Review
Stormlord - Hesperia
Das erste Mal begegnet ist mir die italienische Truppe Stormlord Ende der 1990er mit den Alben Where My Spirit Forever Shall Be und Supreme Art Of War. Zugegeben - damals war mir deren symphonischer Black Metal, Stormlord lagen damit ja voll im Trend, einen Tick zu pathetisch, weswegen ich das Gespann auch irgendwie aus den Augen verloren habe. Natürlich haben Stormlord auch anno 2013 dem Pathos nicht abgeschworen, sie klingen aber viel erwachsener und ernster, als bei meinem letzten Kontakt.
Hesperia, Langeisen Nummer fünf, ist ein Konzeptalbum über Vergils Aeneis und bietet als solches genügend Stoff für majestätisch-cineastische Arrangements. Dazu fließt immer wieder ein Hauch mediterrane Folklore in das Material mit ein und der Opener "Aeneas" ist sogar gänzlich in Latein verfasst, eben ganz nach dem literarischen Vorbild. Da auf den typischen Aufbau aus Strophen und Refrain weitestgehend verzichtet wird, fordern die Songs schon eine gewisse Aufmerksamkeit. Gerade der Auftakt zu den einzelnen Stücken wirkt dank massivem Keyboardeinsatz oft richtig mächtig, macht Lust auf opulentes Klangkino. Leider kann dann aber nicht jeder Titel auch liefern, was sein Vorspann versprochen hat. Die Songs wissen zwar durchweg zu unterhalten, aber eben nur selten wirklich mitzureißen. Als positive Beispiele und Anspieltipps seien "Aeneas", dann das wuchtige "Bearer Of Hate" und das finale Neunminuten-Epos "Those Upon The Pyre" genannt. Dazu ist das detailverliebte Cover-Artwork ein echter Hingucker geworden. Freunde von symphonischen Pagan-Metal, der sich ausnahmsweise einmal nicht um Kelten oder Wikinger dreht, sollten für Stormlord ein Ohr riskieren.
Vorheriges Review: Phil Vincent - Face It