Review
U.D.O. - Decadent
Dekadentes Verhalten der privilegierten Gesellschaftsschicht ist ein weltweites Phänomen - zeitlos einerseits, aber eben auch ausgesprochen zeitgemäß, wie man von der täglichen Presse wieder und wieder aufs Neue belehrt wird. So könnte der Fiesling auf U.D.O.s Studioalbum Nr. 15 alle möglichen Figuren verkörpern. Ob skrupelloser Bankmanager, steuerhinterziehender Millionär oder vielleicht doch Protzbischof nach Feierabend - welches Schweinderl hätten's denn gern? Rein grafisch wurzelt das markante Coverartwork in den seligen 1980ern und bringt somit nicht nur das zentrale Thema des Albums gut auf Punkt. Denn auch in der musikalischen Umsetzung sind U.D.O. ein ganzes Stück weit zu den eigenen Wurzeln - im Falle von Herrn Dirkschneider mit Accept - zurück gekehrt.
Gleich der furiose Opener "Speeder", der seinem Namen alle Ehre macht, legt hierfür bestes Zeugnis ab. Klasse Einstieg, der vom folgenden Midtempo-Kracher und Titelsong "Decadent" sogar noch getoppt werden kann. In dieser Taktung fühlen sich Udo und seine Mannen auf der Platte auch am wohlsten. Mit "Under Your Skin" und "Rebels Of The Night" finden sich noch zwei stramme Up-Tempo-Nummern, ansonsten hat es die Band auf Decadent nicht sonderlich eilig. Stattdessen besitzen die meisten Stücke eine gewisse unbehagliche Atmosphäre, die zunächst schwer in Worte zu fassen ist, in Verbindung mit dem Albumtitel aber nachvollziehbar wird. Bestes Beispiel: das etwas schräge, nicht mit Disharmonien sparende "Mystery", das einen ungewohnt vielseitig singenden Udo zeigt und sich am Ende spielend leicht in Langzeitgedächtnis frisst. Auch der Accept-Link "Untouchable" und die finale, sogar mit orchestralen Part aufgemotzte Hymne "Words In Flame" sind teutonischer Metal vor dem Herrn, wie man es von U.D.O. nicht anders erwartet.
Fazit: Auf Decadent erwartet den Hörer sicherlich kein Good-Time-Rock'N'Roll, dafür ein facettenreiches, durchwegs spannendes und tadellos produziertes Album, das seinem starken Vorgänger Steelhammer und übrigens auch den aktuellen Outputs der Kollegen von Accept kaum nachsteht.
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