Review
Blue Öyster Cult - Heaven Forbid (Re-Release)
Meist sind es die frühen und wegweisenden Werke altehrwürdiger Rock-Dinosaurier, denen Jahrzehnte nach ihrer Veröffentlichung noch einmal eine besondere Aufmerksamkeit in Form aufwändig gestalteter und überarbeiteter Neuauflagen zuteil wird. Das Re-Release von Blue Öyster Cults Heaven Forbid ist da sicherlich eine Ausnahme. Nach zehnjähriger Studiopause erschien das Album 1998 und ist bis zum heutigen Tag das vorletzte von BÖC herausgebrachte Werk. Danach folgte noch 2001 Curse Of The Hidden Mirror und das war es dann erst mal.
Nun ist es ja kein Geheimnis, dass sich gerade traditionelle Rock- und Metal-Acts in den 1990ern nicht gerade leicht taten, inmitten der Wogen aus Grunge und Crossover einen Platz zu finden. Entsprechend aggressiv und rabiat schritten Blue Öyster Cult mit ihrem Opener "See You In Black" zur Tat - nicht nur ein absolutes Highlight auf Heaven Forbid, sondern sicherlich auch eine der härtesten Nummern der Band überhaupt. Im Folgenden demonstrierte das New Yorker Kollektiv, dass es sich von den Turbulenzen in der Szene wenig irritieren ließ, indem es seinen ureigenen Sound sicher und vergleichsweise kompromisslos ins neue (und im Grunde fast schon wieder vergangene) Jahrzehnt transportierte. Die Texte für die meisten Lieder lieferte Science-Fiction-Autor John Shirley, das Cover-Artwork fiel echt gruselig aus und daher wundert es am Ende auch nicht, dass die gesamte Platte vergleichsweise heavy ausgefallen ist. Davon abgesehen lieferte Heaven Forbid genau das, was die Fans von Blue Öyster Cult gewohnt waren, nämlich einen spannenden Mix aus Blues, Prog-Rock und Science Fiction mit exzellenten, teils ausladenden Gitarrenarrangements. Das atmosphärische "Harvest Moon" beispielsweise klingt auch heute noch losgelöst von Zeit und Raum und zeigt die große Klasse der Band. Aufmüpfig, mit Chören und richtig schweren Riffs gesegnet brettert "Power Underneath Despair" durch die Membrane, ehe "X-Ray Eyes" wieder etwas entspanntere Töne von sich gibt. Der Auftakt von Heaven Forbid lässt tatsächlich auch gut zwanzig Jahre später noch einmal aufhorchen. Leider fällt die kompositorische Qualität während der zweiten Hälfte des Albums dann etwas ab bzw. liefert die Band anständige aber eben nicht sonderlich spektakuläre Rocksongs.
Es bleibt ein solides Spätwerk einer Legende, das es sicherlich verdient hat noch einmal und natürlich in klanglich aufgepäppelter Form in den Fokus gerückt zu werden. Auf Bonus-Songs muss man allerdings verzichten und in Zeiten digitaler Bemusterung und wenig informativer Promo-Texte lässt sich an dieser Stelle leider auch keine Aussage darüber machen, ob vielleicht das Booklet mit Liner Notes oder neuem und seltenem Bildmaterial gefüttert wurde.
Ohne Wertung