Festival-Bericht
Wacken Open Air 2017
mit Volbeat, Amon Amarth, Megadeth, Marilyn Manson, Status Quo, Alice Cooper, Accept, Whiskeydick, Ugly Kid Joe, Annihilator, Emperor, Irdorath, Lady Kittys Hell's Belles, Versengold, The O'Reillys And The Paddyhats, Mambo Kurt, Tears For Beers, Skyline, Sub Dub Micromachine, Thundermother, Dawn Of Disease, Imperium Dekadenz, Aborted, Null DB, Sanctuary, Clawfinger, Grave Digger, Kissin' Dynamite, Dog Eat Dog, Grand Magus, Paradise Lost, The Head Cat, Stahlmann, Skalmöld, Marilyn Manson, Rage, Possessed, Blaas Of Glory, Beyond The Black, Kärbholz, Mr. Irish Bastard, Orange Goblin, Hämatom, Wolfheart & Taina
Wacken, Wacken 02. - 05.08.2017
(Fotogalerien: Woa2017 )
Es ist die erste Woche im August und das Heavyhardes-Team befindet sich in gewohnter Aufstellung einmal mehr auf der langen Reise von Bayern nach Schleswig-Holstein, wo das Wacken Open Air Metalheads aus aller Welt zusammenbringt. Trotz wirklich unzähliger Baustellen auf allen betroffenen Autobahnen kommen wir am Mittwoch erstaunlich gut durch, was wohl daran liegt, dass schon seit langem Montag und Dienstag die Hauptanreisetage sind und Mittwoch nur mehr ein paar Nachzügler der 75.000 erwarteten Fans eintreffen. So viele dürften es wohl heuer mal wieder sein, nachdem die Veranstalter relativ kurz vor dem Event doch noch den Ausverkauf verkünden konnten. In den letzten Jahren waren ja alle Tickets bereits 48 Stunden nach Verkaufsbeginn vergriffen und man könnte lange darüber diskutieren, welche Gründe es nun haben mag, warum das dieses Jahr so lange gedauert hat. Manch einer sieht als Ursache den Umstand, dass das Festival in den letzten beiden Jahren nach üppigen Regenfällen quasi im Schlamm versunken ist. Kein gutes Omen! Schließlich hat es die letzten beiden Wochen beinahe ständig geregnet, hier im hohen Norden.
Als wir dann am frühen Nachmittag eintreffen, dürfen wir feststellen, dass die Zeltplätze in erstaunlich gutem Zustand sind - die Veranstalter waren ja so freundlich und haben uns heuer auf unterschiedlichen Plätzen einquartiert, nachdem die Akkreditierungen für kleinere Magazine gekürzt wurden. Aber egal, es mangelt ja nicht an Orten, wo man sich treffen und verabreden kann.
Der erste dieser Orte ist der Biergarten, wo wir uns alle zur Band Whiskeydick treffen wollen. Zuvor bleibt ein kurzer Rundgang über das Festivalgelände, das sich ebenfalls noch erstaunlich grün präsentiert, natürlich nicht aus. Irgendwelche Neuerungen gibt es ja jedes Jahr zu entdecken. Meist kursieren hierzu im Vorfeld im Internet die wildesten Gerüchte! Letztes Jahr beispielsweise war die Rede von einem Riesenrad und heuer gar von einer Seilbahn, welche die Ortschaft mit dem Wacken Center verbinden sollte. Außerdem sollten drei gewaltigen Platzhirschen vom Jägermeister im Infield stehen! Wie gesagt - alles nur Gerüchte. Im Großen und Ganzen ist heuer das Meiste beim Alten geblieben. Die drei Hauptbühnen im Infield bekamen ein neues Design sowie neue Namen und heißen nun Faster, Harder und Louder Stage. Im Infield wurden Drainagen gezogen, um eventuellen Regengüssen besser Herr zu werden, und die Bierstände im Infield werden über eine unterirdische Bier-Pipeline mit Nachschub versorgt, worüber im Vorfeld ja viel berichtet wurde. Im Wackinger Village wurden die Wackinger Stage und die Wasteland Stage anders arrangiert und ja, im Infield gibt es wieder den großen Platzhirsch, allerdings nur einen an der Zahl und am selben Ort wie letztes Jahr.
