Review
Ordo Obsidium - Orbis Tertius
Die Bay Area um San Francisco ist ja primär für ihre fruchtbare Thrash-Szene bekannt. Und so könnte man ja auf den Gedanken kommen, dass Ordo Obsidium musikalisch ebenfalls im Thrash Metal zu Hause wären, da diese Band aus eben jener Bay Area stammt. Doch mit dieser Einschätzung könnte man falscher nicht liegen, denn die 2009 gegründete Gruppe hat mit dem Erbe von Metallica & Co recht wenig am Hut.
Vielmehr bekommt man auf Orbis Tertius einen faszinierenden Mix aus Black Metal und Funeral Doom geboten. Dabei variieren die Gewichtungen dieser beiden Stile ständig, mal brettern die Amis in schwarzmetallischer Raserei durch die tiefsten Tiefen der Hölle, dann wieder ergehen sie sich in todtrauriger musikalischer Depression und trotzdem wirkt das alles nicht zusammengewürfelt, sondern ergibt im Endeffekt ein überraschend homogenes Ganzes. Insgesamt steht die erste Hälfte des Albums vielleicht etwas mehr im Zeichen der Schwarzwurzel, während der zweite Teil des Werkes ein wenig mehr gen Selbstzerfleischung tendiert, aber trotz dieser kleinen Gewichtungsschwankungen wird durchgehend eine recht große musikalische Breite geboten. Und die macht das Album sowohl dramatisch als auch vielschichtig, Orbis Tertius ist über die komplette Spieldauer spannend, wird nie langweilig oder auch nur leicht eindimensional und entwickelt eine überaus fesselnde, morbide Atmosphäre, die ihresgleichen sucht.
Einen nicht geringen Anteil an dieser Stimmung hat das verzweifelt klingende Gekreische, welches das Album beherrscht. Wer von den beiden als Sänger benannten Künstlern jetzt genau den Löwenanteil an dieser Sangesleistung vollbracht hat, war nicht zu ermitteln, aber er macht seinen Job auf jeden Fall überzeugend. Aber auch der Rest der Band weiß zu gefallen, sowohl in den bösartigen Hasseruptionen als auch bei den getragenen Passagen verlieren die Künstler nie die Beherrschung über ihr Instrumentarium. Klanglich zeigt sich der Longplayer äußerst roh und bodenständig, keine Spur von Nachbearbeitung oder Feinschliff lässt sich hier erkennen. Und das ist gut so, denn so wird das Material auf die passendste Art und Weise präsentiert, die ich mir für diese Art Musik vorstellen kann. Da fügt sich das Artwork nahtlos ein und schreit förmlich nach einer großformatigen Vinyl-Ausgabe.
Ordo Obsidium haben mich mit ihren Erstling total überrascht und das ist absolut positiv gemeint. Ihr Debüt ist ein überaus fesselndes, originelles Werk geworden, das der Band einen Traumstart beschert und den Verfasser dieser Zeilen abseits seiner normalen Hörgewohnheiten über lange Zeit zu fesseln versteht.
Hannes
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