Review
My Inner Burning - Eleven Scars
Das war vielleicht eine Überraschung, als ich vor etwa eineinhalb Jahren völlig unbedarft das selbstbetitelte Debüt von My Inner Burning in den Schacht meiner Anlage schob, nicht wissend, was da für ein Leckerbissen auf mich wartet. Oft habe ich die Scheibe seitdem gehört und oft habe ich mich schlau gemacht, wann denn nun endlich der Nachfolger auf den Markt kommen wird. Nun ist es soweit, das Warten hat ein Ende!
Eleven Scars heißt das gute Stück - elf Narben, weil jeder der elf Songs ein gewissermaßen einschneidendes Erlebnis schildert, das durchaus eine tiefe Narbe in der Psyche des Menschen hinterlassen kann. Für die musikalische Interpretation dieser Idee sind die fünf jungen Musiker ihrem Stil treu geblieben und präsentieren uns eine elektrisierende Mixtur aus Melodic Metal, Gothic und Metalcore. Im Mittelpunkt des Geschehens steht dabei Sängerin Becky Gaber, deren kraftvolles Organ, aber vor allem ihre einzigartige Phrasierung nur erahnen lassen, welch hitziges Temperament in dieser reichlich tätowierten Dame schlummert. So werden auch die Herren an den Instrumenten gefordert und sorgen für eine druckvolle Kulisse aus flotten Drums, Synthesizern und tief gestimmten Gitarren. Selten kriegt man Female Fronted Metal mit soviel Power um die Ohren!
Es ist ein schweres Unterfangen, auf diesem Album Einzelnes herauszupicken, hat man doch das Gefühl, dass sich das Quintett mit jedem Song noch weiter steigert. Neben dem emotionalen "Electrified" und der verspielt-melodischen Nummer "Demons" hat es mir das bombastische "New Breed", das auf instrumentaler Seite Erinnerungen an Pain wach ruft, besonders angetan. Und dann ist da auch das ruhige Stück von der Akustikgitarre "When I'm Gone", das besonders während seiner ersten Akkorde eine gewisse Nähe zu Metallicas "One" aufweist, im Weiteren eine Lounge-artige Stimmung entwickelt und sich somit klar vom übrigen Material distanziert.
Das Album in seiner Gesamtheit zeigt zahlreiche Facetten und bereitet jede Menge Spaß beim Hören. Auch das Cover-Motiv ist diese Mal ein Hingucker geworden. Habe ich beim Debüt noch gezögert, die volle Punktzahl zu vergeben, fällt bei Eleven Scars die Entscheidung leicht. Sechs Punkte sind hier absolut gerechtfertigt!