Review

Passend zu der gerade veröffentlichten Live-CD wirft Frontiers Records nun auch eine Live-DVD des ehemaligen Poison- und Mr. Big-Gitarristen Richie Kotzen (nein, ich spare mir jetzt die üblichen Wortspielereien) auf dem Markt. Diese DVD trägt den Namen Bootlegged In Brazil und hier ist der Name Programm.
Denn dem Begriff bootlegged haftet immer noch ein leicht verbotenes und gleichzeitig minderwertiges Image an. Gut, minderwertig ist in diesem Fall mit Sicherheit übertrieben und verboten ist diese Scheibe auch nicht, aber die Marschrichtung sollte klar sein: Ein professioneller Live-Mitschnitt sieht anders aus. Das fängt bei der Bildqualität an, die bestenfalls mittelprächtig zu nennen ist. Möglicherweise sieht der Silberling am Fernseher einigermaßen nach was aus, aber leider verweigerten alle Abspielgeräte, die an meinem heimischen TV angeschlossen sind, den Dienst, sobald die DVD im Schacht lag. Blieb mir also nichts anderes übrig, als den Output am PC zu bewundern und da ist das Bild ziemlich suboptimal. Das geht weiter mit der Kameraführung, denn viele Szenen sind furchtbar wackelig aufgenommen, was ich auf die Verwendung eines kleinen Camcorders mitten in der Menge zurückführe. Dadurch sieht man aber auch des Öfteren hauptsächlich unscharfe Köpfe in der Menge, die einen Großteil des Bildes verdecken und des Öfteren ist das Bild einfach eine Zeitlang verschwommen. Dafür sind die Takes, die anscheinend von der Empore gemacht wurden, wieder einigermaßen anständig geraten. Allerdings hat diese "Unprofessionalität" auch ein Gutes, denn die Aufnahmen wirken sehr authentisch und bringen die Atmosphäre des Gigs recht gut rüber. Auch die wahnwitzige Auswahl an Optionen deutet nicht auf ein professionelles Produkt hin, denn außer der Wahl zwischen dem ganzen Konzert und der Direktanwahl der einzelnen Titel gibt es rein gar nichts auszuwählen, kein Bildformat, keine Soundoptionen, gar nichts. Bonusmaterial findet man außer einem sechsminütigen Abspann, der hauptsächlich aus einer Slideshow besteht, auch keines.
Das Konzert selber ist eine recht solide Angelegenheit mit einem Richie Kotzen, der locker-lässig an der Sechssaitigen zu glänzen weiß und einem Johnny Griparich am Bass, der so richtig Einsatz zeigt. Das Ganze fand ein einem wunderschönen Etablissement statt, welches wohl einmal ein Theater oder Ähnliches war.
Musikalisch ist die Live-CD um Welten besser, da beißt die Maus keinen Faden ab. Aber einen gewissen räudigen Charme kann man auch der DVD nicht absprechen. Mir allerdings reicht das dann doch nicht, um eine Empfehlung auszusprechen, wer also schon die Live-CD im Schrank stehen hat, kann sich sein Geld für die DVD sparen...

Hannes

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