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Public Image Limited - Live At Rockpalast 1983 (DVD)

Public Image Limited - Live At Rockpalast 1983 (DVD)
Stil: Post Punk
VÖ: 27. Januar 2012
Zeit: ca 80 Min.
Label: MIG Music
Homepage: www.pilofficial.com

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Zu einem der prägendsten Erlebnisse meiner musikalischen Jugendzeit gehört der Moment, in dem an irgendeinem Freitag Abend des Jahres 1983 um ca. 18:30 aus dem Kofferradio (Historie Teil 1) in der Sendung Schlager der Woche (Historie Teil 2) ein offenkundig bewegtes Männlein vehement versicherte, dass das gerade jetzt kein Liebeslied sei. Nun, die Art wie er das vortrug legte das auch nahe, das war eine Mischung aus Jammern und Kreischen, aber irgendwie cool. Warum das denn so zu versichern sei wunderte uns weniger, immerhin hatten die deutschen Minimalisten Trio nicht lange zuvor ebenso überzeugend dargelegt, dass sie den Adressaten ihres Liedchens ebenfalls nicht liebten. Irgendwann erfuhr man dann, dass "This Is Not A Love Song" schon von der vierten Scheibe jener Kombo stammte, die der ehemalige Sex Pistols-Fronter John "Rotten" Lydon nach dem Ableben (im Falle von Sid Vicious ja auch wörtlich zu nehmen) seines eigentlichen Spielplatzes aus der Taufe gehoben hatte.

Die Alben First Issue, Metal Box und Flowers Of Romance avancierten flugs zu Meilensteinen des seltsamen Misch-Genres New Wave, das irgendwo zwischen Rock, Dance, Pop und auch Punk weit davon entfernt war, ein reiner Pistols-Abklatsch zu sein, und geprägt wurde das Ganze natürlich von Lydons durchaus eigenwilliger Darbietung, die zwischen Schrägheit, Larmoyanz und Kraft schwankte und bei den gesetzteren Hörern der Schlager der Woche für Kopfschütteln sorgte.

In der mittlerweile löblich ausgebauten Reihe der Rockpalast-Aufzeichnungen fügt sich nun das Konzert, das die Jungs am 31. Oktober 1983 in der Bochumer Zeche vom Stapel ließen. Mit von der Partie waren damals allerdings nur noch Lydon und Drummer Martin Atkins, Gitarre und Bass wurden von Sessionmusikern bedient. Bei überschaubarer Spielzeit von knapp 60 Minuten werden zahlreiche Klassiker geboten, darunter die Bandhymne "Public Image" (diese sogar zweimal), "Religion", "Flowers Of Romance" und "Chant". Meister Lydon schlendert dabei süffisant umher, kreischt, jault und jammert ins Mikro, spricht teilweise witzig mit dem Publikum, bedient diverse Punk-Klischees (gekleidet ist er in eine Art Morgenmantel und einmal wird sauber auf die Bühne gerotzt) und führt eine seltsame Mischung aus Ausdruckstanz und Entenwatscheln auf. Richtig cool ist die knallige Fassung des Pistols-Krachers "Anarchy In The U.K." und eben das eingangs erwähnte "This Is Not A Love Song", das seinerzeit noch eine Vorschau auf das kommende vierte Album war. Weiterhin herrscht der übliche Rockpalast-Charme, also Kameraleute mit riesigen Kopfhörern, der Keyboarder raucht locker während des ganzen Konzertes, Lydon wandert im Fotograben umher - und im Publikum wird gepogt, was damals heftig und aus heutiger Sicht, wo man Wall Of Death und andere Scherze kennt, komplett harmlos aussieht.

Als Bonus-Features gibt's ein kleines Interview, wo sich Lydon als Alt-Punk geriert (anfangs gibt's noch halbwegs vernünftige Antworten, dann geht er mit einem entspannten "can't be bothered" auf und davon), und eine rare Probe-Aufnahme aus dem Konzertsaal.

Für Pistols-Anhänger, PIL-Freunde und alle, die sich bei den Schlagern der Woche auch wunderten, wärmstens zu empfehlen.

Holgi

5 von 6 Punkten

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