Review
Loudness - Racing
VÖ: 26. September 2005
Zeit: CD1 67:37 - CD2 62:50
Label: Drakkar
Homepage: www3.live.co.jp/loudness/info/index.html
Also, ich muss schon sagen, schon auf dem Earthshaker Festival hat mich der Auftritt der Metal-Samurais Loudness nicht gerade umgehauen. Das war irgendwie ein relativ dumpfes Geholze, das am hellichten Tag überhaupt keine Wirkung entfaltete. Im Interview kamen die Jungs aber sehr sympathisch rüber, weshalb ich mir die neue Scheibe nun schon mit kleiner Erwartungshaltung zu Gemüte führte. Immerhin sind Loudness nicht irgend jemand: Mitte der 80er konnten sie mit Scheiben wie Thunder In The East und Shadows Of War beachtliche Erfolge feiern, spielten z.B. als erste japanische Band 1985 im ausverkauften Madison Square Garden und tourten mit angesagten Metal-Größen wie Mötley Crüe durch die Gegend. 1988 stieg allerdings ihr Sänger Minoru Niihara aus der Band aus, die seitdem in unterschiedlichen Line-ups mehr oder weniger erfolgreich vor sich hin dümpelte.
Jetzt allerdings wollen die Japaner nochmal angreifen und zwar mit ihrem Original-Shouter im Gepäck und um die erste Frage gleich zu beantworten: nein, man versteht die Texte immer noch nicht, auch wenn er Englisch singt. Das ging uns im Interview auch so - der Akzent klingt gut, aber was er meint, das bleibt sein Geheimnis.
Zur neuen Scheibe: Loudness zeichneten sich noch nie durch Filigranarbeit aus, sondern bollern straighten Heavy Rock, der manchmal extrem Ami-haft angehaucht ist - Great White in ihren schlechteren Momenten, und davon gibt es sehr viele. Mit Racing, ihrem nun mittlerweile 19. Studioalbum (dafür Prospekt!), werden sie allerdings wohl nicht besonders viele Freunde dazugewinnen. Denn wie schon der Live-Auftritt sprüht auch die Studiofassung der Songs nicht gerade von Genialität: die Produktion ist teilweise unterirdisch, der Gesang wirkt nicht heavy, sondern glucksig und die Gitarrenfront ist nicht gerade das, was man eine Wand nennen könnte. Zudem sind die Songs kompositorisch an den 80er-Standards kleben geblieben - und das von mir, einem Kind dieser Zeit!
Aber was damals nicht gut war, wird heute nicht besser. Langweilige Arrangements und teilweise indiskutable songwriterische Ausfälle fügen sich zu einer relativ großen Enttäuschung zusammen. Oder war das der Grund, warum wir schon damals Loudness nur aus den Magazinen kannten und keine Platten von ihnen kauften? Einziger Lichtblick: die CD erscheint im Doppelpack mit Rockshocks, einer Best Of-Kompilation mit Neuaufnahmen alter Songs, auf der sich dann doch noch ein paar brauchbare Stücke finden, wie z.B. "Crazy Doctor" oder "In The Mirror". Aber sympathisch sind sie mir doch - schade also, dass nichts besseres zu vermelden ist.
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