Review
Obscura - Illegimitation
Pünktlich zum 10-jährigen Jubiläum haben sich die Herren von Obscura etwas ausgedacht. Weniger pünktlich traf das Produkt des Denkprozesses beim Schreiberling ein, knapp anderthalb Jahre war das Ding unterwegs. Aber ich sollte der Letzte sein, der wegen einer Verspätung mosert, ich habe ja selber noch genug Leichen im Keller liegen...
Zum erwähnten Jahrestag hat die Band das Illegimitation-Demo aus dem Jahr 2003 in Eigenregie neu aufgelegt, noch drei Songs aus der Vorproduktionsphase des Zweitlings Cosmogenesis draufgepackt und das Ganze mit drei Coverversionen bekannter Progressive Death-Bands garniert. Herausgekommen ist eine Veröffentlichung, die mit Sicherheit nicht essentiell zu nennen wäre, für Fans der Band aber sicher eine sich lohnende Anschaffung sein dürfte.
Die Demosongs erklingen in erstaunlich solider Soundqualität, deutlich über muffigem Übungskeller-Niveau, wenn auch noch ein wenig roh an den Ecken. Beim Songwriting merkt man deutlich, dass es einfacher und direkter gestrickt war als in späteren Phasen des Bandschaffens. Insgesamt ist dieser Teil musikalisch okay, aber nicht weltbewegend. Dafür aber bekommt der Fan eben einen Einblick in die Entwicklung der Band.
Der Retribution-Anteil beinhaltet bekannte Stücke in deutlich roherer Form. Das gilt vor allem für den Live-Kracher "Incarnated", bei dem man beim führenden Motiv sehr deutlich hören kann, wie viel Arbeit noch in die Aufnahmen gesteckt werden musste, um zum endgültigen Ergebnis der Albenfassung zu kommen. Auch recht interessant, aber wieder kein must-have.
Teil drei, die Cover-Versionen, bietet Material, das so von Obscura noch nicht zu haben war. Hier wird den Vorbildern der Band gehuldigt, was sich in solide nachgespielten Stücken äußert. Die Münchner bleiben dabei recht nah an den Originalen, was einerseits den Wiedererkennungswert steigert, andererseits aber auch keine Überraschungen bieten kann.
Das Interessanteste an der Veröffentlichung ist das beigelegte Booklet, in dem Bandkopf Steffen Kummerer die Entwicklung der Gruppe während der ersten fünf Jahre ihres Bestehens beschreibt, was mit Bildern aus den jeweiligen Jahren unterlegt wurde.
Illegimitation ist deutlich an Fans der Band adressiert, Neulinge sollten sich erst mal an die regulären Alben halten. Aber ein netter Einblick ist das Ding allemal und insofern hat es seine Daseinsberechtigung.
Hannes
Ohne Wertung