Review
Kaipa - Angling Feelings

Die schwedische Universitätsstadt Uppsala im Jahre 1973. Drei junge Burschen um Keyboarder Hans Lundin formierten die Band Kaipa. Kurze Zeit später sahen sie sich nach einem Gitarristen um und fanden diesen prompt in dem gerade mal 17-jährigen Roine Stolt, der den meisten von den Flower Kings oder Transatlantic bekannt sein dürfte. Zwischen 1975 und 1982 veröffentlichte die Band immerhin fünf Alben und erreichte einen ziemlich großen Status für den damaligen Zeitpunkt. Danach war erst mal Pause bis 2002 angesagt, seitdem wurden auch schon wieder drei Studioalben (Notes From The Past, Keyholder, Mindrevolutions) sowie ein Boxset aus früherer Zeit in dem Umlauf gebracht. Für den aktuellen Output gab es allerdings eine gravierende Änderung zu vermelden. Roine Stolt ist nicht mehr dabei, an seiner Stelle bedient dafür Scar Symmetry-Gitarrist Per Nilsson die Sechs-Saitige. Der Vollständigkeit halber sei noch gesagt dass Jonas Reingold (Flower Kings, The Tangent) den Bass bedient, Morgan Agren (Frank Zappa) das Drumkit vermöbelt und Patrik Lundström (Ritual) und Aleena Gibson sich den Gesang teilen.
Nach Betrachten des, sagen wir mal, recht farbfrohen Covers sollte man sich eigentlich ein dem Bandnamen ähnlich klingendes alkoholisches Getränk (man ersetze 'K' durch 'C' und das letzte 'a' durch ein 'i'...) zu sich nehmen doch Gott sei Dank ist die Musik nicht ganz so schlimm. Der Titeltrack, der gleichzeitig den Opener darstellt, wird anfangs bestimmt durch eine recht eigenwillige Rhythmik, die sich danach zu einem Folk Progressive-Stück entwickelt. Dennoch ist der Track ähnlich sperrig wie ein Eichenschrank der durch eine U-Boot-Luke durchpassen soll. Das nachfolgende "The Glorious Silence Within" ist zwar länger und auch nicht minder komplex, dafür auch nicht ganz so sperrig, die Melodieführung ist besser und auch zwingender, noch dazu ist auch die Folk-Komponente stärker betont. Beim langen "The Feeling Existence Of Time" werden Erinnerungen an Genregrößen wie Genesis und Spock's Beard wach, tolles Arrangement mit allerdings nicht hundertprozentig überzeugender Gesangsleistung von Aleena, da ist noch ein bisschen Verbesserungspotenzial da, gerade in die Höhen. Die drei Songs "Pulsation", "Liquid Holes In The Sky" und "Solitary Pathway" beschwören das 70er Jahre-Prog-Feeling herauf, das unweigerlich an Genregrößen wie Yes und die bereits erwähnten Genesis erinnert. "Broken Chords" ist etwas ruhiger, verbreitet aber eine wohlige Stimmung und bereitet den Hörer auf das wunderprächtige "Path Of Humbleness" vor. Tolle Melodieführung, geniales Arrangement mit jazzigen Klängen und Rhythmen und auch der Wechselgesang ist richtig gut geworden. "Where's The Captain" beginnt wirklich sehr gut, wird allerdings zum Schluss hin ein bisschen zu wirr und abgedreht. Einen schönen und auch ruhigen Ausklang bildet "This Ship Of Life".
Um die insgesamt recht harmonisch ausgerichteten Songs adäquat darzubieten wurde der textliche Schwerpunkt darauf gelegt, dass es sehr erholsam ist sich im Leben auf die kleineren Dinge zu konzentrieren und dafür die Zeit zu nehmen. Ist genauso wie mit der Musik. Kaipa ist ein recht gutes Album gelungen, das ein paar wirkliche Highlights bietet und aufzeigt, dass tolle Musiker am Werk sind. Progressive- und Art Rock-Fans können hier nichts falsch machen, die Referenzbands wurden ja bereits genannt. Aber beim nächsten Mal bitte ein anderes Cover verwenden, denn das hier ist ja mal wirklich richtig übel.
Andi