So far, so good! Sprach einst der Mega-Dave, also begeben wir uns ins Getümmel, nämlich in den Biergarten, wo wir zuerst in der Lemmy-Bar landen, um eine Runde Jacky-Cola auf die Rock-Ikone zu trinken. Im Biergarten selbst geht es erstaunlich entspannt zu und es ist kein Problem bis in die vorderste Reihe vor der Beergarden Stage zu wandern. Gut so, denn es lohnt sich. Mit Fritz und Referend Johnson sitzen dort nämlich zwei beleibte und schwerst tätowierte Ausnahmemusiker aus Texas auf ihren Stühlen, die seit einiger Zeit unter dem Namen Whiskeydick musizieren und mit ihrer Show ein erstes kleines Highlight am Rande der großen Bühnen und internationalen Stars dieses Festivals liefern. Mit nur zwei Gitarren und einem mitreißenden Mix aus Southern Rock, Country und Bluegrass haben die beiden Schwergewichte, die hierzulande wirklich nicht oft zu bestaunen sind, den Biergarten schnell auf ihre Seite gezogen. Songs wie "Bastard Sons Of Texas" und "Drunk As Hell" machen ebenso Laune, wie die Coverversionen "Hate & Whiskey" von Nashville Pussy oder "In This River" von Black Label Society. Witzig und alles andere als jugendfrei kommen die Texte daher, die dann von Sänger Fritz mit einem Bassbariton, wie man ihn seit Johnny Cash nicht mehr vernommen hat, derart fabulös in Szene gesetzt werden, dass es einem glatt die Gänsehaut aufzieht. Grandioses Finale ist der Song "Fallen Heroes", der in erster Linie Dimebag Darrel von Pantera gewidmet wird.
(Dagger)
Regelrecht geflasht vom gerade Erlebten, das sogleich noch mit einem Whiskey-Cola in Lemmys Bar gewürdigt werden musste, begeben wir uns in Richtung Wacken Plaza, wo sich gerade ganz andere Szenen abspielen als eben noch im gemütlichen Biergarten. Der Andrang zum riesigen Zelt namens Bullhead City Circus, in dem wie gewohnt die beiden Bühnen W:E:T Stage und Headbangers Stage untergebracht sind, ist derart groß, dass die Securities den Einlass in den Vorbereich dicht machen und hunderte Wartende dumm aus der Wäsche schauen. Eine Maßnahme, die aber leider notwendig ist, denn das gewaltige Zelt platzt wahrhaft aus allen Nähten!
(Dagger)
Doch gut, wenn man einen Pressepass hat und diesen auch zu benutzen weiß. So gelangen wir also über den Ausgang hinein, wo Ugly Kid Joe fast schon in den letzten Zügen ihres Sets liegen. Das Zelt ist wirklich ziemlich voll als "Goddamn Evil" durch die PA schallt und die Menge steil geht. Als nächstes wird zu Ehren von Lemmy noch "Ace Of Spades" gecovert (das man an diesem Wochenende wohl nicht das letzte Mal zu hören bekommt) ehe "Everything About You" dann auch schon den Schlussstrich zieht. Unter tosendem Beifall wird die Band verabschiedet.
