Review
Dunkelschön - Vergehen Und Werden
VÖ: 06. Juni 2014
Zeit: 50:01
Label: Screaming Banshee Records
Homepage: www.dunkelschoen-musik.de
Im tiefen Wald des germanischen Mittelalter-Rocks haben sich Dunkelschön bislang irgendwie meinem forschenden Blick entzogen. Dabei gibt es die Truppe schon seit zehn Jahren und Vergehen & Werden ist ihr bereits sechstes Studioalbum! Mit dem Begriff Rock muss man im Falle dieses Werks jedoch vorsichtig umgehen. Tatsächlich lassen sich die Lieder, in denen die Stromgitarre den Ton angibt, an einer (halben) Hand abzählen. Dunkelschön legen den Fokus stattdessen auf eher ruhige Balladen und romantische Folksongs in warmen Klangfarben. Dank des breit gestreuten Instrumentariums aus Flöten, Streichern, Harfe, Cello und den ungekünstelten Gesangslinien von Andre Straub und Vanessa Istvan wirken die Stücke allesamt sehr authentisch und wurden anspruchsvoll in Szene gesetzt.
Das besonders lebhafte "Morgenland", aber auch die liebliche arrangierte "Maienzeit" stechen hier besonders hervor. Unter den etwas deftigeren Liedern können dagegen "Übers Meer" und das schwedische Traditional "Kolarekarl" Akzente setzen, schon weil Vanessa ihre sonst zarte Stimme nun einer bissigeren Rockröhre weichen lässt. Mit "The Raven" wagen sich die Musikanten dann sogar an Edgar Allen Poes großen Klassiker heran, der in voller Länge und sinnvoller Weise von Andre kunstvoll vorgetragen wird, untermalt von melancholischen, zurückhaltenden Klängen. Mutig, aber definitiv gelungen!
Die Lieder auf Vergehen & Werden leben von ihren meist fragil wirkenden Strukturen, sie sind nicht immer sonderlich dunkel, schön sind sie aber umso mehr. Für ruhige Momente am Lagerfeuer im Kreise Gleichgesinnter oder als klangliche Kulisse für den nächsten Mittelaltermarkt empfehlenswert.
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