Interview
Interview mit Seventh Avenue (30.11.2004)
Nach dem Knaller Eternals ließ ich es mir natürlich nicht entgehen, Herbie Langhans von Seventh Avenue ein paar Fragen zur neuen Scheibe zu stellen. Dabei wird deutlich: er weiß genau, wo er mit seiner Band hin will, und davon lässt er sich durch nichts und niemand abbringen. Recht so!
HH: Hallo Herbie - erst mal kurz zu den wichtigen Dingen im Leben, hättest Du gedacht, dass der Vfl auf Platz 1 in der Liga kommt? Was ist Deine Schätzung für das Ende der Saison? Ist ein Champions League Platz drin?
Herbie: Vfl, das ist doch dieser Fußballverein hier, oder? Keine Ahnung! Fußball ist irgendwie an mir vorbeigezogen.
HH: Jetzt zum neuen Album. Die Presseinfo spricht davon, dass Euch mit Eternals ein "konsequenter Schritt nach vorne" gelungen ist. Woran macht Ihr das fest? Wo seht Ihr den Hauptfortschritt seit Between The Worlds (2003)?
Herbie: Wir sind einfach gefestigter als Band geworden. Das Songwriting ging diesmal flüssiger, und wir haben die neuen Songs noch livetauglicher gemacht. Außerdem war es das zweite Album, das wir so in dieser Art im eigenen Studio gemacht haben. Ich denke einfach, wir haben aus einigen Fehlern gelernt und dieses Mal alles noch besser gemacht - vom Songwriting bis zur Produktion. Aber ich denke, wir sind noch lange nicht am Ende angekommen, nach oben hin ist noch Platz.
HH: Mit Markus Beck habt Ihr einen neuen Tieftöner in Euren Reihen. Wie fügt er sich ein - und was sagt er dazu, dass Du nach wie vor alle Songs selbst schreibst? Hat schließlich bei Jason Newsted auch zum Frust geführt, dass er nie wirklich was beisteuern konnte...
Herbie: Erstmal fügt sich Markus super ein, er passt perfekt zur Band - vor allem menschlich und sogar musikalisch haut es prima hin. Dieses Mal hatte Markus eh noch nicht die Zeit, sich irgendwelche Gedanken zu neuen Songs zu machen, da er erst Mal viele alte Sachen lernen musste, und dann schon die fertigen Sachen zu Eternals. Aber für die nächste Scheibe könnte ich mir schon vorstellen, dass Markus vielleicht was beisteuert, denn er hat einen sehr coolen Style.
HH: Das Album ist von Dir selbst produziert, nur die Vocals hat Victor Smolski von Rage erledigt. Wie kommt's, und seid Ihr mit dem Ergebnis zufrieden?
Herbie: Ja, ich habe dieses Album auch wieder produziert, denn Geld für jemand anders wäre eh nicht da. Aber ich habe schon immer an unseren Alben mitproduziert - nur die letzten beiden konnte ich im Alleingang machen, denn so war es einfacher, genau die Ideen umzusetzen, wie ich sie mir für die Songs gedacht habe. Victor kenne ich schon ein paar Jahre; er hat ja auch beim letzten Album mitproduziert, und ich war sehr froh, dass er wieder Zeit hatte. Es macht einfach Spaß, mit so jemandem wie Victor zusammenzuarbeiten, denn er ist neben seiner Professionalität auch ein supercooler Typ. Wir hatten eine Menge Spaß.
HH: Vergleiche zu Helloween könnt Ihr sicher nicht mehr hören. Wo seht Ihr selbst Eure großen Vorbilder? Welche Einflüsse versucht Ihr zu verarbeiten?
Herbie: Ich denke, Helloween passt bei uns wirklich nicht mehr so, denn nur weil wir mal flüssige Melodien haben, sind wir lange nicht Helloween. Früher haben sie uns in den Anfängen schon begleitet, doch mittlerweile haben wir uns doch schon recht eigenständig entwickelt. Wir haben in all den Jahren viele Einflüsse aufgeschnappt (Helloween, Rage, Stratovarius, Metallica, bis hin zu Zakk Wylde, Whitesnake, Thunderhead) - ich könnte Dir auch gar keine direkte Lieblingsband von mir nennen.
HH: Auf dem Cover geht’s fantasy-mäßig zu, und auch die Eröffnung "Battle For Destiny" geht in diese Richtung. Gehört das einfach zum Power Metal dazu, oder habt Ihr tieferes Interesse an Fantasy und Mythen? Und wie passt Euer Name dazu, hat der eine tiefere Bedeutung?
Herbie: Es geht hier nicht so sehr um Fantasy und Mythen. Auf dem Cover und auch dem roten Faden des Albums wird man schnell erkennen, dass viele Hintergründe, Texte, Ideen und Themen aus der Bibel kommen. Die Bibel ist denke ich mehr als nur ein Mythos, sie ist schließlich das älteste und nachgewiesenste Buch der Welt. Für uns ist dieser christliche Background sehr wichtig, denn wir versuchen auch danach zu leben.
HH: Nach Eurer Südamerika-Tour 2002 plant Ihr für 2004 wieder eine Gastspielreise als Headliner dorthin. Was zieht Euch gerade nach Südamerika? Wie erklärt Ihr Euch Eure Popularität dort?
Herbie: Ja, die Tour ist zwar verschoben, aber im Februar 2005 geht es wieder nach Südamerika und vielleicht machen wir dort auch eine Live-Scheibe. Warum wir jetzt genau da so bekannt sind, kann ich auch nicht sagen. Es hat bei der letzten Tour einfach schon ziemlich schnell Boom gemacht, dass wir dachten, meine Güte, was geht denn hier ab. Auf jeden Fall stehen die da drüben ziemlich auf uns. Kann natürlich auch damit zusammenhängen, dass es da prozentual sehr viele Christen gibt. Wir freuen uns auf jeden Fall schon auf die Tour - vor allem, weil da im Februar Hochsommer ist, und der Caipi ist wirklich aller erste Sahne.
HH: Wird es neben der Südamerika-Tour auch Gigs in Deutschland geben? Als Headliner oder als Guests?
Herbie: Wir spielen natürlich auch wieder viele Einzelkonzerte in Europa, aber leider haben wir noch nichts konkretes, was eine Support-Tour angeht. Aber wir werden auf jeden Fall probieren, so viel es geht zu spielen.
HH: Eure Alben werden von Presse immer wieder hochgelobt, auch die neue Scheibe kommt gut rüber. Der ganz große Durchbruch läßt noch auf sich warten. Fehlt nur noch das letzte Quentchen Glück? Oder ist der Markt einfach zu voll?
Herbie: Beziehungen, Glück, der richtige Moment, ich hab' ehrlich gesagt keine Ahnung, ich weiß nur, dass wir auf einem guten Weg sind. Wir werden uns nicht niederschmettern lassen von schlechten Reviews oder zu niedrigen Verkaufszahlen. Denn für uns ist es erst Mal die Sache an sich, an die wir glauben. Von daher bin ich fest davon überzeugt: wenn wir so konsequent unseren Weg weitergehen wie bisher und uns nicht aus der Bahn werfen lassen, werden wir irgendwann dafür belohnt.