Review
Neal Morse - ?
Kein besonders geschicktes Timing, was die beiden Herren Morse und Stolt da verbrochen haben.
Am elften November kommt Roine Stolts Soloalbum Wall Street Voodoo heraus, auf dem Neal Morse singt. Stolt wiederum spielt auf Neal Morses Album ?, seit dem 28. Oktober erhältlich. Wie es heißt? Ja, eben "?". Fragezeichen. Zu dem Fragezeichen gehört auch eine Frage, und die ist keine geringere als die Frage nach dem Schöpfer, die Suche nach Gott. Christen-Alarm also nach wie vor.
Egal, ob es an diesem anspruchvollen und manchmal ergreifenden Thema liegt - Neal hat sich beim Songwriting endlich mal wieder selbst übertroffen. Ähnlich wie Spock's Beard heute viel entspannter klingen als auf dem stellenweise nervenaufreibenden Snow, so hat auch Neal sich in der neuen Situation songwriterisch zurechtgefunden.
Das beweisen Teilstücke wie das vergnügliche "In The Fire" oder das heiter-orientalische "Solid As The Sun". Darüber hinaus einzelne Songs hervorzuheben fällt schwer. Aber nicht aus dem üblichen Grund, dass alle Songs gleich klingen - sondern weil sich mehrere Tracks jeweils Refrains und Bridges teilen. Eines der Prog-Alben, die ernst machen mit den klassischen Einflüssen. Wie in einer Sinfonie tauchen von vorher bekannte Themen immer wieder mal an viel späterer Stelle auf, mal unverändert, mal als Variation. So sieht es Neal auch selber, er will das ganze Album als ein einziges Stück vestanden wissen.
Langeweile kommt selten auf, geschickt wird mit den ungewöhnlich eingängigen Arrangements jongliert. Und die Instrumente weiß man auch zu spielen. Achso, bevor ich's vergesse: der Prog-Zirkus ist natürlich auch dabei, darunter neben Roine Stolt Neals Bruder Alan, Gitarrist bei Spock's Beard sowie die beiden Dream-Theater-Musiker Mike Portnoy und Jordan Rudess.
Wer sich nur eins der beiden Soloalben von Morse und Solt kaufen will, dem rate ich zu diesem hier.
Tankred
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