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Festival-Bericht

Wacken Open Air

mit Scorpions, Machine Head, In Flames, Dimmu Borgir, Saxon, Volbeat, Amon Amarth, Ministry, U.D.O., Testament, Overkill, Cradle Of Filth, The BossHoss, Sacred Reich, Gamma Ray, Dark Funeral, Oomph!, Broilers, Kamelot, Napalm Death, Delain, Axel Rudi Pell, Coroner, Sick Of It All, Megaherz, Leaves' Eyes, Skyline, Gehenna, Russkaja, Santiano, Insomnium, Danko Jones, Henry Rollins, Faanefjell, Dead By April, Wölli & Die Band Des Jahres, Hone Your Sense, Kellermensch, The Falling, Amaranthe, Hammercult, Keule, Chthonic, Winterstorm, Mono Inc., Crimes Of Passion, Liquid Meat, Jim Breuer, Kobra And The Lotus, Athonite, W:O:A Firefighters, Volksmetal & Blechblos'n

Wacken, Wacken 01. - 04.08.2012

(Fotogalerien: Wacken2012 )

Samstag, 04.08.2012

Klar: der Freitag war wohl für alle von uns ein rechter Kampf mit den "Umweltbedingungen", aber wer gen Norden fährt und die W:O:A-Verhältnisse kennt, der muss mit einer immer schön frischen Schlammpackung rechnen. Ist ja gut für die Haut! Zumindest brennt heute Vormittag die Sonne nicht ganz so erbarmungslos auf unsere Zelte, sodass man ein wenig länger dösen kann. Richtig ausschlafen ist auf einem Festival ja sowieso nicht drin. Im Laufe des Vormittags verschlechtert sich das Wetter zunehmend, ehe es schließlich wieder zu regnen beginnt und man sich schon Gedanken macht, wie es nun wohl auf dem Festivalgelände aussehen mag...

Es ist schon eine kleine Tradition, dass zum Wacken-Besuch auch ein Besuch der Wacken Fire-Fighters gehört. Leider sind auch diese dem Wettergott mehr oder weniger zum Opfer dargeboten worden, wo in den letzten Jahren prächtige Stimmung herrschte und eine Polonaise die nächste jagte, verlaufen sich heute die paar wenigen Fans in der Schlammwüste vor der Biergartenstage. Zwar wird versucht, die Band nach Leibeskräften zu unterstützen, doch so richtig Stimmung mag nicht aufkommen, da helfen auch die mehrfach geforderten "Wacken Wacken Feuerwehr" Rufe nicht mehr. Das Wetter ist halt unerbittlich hier im hohen Norden.
(Ray)

Delain

Für den Freund von Female-Fronted-Metal heißt es heute - am letzten Wacken-Tag 2012 - früh aufstehen, denn die äußerst hübsche Charlotte Wessels eröffnet mit ihrer Band Delain den Festivaltag. Vor den Genuss hat der Wackenwettergott jedoch erst mal den Regen gestellt. Und das nicht zu knapp! Mit der ersten Wolkenlücke habe ich es bis in den Backstage-Bereich geschafft, wo mich der Regen wieder eine halbe Stunde lang gefangen hält, was aber gar nicht so schlimm ist, denn auch der Auftritt von Delain verzögert sich grob um diese Zeitspanne, da das Festivalgelände noch unter Wasser steht. Irgendwann geht es aber doch im strömenden Regen los und dann hält es auch mich nicht mehr unter dem Dach der Backstage-Bar. Also den Regenponcho übergeworfen und raus auf das Quadratkilometer große Schlammfeld vor der Bühne... Und da ist sie dann wirklich, wie sie leibt und lebt: Charlotte Wessels! Ihre roten Haare sind schon von Weitem zu erkennen und fallen fast mehr auf als das riesige Backdrop mit dem Cover der aktuellen Scheibe We Are The Others. Und die Art und Weise, wie sie das Mikrofon liebkost, lässt einen doch glatt den Regen vergessen. Dabei scheint es so, als ob sie das schlechte Wetter einfach wegsingen könnte, denn im Laufe des Auftritts bricht die Wolkendecke immer mehr auf und vereinzelt durchstreifen sogar Sonnenstrahlen die fallenden Wassermassen. Dazu schallen die Töne der mitreißenden Halbballade "Sleepwalkers Dream" von der Bühne - was kann es denn Schöneres geben? Stimmt! Schnellere Songs und die kommen dann auch in Form des poppigen Stampfers "Milk And Honey" und des symphonischen "Gathering". Aber das Allercoolste an diesem Auftritt ist "Control The Storm". Als ob Petrus zuhört und nur auf diesen Song gewartet hat, schickt er die Wolken fort und lässt dem Publikum die Sonne so auf die Birne brennen, dass es gar nicht weiß, wohin mit den ganzen Regenklamotten. Klar, dass auch Delain über den plötzlichen Wetterwechsel so begeistert sind, dass das finale "Pristine" zu einem skurrilen Siegeszug über das Wetter wird. Was für ein herrlicher Auftakt für den heutigen Tag!

