zu verstecken braucht. Acht düstere, verzweifelte, unglaublich intensive Hymnen wurden aufs Plastik gebannt, die trotz aller Hoffnungslosigkeit nie zu selbstmitleidig werden. So bleibt die vermittelte Stimmung jederzeit glaubhaft und zieht den Hörer unweigerlich in ihren Bann, ohne ihn jedoch zu sehr in bodenlose Tiefen zu reißen, aus denen er nicht mehr aufzutauchen wagt. Eine feine, äußerst gelungene Gratwanderung, welche die Iren da hingelegt haben, da kann ich nur den Hut ziehen.
Einen nicht unbeträchtlichen Teil des positiven Eindrucks führe ich auf Allan Averills Sangesleistung zurück. Natürlich war er schon immer ein Ausnahmekünstler, aber sein eindeutig im irischen Klagegesang angesiedelter Stil war bisher mein Ding nicht. Sein aktueller Sangesstil ist zwar immer noch eindeutig in diesen Gefilden anzusiedeln, aber er hat das Weinerliche, das diese Art des Gesangs auszeichnet, doch ein wenig zurückgefahren und klingt über weite Strecken doch eher wütend und kämpferisch. Seine Mannschaft fällt gegenüber dem Frontmann qualitativ kein bisschen ab und liefert eine makellose Performance ab, die beeindruckend tight klingt und vermuten lässt, dass die Differenzen des letzten Jahres endgültig ad acta gelegt wurden. Produktionstechnisch hat Metal Blade ganze Arbeit abgeliefert, dieses Opus klingt voll und erdig, roh und grob und dennoch klar und transparent.
Primordial haben mit ihrem 2011er Werk ihren bisherigen Zenit erreicht. Hier gehen handwerkliches Können und songwriterische Qualität Hand in Hand und hinterlassen vor allem eines: Erinnerungswürdige Stücke wie den Opener "No Grave Deep Enough" oder den Quasi-Titelsong "The Puritan's Hand". Aber das alles kulminiert erst im Göttersong "The Mouth Of Judas", der so unglaublich dicht und intensiv aus den Boxen kriecht, dass man Angst bekommt, nie wieder von diesem Meisterwerk losgelassen zu werden. Absolut unglaublich, was sich da während knapp neun Minuten an Emotionen über einen ergießt. Herrgott, was für ein Geniestreich, alleine dieses Stück Tonkunst würde die Höchstnote verlangen. Und die gibt's dann auch ohne große weitere Worte.
Hannes
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