Review
Dyecrest - This Is My World
This Is My World lautet der Titel des zweiten Albums der skandinavischen Formation Dyecrest, die vor einiger Zeit den von Noise Records veranstalteten Young Metal Gods Contest für sich entscheiden konnte. Nach der Veröffentlichung des Debüts The Way Of Pain und einer Tour mit W.A.S.P. wurden die Jungrocker aber erstmal von der Realität eingeholt. Zahlreiche Besetzungswechsel und der Verlust des Plattenvertrages sorgten zunächst einmal für Funkstille. Nun hat sich mit Dockyard 1 ein noch recht neues Label der Finnen angenommen. Ein neues Album war da dann nur noch reine Formsache. Eine Sache, die mit allerlei Licht und Schatten durchsetzt ist.
Nehmen wir zum Beispiel den Opener "Fight Fire With Fire". Schleppendes Tempo, trotzdem ein stampfender Beat mit einem coolen Riff, eine interessante Melodielinie und hörenswerte, weil ausdrucksstarke Gesangslinien. Aber der Schatten des Zweifels legt sich über den Track, sobald sich die Ohren der Produktion zuwenden. Was da aus dem Äther bläst ist lediglich ein laues Lüftchen, das fast sämtliche Aspekte der Rockmusik missen lässt: die Gitarren dümpeln oft saftlos im Hintergrund, der Gesang ist zu dominant nach vorne gemischt. Leider ändert sich diese Tatsache im Verlauf des gesamten Albums auch nicht.
Über diesen Punkt könnte man ja noch gnädigerweise hinwegsehen, wären wenigstens die Lieder durchgehend Kracher. Aber auch hier sind wir wieder bei den Licht- und Schattenseiten. Nimmt man den Kracher "Hollow" mit seinen extrem coolen Bassspiel, den US-Metal lastigen Smasher "Failed One" oder das wirklich mehr als gelungene "Banished", stellen Dyecrest ihre Klasse unter Beweis. Mit "Credulous Soul", "Rush For Live" und "Dream Of Crown" hat man dagegen einige sehr einschläfernde und uninspirierte Stücke am Start. Der Rest der Scheibe bewegt sich irgendwo zwischen diesen beiden Polen. Fairerweise muss man festhalten, dass die Jungs ein gutes Gespür für Melodien haben und diese umsetzen können. Nur am ganzen Drumherum müssen sie halt noch feilen. Denn eine gute Melodielinie macht noch langen keinen hörenswerten Song.
Was nach Verklingen des letzten Tones bleibt, ist letztlich ein verwirrter Gesichtsausdruck, ein leichtes Schulterzucken und die Gewissheit, dass diese CD niemandem weh tut, aber wohl auch niemanden zu Begeisterungsstürmen hinreißen wird. Ganz nett eben...
JR