Review
Debauchery - Rockers & War
Das neue Werk der Schlächter von Debauchery hat eine interessante Entstehungsgeschichte, hat die Band doch ihre Fans letztes Jahr zu einem Internetvoting aufgerufen, um den Stil dieses Albums festzulegen. Man kann von solchen Aktionen halten, was man will, aber Fan-Nähe wird damit zumindest angedeutet. So haben sich die Wähler denn für einen Mix aus Death Metal und Rock'n'Roll entschieden, was angesichts das bisherigen Schaffens der Schwaben nicht wirklich verwundern sollte.
Allerdings findet auf dem aktuellen Output keine Vermengung der beiden Stilarten mehr statt, statt dessen wird dem Hörer eine zweiteilige CD geboten, in deren erster Hälfte primär geknüppelt wird, während der zweite Teil dann wesentlich entspannter aus den Boxen schallt. Eigentlich eine ganz nette Idee, doch ein wenig hapert es dann zumindest anfangs mit der Umsetzung. Denn auch wenn ich ein Fan von Geprügel und Grobhorstmucke bin, gehen mir hier doch ein paar Songs am Bürzel vorbei. Zu unstrukturiert und ziellos erscheinen mir Stücke wie "There Is Only War" oder "Primordial Annihilation". Zwar haben auch diese Songs den ein oder anderen guten Moment, aber im Großen und Ganzen ist das Allerweltsmucke, die sich nicht wirklich im Gehörgang festsetzen kann, da hilft auch der teilweise recht massive Einsatz des Tasteninstruments nicht weiter. Der Einstieg in das Album geht also schon mal leicht ins Höschen, aber zum Glück sind auch Songs vom Kaliber eines "Honour And Courage" und vor allem "Wolves Of The North" mit von der Partie, die den Knüppelteil vor dem Absturz in die unteren Wertungsregionen retten. Anders sieht das dann schon beim Rock'n'Roll-Teil der Scheiblette aus, die entspannt und groovig wie eh und je daherkommt. Zwar werden auch nicht nur Übersongs geboten, aber zumindest grundsolides Futter für den heimlichen Ac/dc-Fan, mit "Rocker" findet dann sogar ein recht starker Rauswerfer am Schluss des Rundlings.
Technisch geht der Output absolut in Ordnung; Produktion, Spieldauer und Coverartwork geben keinen Grund zur Klage. Dafür, dass es sich bei Debauchery mittlerweile um ein Ein-Mann-Projekt handelt, macht Herr Gurrath eine recht passable Figur an den jeweiligen Instrumenten, nur zur Bedienung der Schießbude hat er sich mit Ex-Belphegor-Schlagwerker Tomasz Janiezewski verstärkt, der ebenfalls einen tadellosen Job abliefert.
Schade, dass der Anfang der CD ziemlich zäh ist, sonst wäre wertungsmäßig mehr drin gewesen, so bleibt es bei einer immerhin noch leicht positiven Bewertung. Aber die Qualität der Vorgängerscheibe wird leider nicht erreicht, dazu gibt es einfach zu viele Ausfälle. Na ja, vier Punkte sind aber auch was...
Hannes
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