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Interview

English VersionInterview mit Sunstorm (30.03.2012)

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Mit Emotional Fire haben Sunstorm das bisherige Melodic Rock-Highlight des Jahres abgeliefert, welches in den verbleibenden Monaten nur schwer zu toppen sein wird. Am Micro steht hier niemand Anderes als einer der legendärsten Sänger der 80er und 90er: Joe Lynn Turner. Bekannt für seine Arbeit bei Rainbow, Deep Purple, dem Hughes-Turner-Project, Brazen Abbot und mit Yngwie Malmsteen gehört er zu jener Vokalisten-Generation, deren musikalische Klasse danach vielleicht kaum mehr erreicht wurde. Wir von Heavyhardes sind stolz darauf, eine solche Ausnahmegestalt für ein Interview gewonnen zu haben. Ganz der Gentleman der alten Schule beantwortet Joe Lynn Turner im Folgenden Fragen zu seiner Vergangenheit, natürlich zur neuen Sunstorm-Platte, zur heutigen Musiklandschaft etc. in aller Ausführlichkeit und gibt dabei jeweils persönliche Einblicke in die eigene Karriere, was den anschließenden Text meines Erachtens mehr als lesenswert macht.

HH: HeyHo vom Heavyhardes aus deutschen Landen und meine persönliche Gratulation zu Eurem neuen Album Emotional Fire. Es ist euch gelungen, ein wunderbares Stück Musik zusammen zu basteln und ich denke, der Titel sagt schon alles, was die Hörer von den Songs erwarten können.

JLT: Vielen Dank für deine wohlwollenden Worte! Ich bin wirklich froh, dass die Fans die Scheibe mögen!

HH: Um beim Titel zu bleiben: sind die Stücke tatsächlich in dem Sinne persönlich und damit emotional gehalten, wie es scheint, stellt das Album wirklich jene Achterbahnfahrt der Gefühle dar oder passte der Titel einfach dazu?

JLT: Ich selbst habe keines der Stücke auf dem Album geschrieben, habe jedoch eine emotionale Verbindung zu jenen, die ich (siehe unten; Fuxx) in der Vergangenheit bereits eingesungen habe. Emotional Fire unterscheidet sich durchaus von den voran gegangenen Sunstorm-CDs. Keiner der Songs kam aus meinem Fundus... allerdings stammen einige aus Sessions, an denen ich teilhatte... sowohl bezüglich Songwriting als auch Recording... aus meiner Vergangenheit. Damit ist auch gesagt, dass Frontiers (die Plattenfirma; Fuxx) einige Stücke ausgesucht haben, da sie der Überzeugung waren, jene Songs würden in das Melodic Rock-Konzept von Sunstorm passen.
Jene Songs aus der Vergangenheit sind insofern speziell, als dass sie ein Beispiel dafür sind, wie sich im Leben ein Kreis schließt. "Gina" war im Original auf Michael Boltons Hunger-Album (1987; Fuxx) zu finden, auf dem ich für die Background-Vocals zuständig war. Die damaligen Sessions bedeuteten eine aufregende Zeit, da sich das Melodic Rock-Genre auf seinem Höhepunkt befand. "You Wouldn't Know Love" und "Emotional Fire", die Bolton für Chers Heart Of Stone-Scheibe (1989; Fuxx) geschrieben hat, sind ebenfalls herausragende Stücke, zu denen ich die Background-Vocals beisteuerte. Alle jetzigen Parts stammen von Michael und mir und ich habe nun versucht, die Nummern rockiger als im Original zu gestalten. Damals hörte ich "Emotional Fire" von Desmond Child während einer Songwriting-Session, woraufhin er mich fragte, ob ich die Background-Vocals übernehmen wolle! Ja, das waren wirklich kreative und aufregende Zeiten für diese Art von Musik.

HH: Der Melodic Rock-Ansatz funktioniert tatsächlich nahezu perfekt. Stand der Plan von Anfang an, das Ganze in jenem 80er-Stil zu halten oder stellte sich ein solcher automatisch ein? Beispielsweise die Key-Sounds sind so verdammt 80er und geben den Nummern jenen speziellen Spirit...

JLT: Es war in der Tat ein Konzept, mit dem Frontiers um die Ecke kamen, und ich bin erleichtert, dass es bei den Fans Gefallen findet. Ja, ich denke, dass die Produktion streckenweise so geplant war, doch genauso lassen sich - vor allem auch auf den beiden Vorgänger-Platten - einige Songs mit modernerem bzw. zeitloserem Sound finden.

HH: Was mich am meisten begeistert, ist die Tatsache, dass die Scheibe jenes gewisse Momentum besitzt. Was ich sagen will ist, dass sie als Ganzes, als Gesamtkunstwerk funktioniert; die Zusammenstellung und Abfolge der Stücke ist einfach großartig. Immer wenn du denkst, gerade den besten Song gehört zu haben, folgt ein weiterer, der seinen Vorgängern in nichts nachsteht. Und darüber hinaus funktionieren die Nummern als das, was sie sind: als einzelne Songs. Von daher: handelt es sich bei erwähntem Momentum schlicht um einen Zufall oder stand hinter dem Aufnahme-Prozess ein genialer Masterplan (und wie lange dauerte es im Übrigen die Scheibe aufzunehmen)?