(Ray)
Gleich im Anschluss spielen auf der benachbarten Headbangers Stage die US-Thrash-Veteranen von Annihilator, zu welchem Zweck wir uns auch etwas weiter ins Gedränge wagen. Keine gute Idee! Denn der Sauerstoffgehalt in dieser überdimensionalen Sardinenbüchse wird zunehmend geringer, als Jeff Waters und seine Crew mit neuem Songmaterial in ihr Set einsteigen. Spätestens als mit "W.T.Y.D." ein erster Klassiker vom Meilenstein Alice In Hell vom Stapel gelassen wird, gerät das Zelt an einen Siedepunkt. Irgendwie kann sich trotz der vorherrschenden Enge sogar ein Circle-Pit vor der Bühne etablieren, das Gedränge wird größer und der Sauerstoffgehalt immer kleiner. Als dann mit "Alison Hell" noch einer oben drauf gepackt wird, bin ich schon dabei, mich durch die Reihen in Richtung Frischluft zu pressen. Schade, aber am Ende dieses langen Tages inklusive Anreise ist das dann tatsächlich nichts mehr für mich. Oder ich bin tatsächlich schon zu alt. Durchaus möglich, dass das Alter da tatsächlich was damit zu tun hat. Schließlich ist der Ray noch früher aus dem Zelt geflüchtet, hehe...
(Dagger)
Da man ohne Presse-Armband zu dieser Zeit keine Chance mehr hat, noch ins Zelt zu kommen, bleibt für alle, die draußen bleiben mussten und sich nicht die Beine in den Bauch stehen wollen, schließlich noch die Wackinger Stage als Alternative. Dort spielt ein mittelalterliches Kollektiv namens Irdorath und bedient im Grunde alle Klischees, die die Szene so zu bieten hat. In archaischen Gewändern liefern die Herren und eine leicht bekleidete Dame am Dudelsack, die vor allem die Blicke der männlichen Anwesenden auf sich zieht, tanzbare Melodien, die vom zahlreich anwesenden Publikum auch ganz gut angenommen werden. Verglichen mit dem, was sich laut Bericht meiner Kollegen im Zelt gerade abspielt, ähnelt der Auftritt von Irdorath allerdings eher einem gemütlichen Kaffeekränzchen mit etwas Schunkeln und Klatschen zu angenehmer Musik. (Kaska) (BILD Idorath)
Nach dem leicht bekleideten Auftritt von Idorath verweile ich noch ein wenig auf der Wackinger Plaza und geselle mich vor die Wasteland Stage, wo gleich die Show von Lady Kitty's Hell's Belles beginnt. Dabei handelt es sich weniger um einen Musik- als vielmehr um einen Showact. Unter Beifall von den überwiegend männlichen Zuschauern werden Choreographien sowie Poledance-Einlagen dargeboten, wobei die Kleidungsstücke der Damen nach und nach weniger werden, bis auch fast das letzte Stückchen fällt. Für eine Hobbydarstellung ganz gut anzusehen und Respekt an die Damen. Mancher Zuschauer, vor allem die nicht ganz unbeleibten, würdigen das Gesehene mit "Anziehen"-Rufen, was angesichts der selbstdarstellenden Körperfülle grotesk erscheint.
(Kaska)
Wieder vereint ziehen wir im Anschluss also noch einmal zurück in den Biergarten, wo unter dem Stichwort Berlinalstarz Live Karaoke ein jeder mutige Metalhead seinen persönlichen Hit singen darf und dabei von einer Liveband begleitet wird. Da der Mut bei vielen allerdings erst durch Alkohol erweckt werden musste und man natürlich lieber in der Gruppe als alleine dort oben steht, gerät das Gehörte schnell zur Katzenmusik. Nicht auszuschließen, dass an diesem Abend auch ein paar echte Talente noch den Weg auf die Bühne finden. Diese bleiben uns aber vorenthalten, da wir nach ein paar Hörproben dann doch lieber den Rückweg zu den Zelten bevorzugen.
(Kaska)
Dieser Weg zurück zum eigenen Zelt führt erneut an der Wackinger Stage vorbei, wo gerade Versengold als letzter Act des Tages spielen. Der Folk Rock zieht noch einige Fans vor die Bühne, auch wenn es in den letzten Jahren um diese Zeit immer voller war vor der Wackinger Stage. Aber der Band kann man keinen Vorwurf machen, sie machen ihre Sache einwandfrei. Und so laufen Songs wie "Versengold" oder "Drey Weiber" um diese Zeit noch ordentlich rein und machen Laune. Darauf noch ein Horn Bier und dann ab in die Federn.
(Ray)
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