Gamma Ray

Garant für gute Laune ist die deutsche Heavy-Institution Gamma Ray um Ex-Helloween-Sänger Kai Hansen. Und weil dem so ist, hat die Sonne den dicken Regenwolken mal eben in den Allerwertesten getreten und prellt nun mit voller Kraft auf unsere Hüte. Passend dazu feuern Gammy Ray eine Salve ihres melodischen Speed Metals nach der anderen von der True Metal Stage auf ihre Fans ab. Neben Eigenkompositionen wie "Dethrone Tyranny", "Fight" oder "To The Metal" sind es vor allem die ollen Helloween-Klassiker "Ride The Sky" und "I Want Out", welche die Menge zu so früher Stunde in Bewegung bringen. Leider haben Gammy Ray heute nur 45 Minuten Spielzeit, so dass nach dem Bandklassiker "Send Me A Sign" schon wieder Schicht im Schacht ist. Wirklich schade! Gerade jetzt, wo sich die Nackenmuskulatur ein wenig warm gearbeitet hat...
(Dagger)

Da man dieses Aufwärmtraining nicht verplempern darf, sollte man die Gelegenheit nutzen und sich die Lauscher mal wieder so richtig durchpusten lassen. Und was ist da besser geeignet als eine gehörige Portion Grindcore? Eben, also auf auf zur Black Stage nebenan, wo Napalm Death in bester britischer Manier gehörig den Marsch blasen. Beginnt der Set noch etwas "verhalten", geht auf einmal die Sause so richtig los. Brüllwürfel Barney Greenway fegt wie ein Derwisch über die Bretter und auch vor der Bühne ist mächtig was los. Schnell wird trotz der widrigen Witterungsverhältnisse ein ordentlich großer Circle-Pit ins Leben gerufen, und wer nicht schnell genug außer Reichweite ist, findet sich inmitten schlammverkrusteter Gestalten wieder. Die Setlist ist bunt zusammen gestellt, und mit "Everyday Prox" und "Quarantined" finden sich auch neue Songs vom aktuellen Album Utilitarian wieder. Selbstverständlich darf aber auch der längste Song der Bandgeschichte, "Scum" nicht fehlen... hach, es geht doch nichts über eine ordentliche Portion Krach.
(Ray)

