Review
Black Sabbath - 13
VÖ: 07. Juni 2013
Zeit: 60:43
Label: Mercury Records
Homepage: www.blacksabbath.com
Monolith. Meilenstein. Sternstunde. Die Superlative, die man hierzu finden könnte, gehen irgendwie nicht aus. Nichts und niemand konnte mit einer derartig kompromisslosen Machtdemonstration rechnen. So als ob sie sagen wollten: hört doch auf mit euren Kinderspielen. Die wahren Meister der Finsternis sind da und fegen alles weg.
Das erste Werk, das Black Sabbath in der (nahezu) Original-Besetzung seit Never Say Die - und das war 1978 - vorlegen, beweist, warum diese Formation als Urväter des klassischen Heavy Metal gilt. Tony Iommi, der wegen einer Verbrennung seiner Fingerkuppen die Gitarre tiefer stimmen musste und für den ersten Song gleich die Halbtonschritte einbaute, die einfach nur böse klingen. Geezer Butlers pumpender Bass, der alles unheildräuend unterlegt. Dazu die klagende Stimme von Ozzy Osbourne, die einfach nur kongenial zu dieser klanglichen Apokalypse passt. In den 80ern schuf die zweite Inkarantion mit Heaven And Hell und Mob Rules Epen des modernen, melodischen Metal, aber Anfang der 70er waren sie doomig, langsam, ausladend, von hypnotischer Qualität. Geht das noch? Kann man so auch im nächsten, in diesem Jahrtausend spielen?
Der Fronter John Osbourne hatte sich zwischenzeitlich musikalisch und medial zum Kasper gemacht, man tourte mit Dio unter dem Namen Heaven And Hell und präsentierte das Material aus dieser Phase, dann doch auch wieder mit Ozzy. 2011 Reunion, dann Streit mit Schlagzeuger Bill Ward. Und dann die Diagnose Krebs bei Tony Iommi, Ironie des Schicksals, kurz nachdem schon Ronnie James Dio aus diesem Grund für ewig verstummt war. Und dann gegen alle Erwartungen und Wahrscheinlichkeit diese Sammlung von Endzeithymnen, ein Anachronismus - so als ob die erste Platte gerade erst im vergangenen Jahr erschienen sei, zimmern Sabbath Songs jenseits der 8-Minuten-Grenze, ohne Rücksicht auf jegliche kommerzielle Glattbügelei. Sondern so, wie sie das Genre vor 40 Jahren definierten: langsame, alles umwälzende Riffs, stetig wiederholt und dennoch nicht ermüdend, episch, Ozzy jammert vom Ende der Welt, fragt ob Gott tot ist, und alles wie am Anfang, als sie (Ozzy beschreibt es schön in seiner Autobiographie) unter dem Eindruck der erfolgreichen Hammer-Horror-Filme die Leute mit ihrer Musik erschrecken wollten, weil damit ja irgendwie Geld zu verdienen sei.
"End Of The Beginning" und "God Is Dead?" wäre schon ausreichend um alle Zweifler zum Schweigen zu bringen, aber auch die weiteren Nummern wie "Loner", "Zeitgeist" oder "Age Of Reason" überzeugen durch stimmige Riffs (schon immer war es entscheidend, ob Riffmeister Iommi etwas einfiel oder nicht, manchmal verbarrikadierte er sich tagelang im Proberaum - offenkundig war er dieses Mal erfolgreich), Tempowechsel und teilweise überraschend melancholischen Einsprengseln. Ozzy, in der TV-Serie oft kaum zu verstehen in seinem Nuscheln und auf der Bühne oft Unsicherheitsfaktor, schwingt sich zu einer (letzten?) Glanzleistung auf - kein anderer könnte diese Untergangslieder so überzeugend inszenieren wie er. Geezer Butler ist über jeden Einwand erhaben, Brad Wilk (Rage Against The Machine) am Schlagwerk fügt sich nahtlos ein, und Produzent Rick Rubin holt den klassischen Sabbath-Sound brillant in die Neuzeit. Die besten Dinge kommen eben unerwartet aus der Tiefe des Raumes. Wie immer.
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