Review
Helvetets Port - Exodus To Hell
Helvetets Port, schon mal was von gehört? Gestern noch Undergrund, heute auf der Pure Steel-Showbühne. Die Bilder der Schweden sehen recht vielversprechend aus. Das ist Spandexkultur der Mitt-Achtziger, als man das Söckchenpaar noch im Schritt verstauen durfte ohne rot zu werden. Das muss gehört werden.
Mit "The Shogun" geht es roh und etwas old schoolig zur Sache. Die NWOBHM stand hier offensichtlich Pate, die Struktur des Songs ist sehr simpel gehalten, der Sänger eher Durchschnitt. Die Breaks könnten auch von einer Schülercombo sein, die zeigen will, dass man Dynamik in einem Song durchaus ohne Stolpern aber holprig unterbringen kann. Der Sound der Rhythmusklampfen ist ordentlich, klingt sehr natürlich belassen und nach 80er-Stoff. Hat man sich mit der kauzigen back to the roots-Ausrichtung einmal angefreundet, kann man sicherlich ein wahres Untergrund-Schätzchen entdecken. Der Charme liegt hier in der Simplizität und nicht dem Ansinnen eines "höher, schneller, weiter".
Gegen Kandidaten wie die Landsmänner von Enforcer, Portrait, In Solitude oder alten Veteranen wie Torch oder Heavy Load kackt man ordentlich ab, denn dazu fehlt Helvetets Port irgendwie eine gewisse Ernsthaftigkeit und vor allem musikalisches Können an den Instrumenten und im Songwriting. Manchmal denke ich an einen schlechten Witz oder eine Persiflage auf kauziges old school-Gedöns. Aber gemäß ausgewiesener Undergroundfreaks nehmen sich die Burschen und ihre Mucke doch zu ernst, dass man sie als Musikclowns abstempeln könnte.
Nach dem fünften Song "Diamond Claw" ist meine Geduld fast aufgebraucht und ich gönne mir erst mal wieder Musik von Bands, die auch irgendwie spielen können und nicht klingen wie ein schlecht gemachter Witz. Aber genug der wüsten Gedanken, denn wer es old school anno 1980 mag, jedes Demo des leibhaftigen Kauz Metal feiert, der darf dem Exodus To Hell folgen. Mit dem Kauf der Scheibe erhält man zusätzlich die Tracks der vergriffenen Metal Strike-EP und daneben noch das Video zu "Lightning Rod Avenger". Zumindest wurde so noch etwas die ansonsten magere Spielzeit aufgebläht. Nein, liebe Freunde von Pure Steel, das ist der erste Rohling, den ich als glatte Verschwendung des Materials tituliere, mich aber gleichzeitig diesem unterschwelligen Charisma der Jungs nicht wirklich entziehen kann. Echte Fans lachen darüber und ordern zusätzlich das Vinyl über High Roller. Das ist old school as fuck.
Siebi
Vorheriges Review: Four Year Strong - Explains It All