Wettermäßig sieht es zumindest momentan ganz "freundlich" aus, als wir nach furiosen Auftritten von Mr. Kai und Gamma Ray bzw. den Napalms in Richtung True Metal Stage pilgern, wo wir denn auch harren, auf was da kommt: nämlich Herr Axel Rudi Pell. Einstieg mit dem Intro "The Guillotine Suite" und "Ghost In Black" von der neuen Scheibe Circle Of The Oath. Und siehe da: zumindest von unserem Platz aus - direkt vor der Cocktail-Bar, sodass auch keiner zu weit laufen muss - ist der Sound für W:O:A-Verhältnisse so gut wie perfekt. Mr. Pell, wie immer ordentlich und dem Anlass entsprechend gekleidet, haut danach gleich mal einen meiner Lieblingssongs "Strong As A Rock" raus, was zur Folge hat, dass mein Adrenalin-Pegel stante pede ansteigt. Aber darauf gibt's erst mal "Before I Die" erneut vom Circle-Album, gefolgt von einem Medley aus "The Masquerade Ball", "Casbah" und "Dreaming Dead", alles erstklassige Songs für sich genommen, aber innerhalb dieses Medleys (angereichert mit einem bisschen "Whole Lotta Love") kommt der Epic-Faktor der Stücke einfach nicht zum Tragen. Natürlich kann man die Band verstehen, wenn sie mittels einer Zusammenstellung soviel als möglich vom Material vermitteln will, aber allein an der Reaktion des Publikums (zumindest hier) lässt sich ablesen, dass die Setlist, sagen wir mal, nicht ganz gelungen zu sein scheint. Daran kann auch "Mystica" nichts ändern, wenn auch der Deep-Purple-Mistreated-Moment absolut erhaben war. Nach dem Titeltrack der neuen Platte gibt's zum Abschluss und ein Stück weit auch zur Versöhnung "Tear Down The Walls" und v.a. "Nasty Reputation" - allerdings ebenfalls in gekürzten Versionen. Vielleicht waren meine Erwartungen zu hoch, aber mit all den genialen Gigs dieses Wochenende kann Axel Rudi Pell zumindest heute nicht mithalten.
(Fuxx)

Vor der Party-Stage ist schon ordentlich die Party im Gange, als ich endlich den inzwischen beschwerlichen Weg durch den Morast dorthin gefunden habe. Dort sind die New Yorker Hardcoreler Sick Of It All bereits in vollem Gange. Unglaublich, was diese Band da auf die Bretter legt, allen voran Gitarrist Pete Koller, der ständig unterwegs ist, die komplette Bühnenbreite zum Rennen ausnutzt oder wie ein Flummi hüpft. Die Band ist ja nun auch schon fast 30 Jahre unterwegs und hat nichts von ihrer Energie eingebüßt. Sänger Lou Koller kann wohl kaum seinen Augen trauen, wenn er ungläubig von einem Mud-Pit vor der Bühne spricht. Die Jungs geben aber auch ihr Bestes, muss ich sagen, und wen Songs der Marke "Sanctuary", "Die Alone", "Us vs. Them" oder "Scratch The Surface" nicht mitreißen, ist wohl schon nicht mehr auf dieser Welt. Die New Yorker werden jedenfalls mächtig abgefeiert, nichts anderes hat dieser Gig auch verdient.
(Ray)

Testament

Nach Sacred Reich und Overkill am gestrigen Tag bescheren uns nun Testament die nächste Glanzstunde in Sachen Old School Thrash Metal. Bei angenehmer Witterung legen die Jungs aus der Bay Area mit "Rise Up", dem Opener ihres brandneuen Albums Dark Roots Of Earth, gleich lautstark los. Und ich meine richtig laut! Leider wird dabei ein Großteil der Gitarren von den übersteuert wummernden Base-Drums regelrecht aufgefressen, sodass sich das Hörvergnügen doch etwas in Grenzen hält. Frontmann Chuck Billy ist kein Mann der großen Worte und so kloppen uns die fünf auch schon in die Jahre gekommenen Herren einen Killersong nach dem anderen um die Ohrwascheln. Das Meiste davon stammt von ihrem neuen Album, das in der Tat eine Perle nach der anderen vorweisen kann, wie es uns heute live auf den Brettern der True Metal Stage demonstriert wird. Dass es im Publikum derzeit und für Testament-Verhältnisse etwas ruhig zugeht, mag daran liegen, dass das neue Material noch nicht ganz im Bewusstsein der Fans angekommen ist. So ist es ein einsamer Crowdsurfer, der sich gen Bühne tragen lässt, bis Testament mit "Into The Pit", "Practice What You Preach" und "Over The Wall" dann doch einen Reigen an Klassikern eröffnen und die Stimmung spürbar steigt. Leider bekommen die Soundtechniker den Klang, der so matschig ist wie der Boden unter unseren Füßen, bis zum Ende des Gigs nicht in den Griff.
(Dagger)