JLT: Ich war zwar nicht für die Zusammenstellung verantwortlich, freue mich aber sehr, dass du das Ganze in solch einem positiven Licht siehst. Vielen Dank für das Kompliment! Frontiers organisierten die Stücke und Dennis Ward war für die Produktion verantwortlich. Er ist, um das anzufügen, absolut überragend.
Bezüglich der Zeit, die es benötigte die Platte zu machen: es war sozusagen ein Hin und Her für ca. acht Wochen, ich hatte den gesamten Produktions-/Aufnahmeprozess hindurch viele Auftritte in Russland. Jedes Mal wenn ich ein paar Tage zu Hause war, arbeitete ich an den Sunstorm-Sachen, um danach gleich wieder on the road zu sein. Nicht zu vergessen die Reisevorbereitungen und die Flugzeiten. Außerdem arbeite ich, jedes Mal wenn ich außer Landes bin, mit verschiedenen Musikern und anderen Leuten an diversen Projekten.
Während der Sunstorm-Sessions hatten wir hier in den U.S.A., in der Region New York City/Northern New Jersey (wo ich lebe), einen Hurrikan. Die elektrische Versorgung fiel dabei für ganze drei Tage aus, womit ich Zeit für die Aufnahmen verlor. Hinzu kam, dass ich einige Tage krank wurde, wir hatten von daher unsere Schwierigkeiten, doch am Ende - hauptsächlich Dennis Ward zu verdanken - stand eine Kollektion von Melodic Rock-Nummern, die den Fans hoffentlich gefallen wird.

HH: Stellte es für euch ein gewisses Risiko dar, eine waschechte Melodic Rock-Platte auf den Markt zu bringen? Gibt es dafür momentan ein Publikum? Ich für meinen Teil denke, dass sich die Musiklandschaft in den letzten Jahren dahingehend verändert hat, dass man sich auf ältere Wurzeln besinnt und solch eine Scheibe durchaus Erfolg haben kann.

JLT: Es sieht tatsächlich danach aus, dass es noch ein Publikum für diese Art von Musik gibt - wir haben Websites wie melodicrock.com und Labels wie Frontiers. In den U.S.A. mag es im Moment wahrscheinlich nicht unbedingt die populärste Art von Musik sein, anders in manchen Teilen Europas, in Japan, in Ost-Europa (vor allem in Russland, wo ich eine große Anhängerschaft habe).

HH: Stichwort "Musiklandschaft": das Business sieht sich genauso großen Veränderungen gegenüber. Viele Musiker sehen sogar die Gefahr, dass der Eigenwert von Musik seitens der neuen "Download-Generation" nicht mehr erkannt, respektiert und am Ende natürlich vergütet wird. Wie ist deine Meinung dazu? Wie sehen die Vertriebs-Strukturen in eurem Fall aus? Ist es überhaupt noch möglich, Platten wörtlich zu verkaufen? Werden die traditionellen Plattenfirmen überflüssig?

JLT: Ich bin der Ansicht, dass die jungen Leute durchaus den Wert von echtem Classic Rock, handwerklich guter Musik bzw. gut gemachten Songs zu schätzen wissen, allerdings sind viele der neuen Acts, mit einigen Ausnahmen, austauschbar. In Bezug auf den Vertrieb: Frontiers kümmern sich darum und liefern dabei meiner Meinung nach gute Arbeit ab. Besonders in den U.S.A. konnten sie neue Märkte erschließen. Viele Künstler bieten ihre CDs auch auf Konzerten an. Auch ich bin schon so vorgegangen. Das kann funktionieren. Zu den traditionellen Plattenfirmen: es gibt sie noch, die Plattenindustrie unterscheidet sich jedoch in hohem Maße von der jener Zeit, als ich noch bei Rainbow und Deep Purle war. Die Plattenfirmen unterstützten damals die Künstler weitaus mehr, beispielsweise im Bereich Tour-Support. Auch das gibt es noch, allerdings bei wenigeren Künstlern... also weniger Vielfalt.

HH: Was sind deine persönlichen Favoriten auf der Scheibe? In meinem Falle wären das momentan der Titeltrack, der mich ein wenig an die alten Survivor (der Vital Signs-Ära) erinnert, und "You Would't Know Love", da der Chorus geradezu prädestiniert ist, im Ohr zu bleiben.

JLT: Wirklich, ich habe keine Favoriten. Stattdessen freue ich mich, wenn die Fans mir die ihrigen nennen... so wie du gerade eben. Ich muss jedoch sagen, dass die Nummern, die ich in der Vergangenheit (s.o.; Fuxx) gemacht habe, für mich ein wenig spezieller sind, da sich mit ihnen so viele Erinnerungen verbinden.

