Review
Cryoshell - Cryoshell
Also, das hab ich ja wirklich ein paar Mal lessen müssen bevor ich's kapiert hab. Und doch stimmt's: diese Kombo wurde gegründet, um Lego zu untermalen. Das ist nicht eine wüste dänische Underground-Bewegung, sondern genau das, wie es klingt - nämlich die Bausteinchen-Firma, die mittlerweile diverse Spielzeug-Linien fabriziert, darunter auch kinderfreundliche Versionen von Indiana Jones und Star Wars. Unter diese Kategorie fällt auch die Figürchen-Serie Bionicle, und just zu dieser steuerten Cryoshell die Erkennungsmelodie "Creeping In My Soul" bei, die dann auch flugs zur ersten Single der Kombo wurde.
Betrachtet man sich die Formation, wird man einen gewissen Reißbrett-Eindruck nicht los: Keyboarder und Pianist Mikkel Maltha arbeitete als Filmmusik-Schreiberling unter anderem für Lars von Trier, Gitarrero Kasper Sodlund tourte mit allerhand Kombos durch die Gegend und schrieb nebenher Musik für Filme und Werbespots (!), und Fronterin Christine Lorentzen trieb sich in Los Angeles als Model herum, trat in der dänischen Version von Star Search auf, und (es wird noch besser, glaubt mir's!) war Präsentatorin der dänischen Ausgabe von Let's Dance (also der Show, wo ein aufgepumpter Hape Kerkeling seltsame B-Promis übers Parket schickte). So ein ganz kleines bisschen drängt sich der Verdacht auf, im Hause Lego habe man schon ganz genau gewusst, wie man eine kommerzielle Rock-Kombo zusammensetzt, die die Beschallung für diverse Figürchen herstellen soll...
Aber Songs gibt's ja auch zu bestaunen, und da stellen wir sehr schnell fest, dass man sich hier eindeutig im Gefilde von Evanescence, Linkin Park und Sonic Syndicate bewegt - also sehr gefälliger, eingängiger Bombast-Rock ohne viele Ecken und Kanten. Das machen die Herren und die Dame recht gut, die Single läuft in der Tat gut runter, der zweite Track "Bye Bye Babylon" nervt dagegen mit aufgesetztem orientalischem Flair, aber Stückchen wie "Trigger" und "Feed" machen wirklich durch gute Komposition und feine Atmosphäre Laune. Frau Lorentzen ist durchaus gut bei Stimme, und so richtig schaden tut so a bissi optische Attraktivität ja auch nie, oder? Also, wer eine etwas kommerziellere Gangart nicht rundheraus verurteilt, kann ein Ohr riskieren.