Wir schwenken mal wieder einige hundert Meter weiter, vorbei an etlichen, im Treibschlamm (natürlich durch Hackschnitzel getarnt) halbversunkenen Metalheads, geradewegs zum Bullhead City Circus. Dorthin haben nämlich Megaherz aus unserer schönen Landeshauptstadt München den Weg gefunden. Der Raum vor der W.E.T Stage füllt sich schnell und rege, und dann geht die Show auch schon los. Mit "Jagdzeit" steigt man in den Set ein und hat eigentlich schon gewonnen. Das Zelt ist bestens gefüllt, auch wenn die Fans recht locker stehen, und die Songs werden kräftig mitgesungen. "Heuchler" und "Prellbock" folgen und passender als mit "Keine Zeit" kann man die Kürze des Sets wohl kaum umschreiben. Zum eher ruhigeren "Mann Im Mond" besteigt Sänger Lex den Wrestling Ring zwischen den beiden Zeltbühnen und ist daraus auch nicht mehr so schnell weg zu bekommen. Die Fans gehen jedenfalls sehr gut mit und lassen die Band nicht im Stich. Leider ist nach einer halben Stunde aber schon wieder Schicht im Schacht, nicht jedoch ohne dem unausweichlichen "Miststück" noch einmal zu huldigen. Diesen Song kennt wohl wirklich jeder. Souveräner Gig.
(Ray)

Cradle Of Filth

Mit etwas Verspätung erreiche ich schließlich die Black Stage, wo sich Englands Vorzeige-Schwarzwurzeln Cradle Of Filth die Ehre geben. Es ist nun etwa 19:00 Uhr und die tief stehende Sonne strahlt den Musikern mitten ins bemalte Gesicht. Kein gutes Timing für eine Black-Metal-Band. Und gerade im Fall Cradle Of Filth wird auf diese Weise jeder Anflug eines theatralischen Moments im Keim erstickt. Immerhin hüpft Giftzwerg Dani Filth in gewohnter Manier über die Bretter, während er unnötig oft und an den unmöglichsten Textstellen seinen grellen Schrei ausstößt. Irgendwie will das heute alles nicht so recht rüberkommen. Hinzu kommt noch, dass die Briten keinerlei Show-Einlagen zur visuellen Unterstützung ihres Sets präsentieren. Das alles mag dazu beitragen, dass die Stimmung im Publikum - na, sagen wir - nicht gerade am Überkochen ist. Keinerlei Wünsche lässt dagegen die Songauswahl offen. Im Querschnitt ihrer langen Diskografie bekommen wir neben neuerem Material auch Klassiker wie "Her Ghost In The Fog", "From The Cradle To Enslave", "Cruelty Brought Thee Orchids" und die uralten Stücke "Ebony Dressed For Sunset" und "The Forest Whispers My Name" zu hören. Der Klang kann im Vergleich zu Testament einen Deut verbessert werden und die neue Keyboarderin / Sängerin reißt mit ihrer Darbietung auch ordentlich was raus. Dennoch: einen Glanzpunkt dieses Festivals markiert der Auftritt von Cradle Of Filth sicherlich nicht.
(Dagger)

Zu exakt der selben Zeit drüben auf der Party Stage: Die Herren der Planung haben wohl eine schwache Minute gehabt, wie sonst ist es zu erklären, dass auf einem Festival, auf dem der Black Metal eher unterrepräsentiert ist, auch noch zwei Bands dieser Couleur zeitgleich spielen? Gut, Cradle Of Filth mag man jetzt nicht unbedingt zum "truen" Black Metal zählen, die Schweden Dark Funeral dagegen schon. Allerdings ist es auch für die eindeutig noch zu früh am Tag. Black Metal bei Sonnenschein ist einfach Krieg. Mit ordentlich Corpse Paint und in voller Montur entern die Schweden die Bühne und mit reichlich Feuersäulen geht es auch schon los. Sofort fällt der "neue" Sänger Nachtgarm auf, hatte ich die Band doch zuletzt noch mit Emperor Magus Caligula gesehen. Nachtgarm macht seine Sache jedoch sehr gut, bezieht die Fans auch mal mit ein und schaut ansonsten ebenso böse. Die Setlist reicht durch alles Schaffensperioden der Schweden, sei es nun mit "Stigmata", "The Arrival Of Satans Empire" oder "Vobiscum Satanas", die Songs brettern herrlich durch die PA. Hier und da wird mit den angesprochenen Feuersäulen auch was fürs Auge geboten, ansonsten herrscht auf der Bühne eher Statik. Der Set hätte jedoch eine spätere Startzeit verdient gehabt.
(Ray)

