Review
Courageous - Downfall Of Honesty
VÖ: 13. Oktober 2006
Zeit: 33:42
Label: Mausoleum Records
Homepage: www.courageousmusic.de
Kotzen, Freunde! Ja, verdammter Mist, ich könnte kotzen! Freudig habe ich die neue CD des Hessengeschwaders in den Player gelegt und erstmal ungläubig auf die Spielzeit gesehen. 33 Minuten und etwas bei elf Metalgeschossen! Träume ich oder ist es wahr? Das kann doch nicht sein. Haben die Jungs das Gaspedal bis zum Anschlag durchgetreten und ihr Reign In Blood eingeholzt? Wo sind die kleinen fünf bis sieben Minuten langen Epen hin?
Ein kurzer Check und es zeigt sich, dass die Promo die ersten drei Tracks unangetastet lässt und jeden weiteren mit ca. zwei Minuten Inhalt kredenzt. Super Idee, so kann man doch eine richtig fundierte Kritik von sich geben.
Nachdem der erste Ärger verraucht ist, geht es mir mit Einsetzen der Töne gleich besser, denn Courageous gehen frisch und unverbraucht wie am ersten Tag in den Niedergang der Ehrlichkeit und starten mit dem Titeltrack in den vierten Longplayer ihrer Karriere. Dieser bietet alles das, was der Hessenfünfer schon seit seinem Debüt Listen vor acht Jahren zockt. Schwere Riffs in vielschichtiges Songwriting mit fiesem Gesang gepackt, dazu melodische Bridges und mehrstimmige Refrains, weit weg vom Kuhfelltralala. So sieht auch anno 2006 die couragierte Formel aus.
Vertrackt und heavy schmettern die Songs um die Ohren, die sozialkritischen Texte gefallen zudem und wirken nicht aufgesetzt oder gestelzt. Man kann sich Sänger Chris Staubach bildlich auf der Bühne vorstellen, wie er die Wut mit schnell pulsierender Halsschlagader und reichlich Theatralik in die tobende Meute brüllt. "Praise Thy Name" treibt mit Stakkatodrums und eben solchen Basslinien gut voran, fällt aber mit dem Refrain etwas ab, trotzdem kein Filler. "The System Has Failed" thrasht ordentlich um die Ecke und macht einfach gute Laune. Sperrig aber bangkompatibel, wiederum mit einer feinen Leadgitarre versehen. Die Produktion von Uwe Lulis (Rebellion) kann sich hören lassen, besitzt einen druckvollen metallischen Sound und steht dem Vorgänger Inertia in nichts nach.
Ab Song Nummero vier liegen nur noch kurze Happen vor, die einen kleinen Einblick gewähren. Man würde gerne mehr hören. Wie entwickelt sich der jeweilige Song? Was für ein Break wird noch und vor allem wann gespielt? Am besten von den "kurzen" Stücken gefallen das harte "Hollow Creation" und das das Album abschließende Dreigestirn mit dem instrumentalen (?) "Scarified Hypocrisy" und den Brechern "Days Of Wrath" und "The Guf".
Insgesamt wieder ein anspruchsvolles Album aus Frankfurt am Main. Anspruchsvoll in Musik und Lyrik, bangbar und Kopfhörer tauglich zugleich. Geile Riffs, massig Gitarrensoli und eine feine Laut/Leise-Dynamik lassen auch nach dem x-ten Durchlauf keine Abnutzungserscheinungen erkennen. Eine höchst freudvolle Gehörgangsmassage, die man sich live im November auf hiesigen Bühnen genehmigen kann. Gäbe es alle Songs in voller Länge, wäre eine Note angebracht, so leider keine Wertung.
Siebi
Ohne Wertung