Review
The Prodigy - Invaders Must Die
Der vermutlich am undankbarsten aufgenommenen Neuveröffentlichung seit Jahresbeginn sind diese Zeilen gewidmet. In den Neunzigern als "radikal, revolutionär und überhaupt" gefeiert, ist der Stern der britischen Elektro-Wunderkinder seit Ende des letzten Jahrzehnts stetig gesunken. Irgendwann ist eben auch der heißeste und revolutionärste Scheiß abgekühlt, aber die Erwartungshaltung seitens Fans und Presse bleibt. Ich hätte wohl mehr als genug Grund zu jammern, schließlich gehören die ollen Kamellen der Band zu meinen ersten Musikerlebnissen, derer ich seitdem auch auf vielen langen Wanderungen per Tape teilhaftig werden durfte. "Hätte", denn, Anspruchs- und Erwartungshaltung beiseite, lässt sich's mit der Scheibe gut leben.
Saftig komponierte, eingängige und rockige Elektrobeats machen den Titeltrack zum Aushängeschild des Albums: den Stil The Prodigys erkennt man auch heute noch innerhalb der ersten Viertelminute. Neu ist die stärkere Gewichtung quietschender und hysterischer Rave-Versatzstücke. Obwohl auch schon früher vorhanden, ist das in der auf Invaders Must Die vorherrschenden Intensität gewöhnungsbedürftig. In der Scheibe steckt auch ein Tick mehr Disco, mitunter sogar Großraumdisco, als in den bisherigen Releases, womit man sich langsam arrangieren muss. Der Reiz, bestimmte Songs sofort als hängearschige Technocellulite abzutun ist groß. Sehr groß. Nach und nach legt sich dieses Gefühl und Fan kann die Scheibe als das wertschätzen, was sie ist, nämlich: gut.
Die üblichen Füller sind selbstverständlich drauf, ebenso aber "Omen", Single und bester Track, "Piranha", "Thunder" oder "Run With The Wolves". Der Rest erschließt und offenbart sich nebenbei. Normal eigentlich, oder?
Fab