Amon Amarth

So, Freunde der gepflegten Abendunterhaltung, als Einheizer für die Scorpions hat das Wacken-Team die Schlachtenbummler Amon Amarth auserkoren. Passt wie die Faust aufs Auge, würde ich sagen. Also auf in den Krieg und der beginnt mit "War Of Gods" vom aktuellen Album Surtur Rising mit mörderischem Doublebase-Drumming und den warmen Growls von Sänger Johan Hegg. Der Gitarrensound ist dagegen leider wieder so matschig, dass sich die feinen Leads kaum wirklich im Klangbild erkennen lassen. Dafür ist aber eine Hitzewelle ausgebrochen... kein Regen für Amon Amarth - stattdessen Sonnenschein und Crowdsurfer, von denen es wetterbedingt dieses Jahr bisher nur wenige gab. Auf der Bühne geht die Schlacht in die nächste Runde, eine extrem gut gelaunte und siegessichere Band zelebriert Kracher von der Güteklasse "Runes To My Memory", "Death In Fire" oder "Fate Of Norns". Nach der Hälfte der Show wird das feuerrote Backdrop durch ein düsteres, blaues ausgetauscht, was das gesamte Bühnenbild mehr, als man vermuten würde, verändert. Überraschend auch, dass Sänger Johan das Publikum zum Mitsingen animieren will, wobei sich dieses sichtlich schwer dabei tut, Amon-Amarth-Texte laut zu growlen. Johan kommentiert die Versuche folgendermaßen: "Don't care if you don't know the words... It's Death Metal, nobody understands it." Klasse! Die Zugabe läutet dann mit "Twilight Of The Thunder God" und "Guardians Of Asgaard" erstmal die letzte Chance für Hobbykrieger und Headbanger ein, sich zu verausgaben, denn die nächsten beiden Stunden gehören den Skorpionen. Oder, man kann es auch so sehen, der Nacken darf ruhen, um bei Machine Head wieder fit zu sein.
(Sebbes)

Scorpions

21:45 Uhr: Die Scorpions - Headliner des heutigen Tages - lassen auf sich warten. Aber der Metaller an sich ist ja geduldig... und erfinderisch! So werden zur Überbrückung der Wartezeit im Publikum kurzerhand altbekannte Sauflieder angestimmt und sogar Titellieder aus nicht jugendfreien Fernsehserien, wie etwa Die Gummibären. 15 Minuten später ist es dann soweit und Deutschlands erfolgreichste Rockband startet mit "Sting In The Tail" in ihr fulminantes Set. Neben vielen unsterblichen Rock-Klassikern ("The Zoo", "Coast To Coast", "Dynamite" u.a.), aber auch den bandtypischen Power-Balladen "Is There Anybody There" und "The Rhythm Of Love" sind es eine grandiose Lightshow mit Videowand und die nicht enden wollenden Pyroeffekte, die eine ausgezeichnete Stimmung schüren. Man merkt einfach, dass hier ein gewisses Budget dahinter steckt. Jeder Funke und jeder Knall sitzt auf den Takt genau. Endlich ist auch der Sound tadellos abgemischt! Und die Scorpions? Die sind nicht nur ausgezeichnete Musiker, sondern auch Entertainer! So untermalen sie das Drum-Solo ihres durchgeknallten Schlagzeugers James Kottak mit einem Film, der durch ihre lange Diskografie führt und Anspielungen auf diverse Coverartworks hinterlässt, während Kottak selbst die Vorführung mit seinen witzigen Showeinlagen ergänzt. Dass es schon nach wenigen Songs angefangen hat zu regnen und mittlerweile wie aus Kübeln schüttet, stört hier vor der Bühne niemanden! Es gibt ja auch wirklich ständig etwas zu sehen. So treiben gerade ein paar knapp bekleidete Amazonen, mit funken sprühenden Instrumenten bewaffnet, ihr Unwesen auf der Bühne, als die Scorpions unter dem Schlagzeugaufbau hervorspringen und "Blackout" anstimmen. Rudi Schenker hat sich für diesen Hit ins Outfit der Figur des legendären Plattencovers von Blackout geschmissen. Dann ein ausgiebiges Gitarrensolo von Kollege Matthias Jabs, das ein Erdbeben simulieren soll und showmäßig entsprechend untermalt wird. Schließlich bekommen wir nach "Six String Sting" zum vorläufigen Finale aus "Big City Nights" die berühmte Scorpionspyramide zu sehen, bei der Klaus Meine auf den Oberschenkeln von Schenker und Jabs steht. Die Musiker verschwinden, die Lichter erlöschen, doch kurz darauf öffnet sich der Aufbau des erhöhten Schlagzeugs erneut und die verruchten Weiber von vorhin zerren eine goldene Statue der drei Musiker in Pyramiden-Pose an den Bühnenrand, um sie dann unter abermaligem Funkenflug mit Trennschleifern zu bearbeiten. Mit "Coming Home" beginnt die Zugabe, die außerdem noch die unsterblichen Hits "Still Loving You " und "Rock You Like A Hurricane" parat hält. Ein Feuerwerk stützt das Finale dieses (vorerst) letzten Open-Air-Konzerts der Scorpions.
(Dagger)

