Review
In Solitude - Sister
Was wurden In Solitude für The World. The Flesh. The Devil nicht abgefeiert. Seitens der Fans, die sich mittlerweile zu einer ganzen Occult-Metal-Armee zusammen gefunden haben dürften, aber auch seitens der Presse, inklusive des hier schreibenden Heavyhardes-Vertreters. So war die Erwartungshaltung höchst gespannt, die Vorfreude auf das neue Werk Sister groß.
Nun: In Solitude 2013 knüpfen zwar auf die eine und andere Weise an ihr Überfliegeralbum an, machen jedoch mit ihrer Neuveröffentlichung auch einen gewaltigen Sprung in andere Gefilde.
Nach dem folkig düsteren Intro "He Comes" nimmt die Scheibe mit "Death Knows Where" einen Anfang, der so auch auf dem Vorgänger hätte stehen können. Toller Refrain, die typischen Tonartwechsel, die immer wieder gruselige Dissonanzen erzeugen, und Pelle Ahman, der ganz in seinem stimmlichen Element die in den Lyrics nieder gelegten Mystizismen und Misanthropie auslebt. Doch schon hier wird die rockigere Herangehensweise deutlich. War The World. The Flesh. The Devil noch ein Metalalbum par excellence, gilt das für Sister nicht mehr ohne Abstriche. Schon im folgenden "A Buried Sun" wird das Tempo gedrosselt zugunsten der weit ins Okkultische reichenden Gesamtatmosphäre, was Vergleiche mit den NWOBHM-Legenden Ritual zulässt und im Mittelteil gar an Alien Sex Fiend erinnert. Auch "Pallid Hands" muss eher im Düsterrock-Bereich angesiedelt werden. Hier wie auch an vielen anderen Stellen werden zwar Reminiszenzen an frühe Angel Witch wach, wobei jedoch der Gitarren-Mix das Ganze mit einem 70s-Flavour ausstattet, wie ihn dazumal etwa Wishbone Ash verbreiteten. Auch das mit Psychedelic-Gitarren daher kommende, dabei jedoch sehr explosive "Lavender" versprüht diesen Spirit, den früher neben den Genannten auch Bands wie Black Widow oder Coven aufsaugten und auf ihr Publikum übertrugen. Da wirkt die erste Single "Sister" mit ihrem irren Mainriff etwas anders, aufgeregter, ein wenig wie ein Misfit während des Rituals. Mit "Horses In The Ground" gibt es dann noch mal eine Rückkehr ins 70s-Rock-Fahwasser, bevor die Scheibe mit "Inmost Nigredo" einen Höhepunkt ganz zum Schluss feiert, da hier kompositorisch komplex Spannungsbögen im Stile von Mercyful Fate (endlich?) oder Witchfynde aufgebaut werden und den Zuschauer wohlig entlassen.
Eine Bewertung fällt schwer, denn In Solitude liefern mit Sister sicher kein schwaches Album ab, ganz im Gegenteil, jedoch glänzte The World. The Flesh. The Devil. mit seiner Einzigartigkeit, seinem absolut innovativen Approach und nicht zuletzt mit mehreren Übersongs, die meiner Ansicht nach auf dem neuen Album fehlen.
Fuxx