Review
RPWL - Beyond Man And Time
Beyond Man And Time - Jenseits von Mensch und Zeit. Das klingt geschwollen und das soll es auch sein. Es sind wahrlich keine kleinen Brötchen, die die Münchner Prog-Kapelle RPWL auf diesem Album bäckt. Ein Plädoyer zum eigenen Denken soll das Konzeptalbum sein, das die lyrisch-philosophische Geschichte der Wahrheits- und Selbstfindung von Nietzsches Zarathustra nacherzählt, der bei dem Versuch, seine Weisheit in die Welt zu tragen, mit verschiedenen schrägen Charakteren ins Gespräch kommt. Aber keine Sorge, man muss kein großer Philosoph sein, um an der Musik der Ex-Pink Floyd-Coverband Gefallen zu finden. Der ruhige, hypnotische Art-Rock fügt sich anstatt zu Liedern zu spacigen Klangcollagen zusammen, die mit der sanft-samtigen Stimme von Sänger Yogi Lang veredelt werden. Die floydschen Wurzeln sind zwar nicht mehr so prägnant wie auf den Vorgängeralben, aber gerade durch die Nichtkonventionalität des Materials nicht wegzudiskutieren. Ausgedehnte Synthiesolos und orientalische Sitar-Klänge finden sich mit den progressiven Rhythmen zu nachdenklichen und melancholischen Melodien zusammen, die man teilweise bei den ersten Durchläufen der Scheibe gar nicht richtig erfassen kann. Dementsprechend sollte man sein Urteil über diese Scheibe nicht zu schnell fällen, sondern sich etwas Zeit nehmen, um sich in die tiefsinnige Welt von RPWLs Erzählungen entführen zu lassen. Die bis zu 16 Minuten langen Werke sprühen vor zarten Ideen, musikalischer Hingabe und dem Drang, das eigene Ding ohne Rücksicht auf Verluste durchzuziehen. Generell gilt, wer so gar nichts mit Pink Floyd, Prog und Art-Rock anfangen kann, ist hier definitiv fehl am Platz, denn Beyond Man And Time ist, auch wenn die Band alles recht ruhig angehen lässt, keine leichte Kost und schon gar keine Partymucke. Alle anderen lade ich hiermit gerne ein, sich die CD zuzulegen, die Augen zu schließen und das ausufernde Werk zu genießen!