Kaum ist das Spektakel der Scorpions zu Ende, hört es auf zu regnen und das Programm auf der benachbarten Black Stage nimmt seinen Lauf. Mit mördermäßigem und einwandfrei ausbalanciertem Sound lassen uns Machine Head wissen, dass sie nach Wacken zurückgekehrt sind. Und was man in den kommenden 75 Minuten hier zu hören und zu sehen bekommt, ist nicht von dieser Welt, wie Kollege Ray bisweilen zu sagen pflegt. Bandchef Rob Flynn ist so präsent, wie eine einzelne Figur auf dieser riesigen Bühne nur präsent sein kann und hat die Menge von den ersten Takten seines Openers "I Am Hell" bis zum Ende fest im Griff. Vom neuen und von der Presse gefeierten Album Unto The Locust gibt es schließlich noch weiteres Futter für die hungrige Meute, daneben Altbekanntes, wie etwas "Imperium". Zu beidem, neuem und altem Liedgut, gehen die Fans in den ersten 30 Metern steil und stampfen - allen Widrigkeiten zum Trotz - einen Circle Pit nach dem anderen aus dem schlammigen Boden. Von diesen Bildern sichtlich bewegt, richtet schließlich Mr. Flynn das Wort an seine Audienz, zeigt sich ehrlich beeindruckt und nutzt die Gelegenheit für eine Lobpreisung der Metal-Gemeinschaft. Wertschätzung und Loyalität sind da zwei wichtige Stichworte, die er sogleich zum Anlass nimmt, ein wenig gegen die oberflächliche Pop-Kultur zu frotzeln. Schließlich ist es der Metalfan, der noch in den Plattenladen rennt und sich die CDs seiner Faves kauft, anstatt nur einzelne Lieder im Netz herunterzuladen. Und weil das so ist, landen Alben wie eben Unto The Locust hierzulande auf Platz 5 in den Albumcharts. Doch genug der Lobhudelei. Mit einer Akustikgitarre bewaffnet und von einem Spot illuminiert startet Rob Flynn in die etwas ruhigere Nummer "Darkness Within". Gänsehaut garantiert! Schließlich gibt die ganze Truppe mit "This Is The End", "Halo" und "Davidian" noch einmal Vollgas und mobilisiert die letzten Reserven ihrer Anhänger. Hammermäßig!
(Dagger)