HH: Die Vocals kommen so kraftvoll daher, als ob es 1981 wäre und du gerade Difficult To Cure (mit Rainbow; Fuxx) aufgenommen hättest. Deine Stimme besitzt heute vielleicht sogar etwas mehr Tiefe, Volumen, alles in allem scheint die Zeit ihr jedoch nichts anzuhaben. Es dürfte von daher einige Strategien, Trainingsmethoden geben, um sie in solch einer Form zu halten. Kannst du jüngeren Sängern diesbezüglich ein paar Ratschläge geben?

JLT: Auch wenn du von Natur aus Talent hast, sind klassisch-formale Gesangsübungen nie verkehrt. Mir hat das viel geholfen, beispielsweise, wenn du gegen eine Erkältung ansingen musst. Man sollte überhaupt auf seine Gesundheit achten, der Flüsssigkeitshaushalt muss stimmen, der gesunde Lebensstil.

HH: Über die Jahrzehnte hast du mit einer Vielzahl von außergewöhnlichen Musikern gearbeitet. Es lassen sich kaum alle aufzählen, selbstredend erinnern sich die meisten jedoch an das Zusammenspiel mit Blackmore bzw. Yngwie Malmsteen. Wie denkst du über die unterschiedlichen musikalischen Richtungen, die deine alten Weggefährten in den letzten Jahren eingeschlagen haben? Blackmore mit Blackmore's Night und Malmsteen zuletzt auf Angel Of Love (Instrumental-Scheibe) und Relentless (gab es in letzter Zeit die Möglichkeit, mit Malmsteen zusammen zu arbeiten?)?

JLT: Im Falle Ritchies: die Art von Musik, die er mit Blackmore's Night macht, ist genau jene, die er schon immer machen wollte, von daher freue ich mich für ihn. Er liebt, was er tut, und die Fans scheinen es mittlerweile positiv angenommen zu haben. Yngwie hat schon immer versucht, mehr Gitarren in seine Stücke einzubauen, daher ist eine Instrumental-Scheibe sicher das Richtige für ihn. Es dürfte auch speziell seinen Fans gefallen, die mehr Gitarren als Gesang hören wollen. Ich habe mit ihm auf der Inspiration-CD gearbeitet (1996; die Platte besteht fast zur Gänze aus Cover-Versionen, wobei Joe Lynn Turner "Pictures Of Home" und "Demon's Eye" von Deep Purple bzw. "Spanish Castle Magic" von Jimi Hendrix eingesungen hat; Fuxx)... außerdem haben wir bei einer privaten Show in Russland einige Nummern zusammen gespielt.

HH: Besteht die Möglichkeit eines weiteren Hughes-Turner-Project-Albums, da ich denke, dass diese beiden Scheiben genauso aus deiner umfangreichen Diskographie herausragen (HTP, 2002; HTP 2, 2003; Fuxx), oder wird es vielleicht sogar noch mal was von Brazen Abbot in der Zukunft geben?

JLT: Für beide Projekte gilt: ich hoffe es! Und vielen Dank für das Kompliment ... ich bin sehr stolz auf die Arbeit mit HTP und Brazen Abbot.

HH: Glenn Hughes scheint bei Black Country Communion eine neue Heimat gefunden zu haben. Kann in deinem Fall das gleiche für Sunstorm geltend gemacht werden? Ich denke, die Zukunft könnte sehr gut für die Vier von euch aussehen.

JLT: Black Country Communion ist ein tolles Projekt! Unglaublich viel Talent steckt darin. In Bezug auf Sunstorm: gerne würde ich die Band, plus Dennis Ward, on the road bringen, wir würden jedoch finanzielle Unterstützung seitens der Plattenfirma oder von Sponsoren benötigen. Außerdem müsste jeder die Zeit dazu auftreiben, und wir sind alle ziemlich mit den unterschiedlichsten Projekten beschäftigt.

HH: Eine schwierige Frage, da die Liste deiner Veröffentlichungen sehr lang ist, aber wäre es möglich, zehn deiner eigenen Lieblingsstücke auszuwählen und hier zu nennen?

JLT: Da muss ich leider passen, da ich keine echten Lieblingsstücke habe. Ich überlasse es den Fans, ihre eigenen Listen zusammen zu stellen.

HH: Ich habe bisher nur ein paar anstehende Solodates für Norwegen auf deiner Website gesichtet...

JLT: Bezüglich zusätzlicher Solo-Dates... es werden noch einige, die später dieses Jahr stattfinden, bekannt gegeben. Am besten ist es, von Zeit zu Zeit die Website zu besuchen oder den "Gefällt mir"-Button meiner Facebook-Page zu drücken, um alle News zu bekommen, sobald etwas bestätigt ist.

HH: Last, but not least möchte ich zu Papier bringen, dass es mir eine besondere Ehre war, diese Fragen für dich vorzubereiten. Die letzten Worte gehören jedoch dir:

JLT: Ich danke dir und bitte bedanke dich, stellvertretend für mich, genauso bei all euren Lesern (was ich hiermit natürlich gerne tue; Fuxx). Ich bin sehr dankbar für die immer währende Unterstützung der Fans im Falle von Sunstorm, meinen Solo-Platten und all meinen Projekten. Ich hoffe wir sehen uns bald!

Fuxx

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