Review
Hearse - Single Ticket To Paradise
Single Ticket To Paradise stellt das mittlerweile fünfte Album der Schweden dar. Fünf ist Trümpf ist man geneigt zu sagen. Hat mich der melodische Death Metal mit starker Rock And Roll-Schlagseite beim Vorgänger In These Veins zu Tränen der Glückseligkeit gerührt, so zeigen Johan Liiva und Co. einmal mehr, wie man trendfrei mit viel Spaß in den Backen weit ab von Arch Enemy und Konsorten brettern kann.
Die Rezeptur bleibt auf dem neuen Album voll erhalten. Einzig die melodische Leadgitarre wurde weiter ausgebaut und etwas mehr Wert auf Tempovariation zwischen den einzelnen Stücken gelegt. Darüber hinaus versprechen akustische Ruheparts in den Stücken sogar progressive Ausflüge, welche aber nicht als Prog im Sinne der Stilschublade zu sehen sind, sondern mit einem imaginären Augenzwinkern auflockern. Im Titeltrack werden einige Spoken Words-Passagen zum Midtempo-Treiben gesprochen. Ein cooles von Akustikgitarren unterbrochenes Instrumental, das zum Konzept der Scheibe passt. Passend auch das geniale Cover mit Stonehenge-Anleihen. Macht sich bestimmt hervorragend in Vinylgröße, wird aber bei der Scheibe ein Wunschdenken sein, zumindest ist in dieser Richtung aktuell nichts geplant.
Produziert wurde von Altmeister Dan Swanö, der dem Trio einen klassischen Breitwandsound spendierte. Zu mäkeln gibt es für mich nur an den immer wieder nervigen verschiedenen Aufnahmetechniken der Vocals etwas. Da werden Stimmen gedoppelt und getripelt, dazu sehr viel Hall, meist zuviel, auf diese gelegt. Das übertüncht zuweilen die gute Instrumentenfraktion. "Degeneration X" böllert in bester aktueller Entombed-Manier auf den Hörer ein. Fies, etwas punkig angehaucht und mit melodischen Twingitarren reckt man leidenschaftlich gerne sein Bier und die Faust in die Höhe. So muss es grooven und rollen. Das abschließende teilweise doomige "Your Purgatory" mit wiederum erzählenden Strophen setzt das i-Tüpfelchen auf ein tolles Album.
Ein absolut wertiger Nachfolger und in sich stimmiges Album, das die Einzelfahrkarte ins Paradies souverän einlöst aber nicht ganz am Vorgänger kratzen kann. Trotzdem für jeden Schweden-Deather empfehlenswert, mal das Ohrenpaar zu riskieren. Dazu gibt es noch eine DVD namens "Live In Holland 2004" mit fünf Livestücken (gedreht von Legion Of The Damned-Sänger Maurice und seiner Firma Low Life Media), dem Video zu "Sundown" und einer umfassenden Bildergalerie. Value for money sozusagen.
Siebi