Review

Ayreon und kein Ende. Nicht dass das schlecht wäre, nein im Gegenteil, durch die Wiederveröffentlichungen des Ayreon Backkataloges, haben auch Leute, die mit Arjen Anthony Lucassen und Ayreon erst vor kurzem in Kontakt gekommen sind, die Möglichkeit in die musikalische Welt des Holländers einzutauchen.

Actual Fantasy bildet in gewisser Weise eine kleine Ausnahme. Das Album ist das zweite in einer Reihe von Werken, die von Lucassen alleine komponiert wurden, unterscheidet sich aber dahingehend, dass Arjen hier "nur" mit drei Sänger gearbeitet hat. Waren es auf den anderen Alben bis zu zehn verschiedene Charaktere und dementsprechend viele Sänger, dürfen sich hier neben Arjen am Mikro auch noch Robert Soeterboek, Edward Reekers und Okkie Huysdens austoben. Ein anderer kleiner aber feiner Unterschied besteht darin, dass Actual Fantasy ausdrücklich nicht als Konzept-Album bzw. als Metal oder Space Oper aufgebaut ist, sondern mehr oder weniger als ganz normales Rock bzw. Metal Album, wobei Arjens Handschrift natürlich unverkennbar ist und das Album vor guten Melodien und interessanten Ideen nur so überläuft. Alles wie gewohnt also?

Nein, nicht ganz, denn die ursprüngliche Fassung geriet mehr zu einem Ladenhüter denn zu einem Kassenschlager. Woran lag das? Nun, zum einen sicherlich daran, dass den Fans mit Sicherheit das Opern-Konzept abging und somit schon mal die erste Enttäuschug da war. Zu knabbern hatten viele mit Sicherheit auch am eingesetzten Drumcomputer, der zwar qualitativ hochwertig verarbeitet wurde, aber dennoch nicht das Gelbe vom Ei war. Ebenso wie viele Soundspielereien etwas zu klinisch und künstlich ausfielen. Fertig war das vermeintlich schlechteste Ayreon Album.

Das gilt es nun natürlich zu ändern und eine Neuauflage bietet dafür eine hervorragende Möglichkeit. Arjen wäre nicht Arjen, wenn er sich dafür nicht etwas Besonderes hätte einfallen lassen. Also holte er sich seinen musikalischen Partner in Crime, Ed Warby, ins Studio und ließ diesen die Drums komplett neu einholzen. Dasselbe passierte mit den Bass-, Gitarren- und Keyboard-Spuren, wobei sich hier für den Bass Peter Vink verantwortlich zeigt. Ausserdem wurden die Songs überarbeitet und teilweise ein wenig verändert.
Das Ergebnis kann man nun auf Actual Fantasy Revisited hören und was man da zu hören bekommt, hat es in sich. Das Album hat wesentlich mehr Dynamik und Drive und hört sich in dieses zeitgemäße Soundgewand gepackt um einiges druckvoller an. Mehr Druck, mehr Dynamik, mehr Sound = mehr Spaß, an schon damals geilen Rock-/ Metal-Songs.

Aber das ist natürlich nicht alles. Neben der Version 2004 auf CD gibt es einen zweiten Silberling, der es wohl ebenso in sich hat. Dabei handelt es sich um eine DVD, die neben einem Featurette, das die Aufnahmen zu Gitarre, Bass und Schlagzeug zeigt und einem Videoclip (im 5.1 und 2.0 Sound) zu "The Stranger Within" zwei ganz besondere Schmankerl enthält. Zum einen ist das die komplette ursprüngliche Fassung von Actual Fantasy, so wie sie 1996 von Arjen aufgenommen wurde, wodurch der Unkundige einen direkten Vergleich ziehen kann. Zum anderen steht ein 5.1 Surround Mix der neuen Fassung auf dem Album, was ein besonderer Spaß und Genuß für Soundfetischisten bedeuten dürfte.

Actual Fantasy Revisited bieted verdammt viel fürs Geld und hält, was sich der Fan verspricht. Auch wenn es zugegebener Maßen ein wenig aus dem Rahmen fällt und sich von den anderen Ayreon Werken unterscheidet, ist diese CD definitiv ihr Geld wert. Auch für Leute, die sich schon Eigentümer der ursprünglichen Fassung nennen dürfen, findet sich hier genug zusärtzliches Material, das einen neuerlichen Kauf rechtfertigt.

Lord Obirah

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