Review
Soulfly - Dark Ages
VÖ: 30. September 2005
Zeit: 66:15
Label: Roadrunner Records
Homepage: www.soulfly.com
Ich muss zugeben, dass ich mit den bisherigen Soulfly Veröffentlichungen nicht allzu viel anfangen konnte. Der anstrengende, komplizierte und teils wirre Mischmasch der unterschiedlichsten Sounds sorgte dafür, dass die Musik schwer nachvollziehbar und mindestens ebenso so schwer zu verdauen war. Mit dem neuesten Eisen macht Max Calavera nun einen großen Schritt zurück, denn Dark Ages klingt fast wie eine moderne Fortsetzung der Sepultura Meilensteine Arise und Chaos A.D. - verzichtet dabei aber nicht auf die allseits bekannten Soulfly Trademarks.
Wirft man einen Blick auf die jüngsten Ereignisse im Leben von Meister Cavalera, ist diese Entwicklung nicht verwunderlich. Die aufgestaute Wut und Frustration, verursacht durch den überraschenden Tod zweier ihm nahe stehender Personen, hat ein Ventil benötigt und dieses in den Songs auf Dark Ages gefunden. Dies sorgt dafür, dass die Songs ungleich düsterer klingen und mit mehr Old-School-Thrash Aggressivität ausgestattet sind als alles, was Soulfly bis jetzt veröffentlicht hat. Der stampfende Groove könnte direkt aus der Chaos A.D. Phase importiert sein und die Gitarren sägen wie zu besten Zeiten. Nur Max' Gesang klingt wie eh und je. Gott sein Dank will man fast sagen.
Die Songs an sich pendeln zwischen knüppelhartem, schnellem Thrash und fett groovenden Abrissbirnen. Die folkloristischen Elemente (auf die Tribals hat Max natürlich auch dieses Mal nicht verzichtet) fügen sich völlig unverkrampft ein. Beste Beispiele für dieses Songwriting sind die Sepultura Hommage "Arise Again", die göttlichen Groover "Corrosion Creeps" und "Frontiers", der sehr eingängige Thrasher "Babylon" oder das mit exotischeren Instrumenten unterlegte "I And I". Mit "Staystrong" begibt man sich dann noch auf die von Prodigy geebneten Pfade und serviert ein wildes Soundpotpourri, das fast komplett ohne härtere Gitarren auskommt. Für den Abschluss der CD - dem zehnminütigen Jam "Soulfly 5" - stand dann wohl Jimmy Hendrix Pate. Leider wirken vor allem diese letzten beiden Tracks, bei allem Respekt vor der musikalischen Leistung, ermüdend und haben daher einen Ansatz zum Darüber-Weg-Hören, was bei knappen 15 Minuten dann doch einen guten Teil der Gesamtspielzeit ausmacht.
Sieht man über diesen Makel hinweg, hat man mit Dark Ages ein überaus vielschichtiges Album vorliegen, das neben Prophecy zum Besten in der Soulfly Discographie zählt und keinen Fan von Max Cavalera - zu vergangenen und aktuellen Zeiten - enttäuschen wird. Leider versalzen die beiden letzten Stücke zwar etwas den sehr guten Gesamteindruck, aber vielleicht wird dies von den drei Bonustracks der Limited Edition ja ausgeglichen. Mein Tipp: Kaufen!
JR