Review
Butcher - Welcome To The Night
Da soll noch einer durchblicken...
Auf dem Backcover der CD sind 14 Titel aufgeführt, auf der Scheibe selbst befinden sich 26 Tracks. Als Sängerin wird einzig und alleine Lil Tang aufgeführt, aber wer übernimmt dann die männlichen Gesangsparts, die man zuhauf auf dem Tonträger findet? Und was hat es mit den beiden Covin-Stücken, die man zu hören bekommt, auf sich? Fragen über Fragen, aber ein paar davon kann man nach einer gewissen Zeit und etwas Recherche beantworten.
Kommen wir zuerst zu der Anzahl der Tracks. Fakt ist, dass man auf Welcome To The Night 14 "echte" Songs findet (wenn man denn Pro- und Epilog mit dazurechnet), bei den anderen zwölf Stücken handelt es sich um etwas obskure Pseudo-Nachrichten, Pseudo-Werbeeinblendungen und Pseudo-Radiomoderationen. Etwas wirr und vor allem verstehe ich den Sinn dahinter nicht wirklich, im Prinzip ist die erste Hälfte der Scheibe ein großes Verwirrspiel und nicht dazu angetan, mir den Einstieg ins Album zu erleichtern. Von mir aus hätte die Band sich den Krimskrams sparen können.
Dann zur Sangesfraktion: Ja, Lil Tang übernimmt den weiblichen Part (wer hätt's gedacht?), die männliche Stimme stammt von Bandgründer StoneAge, was man bei der Lektüre der Bandbio auf deren Website herauslesen kann. Okay, immerhin kommt so weit Licht ins Dunkel und man erfährt auch, dass der Herr früher bei einer Kapelle namens Coven tätig war, womit wir auch schon bei den angesprochenen Stücken eben jener Band angekommen wären.
So weit, so gut, aber was bekommt der Käufer denn überhaupt für Musik auf der Scheiblette geboten? Ganz klar amerikanischen 80er Jahre Heavy Metal, wie er klassischer gar nicht sein könnte. Allerdings heißt klassisch in diesem Fall nicht unbedingt klasse, denn auch wenn das Songwriting noch als durchaus passabel durchgehen kann, ist dies bei der Umsetzung keineswegs durchgehend der Fall.
So klingt die CD schon etwas schwachbrüstig. Gut, das mag im ersten Moment der Art der Musik gar nicht so unangemessen sein, kann mich auf Dauer aber nicht völlig zufrieden stellen. Dann der Gesang: Wenn Madame sich als Rockröhre versucht, geht das Ergebnis einigermaßen in Ordnung, auch wenn manche Stellen etwas gezwungen und nicht souverän wirken. Sobald sie aber versucht, gefühlvoll zu singen, kann man das als "Barbie performs Minnie Mouse" betiteln (oder war's andersrum?). Nö, das funktioniert nicht, ganz besonders abschreckend ist in diesem Zusammenhang die unvermeidliche Quotenballade "Silence", bei der mein persönlicher Schmelz... äh Schmalzpunkt ganz deutlich überschritten wird. Hätte die Band den Songtitel doch wörtlich genommen...
Dabei kann dieser Output mit durchaus beachtenswerten Momenten aufwarten. Stücke wie der Titeltrack oder ganz besonders das verdammt geile "Halloween" zeigen, dass das Händchen fürs Songwriting zweifellos vorhanden ist, wobei auch hier wieder die stimmliche Limitierung der Frontdame den Spaß ein wenig dämpft.
Die ganze CD hat mit Detailproblemen zu kämpfen und verschreckt den Hörer zusätzlich noch mit dem doch arg konfusen Aufbau. Da verhelfen auch die durchaus vorhandenen Ansätze weiter hinten auf dem Rundling nicht zu einer guten Wertung; bis man zu diesen brauchbaren Stücken kommt, ist das Kind schon in den Brunnen gefallen.
Hannes
Vorheriges Review: Necrophobic - Bloodhymns (Re-Release)