Respekt an alle, die sich zu dieser späten Stunde noch auf die Schlammschlacht vor der Bühne eingelassen haben! Als hätten es die Veranstalter gerochen, gibt es heuer aber eine Abhilfe für gänzlich verdreckte Fans und zwar in Form von Duschkabinen im Infield, aufgestellt vom Shower-Gel-Hersteller Axe. Die Dinger haben an diesem Wochenende ihren Soll definitiv erfüllt und wurden prima frequentiert! Während sich ein Teil unserer Crew zum Schlummertrunk allmählich Richtung Zeltplatz begibt, geben wir noch mal weiter an Herrn Fuxx, der heute die Spätschicht schiebt:

Wow, ihr seht mich immer noch ganz hin und weg vom Scorpions-Gig ("Dynamiiiiiite!") und der absolut bewegenden Ansprache von Rob Flynn bzw. der Machine Head-Show, die richtig, richtig klasse war! Mittlerweile hat sich fast unsere ganze Camping-Field-Crew vor der Black Stage eingefunden - die Kanadier, die Australier, unser englischer Freund, the Spanish Loonatics und auch Mr. Frankfurt Foo und ich - denn: keiner möchte Al Jourgensen und Ministry verpassen! Der letzte Auftritt auf dem W:O:A war schon überragend und jetzt, als die Band inmitten eines Scheinwerfer-Chaos bzw. Video-Overkills ins Set einsteigt, ist dieser spezielle Ministry-Effekt sogleich wieder da. Wer Al und seine Mannen schon mal live erlebt hat, weiß von was ich spreche: da wird pure Aggression, sogar Wut, gepaart mit DER Sozialkritik schlechthin und Lautstärke, Lautstärke, Lautstärke - ein exakt aufeinander abgestimmtes Spektakel - eins zu eins auf's Publikum übertragen, was allein Ministry vorbehalten zu sein scheint. Komme auf keine andere Combo, der dergleichen live gelingt... Da wären "No W" (dankeschön, bitteschön, Herr Bush!), gefolgt von "Rio Grande Blood"... aiaiaia... nicht zu oft ins Blitzlicht schauen, geschweige denn, sich Gedanken über die Wechselwirkung zwischen Musik und Videoscreen machen; könnte zu mehr als Verwirrung führen. Mr. Al ist zwar von unserer Warte aus kaum zu sehen, seine Präsenz überzieht jedoch meines Erachtens das ganze Festivalgelände. Wer Songs wie "LiesLiesLies" oder das neue (fast Singalong-taugliche) "99 Percenters" ("1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 99 percent!!!") in der Hinterhand hat, dem gelingt so was dann eben mit einem Fingerschnippen. Bei (zu) wenig Spielzeit ist die Songauswahl optimal: "Waiting" wird gebracht, "Relapse", der Titelsong vom aktuellen Album und zum Abschluss eine grandiose Version von "Thieves". Doch dazwischen wurde es für ca. zwölf Minuten kurz mal richtig, richtig heiß, obwohl alle recht durchnässt und daher am Bibbern waren: mit dem Doppelschlag "N.W.O." und "Just One Fix" haben Ministry ein absolutes Highlight, was das ganze Wochenende anbelangt, abgeliefert! Eintauchen, Glieder zappeln lassen, Hirn einschalten... just one fix!!!! Al und seine Freunde sehe ich Montag in München noch mal, jedoch wie erwähnt: ganz, ganz starke Vorstellung von Ministry!!
(Fuxx)

Es ginge nun noch weiter im Programm, schließlich haben sich die Veranstalter ein spezielles Goodie für alle Hartgesottenen einfallen lassen, die sich nun auf ein Wiedersehen mit Toby und Edguy freuen können. Für die Heavyhardes-Crew ist aber Schicht im Schacht. Schließlich haben wir uns vorgenommen, morgen schon um 7:00 Uhr loszufahren. Es gilt mal wieder dem Stau vor dem Elbtunnel zu entrinnen. Außerdem verschlechtert jedes Fahrzeug, das vor uns den Zeltplatz verlässt, unsere eigenen Chancen dort heil und ohne Fremdhilfe herauszukommen, so tief wie der Schlamm jetzt schon die Ausfahrt erschwert. Zum Glück liegen hier keine Hackschnitzel...

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