Review
Decapitated - Carnival Is Forever
Über die Schicksalsschläge, die Decapitated widerfahren sind, wurde genug geschrieben, da brauche ich mich nicht in die lange Reihe von Autoren einordnen, die immer das Gleiche wiederkäuen. Beschränken wir uns also hier und jetzt auf die reine Rezension der aktuellen CD der Polen, welche gleichzeitig den Einstieg der Band bei Nuclear Blast darstellt.
Leicht zugänglich war der Sound der Polen ja noch nie, aber Carnival Is Forever macht es dem Hörer wirklich nicht leicht, ins Geschehen einzusteigen. Spröde und unnahbar gibt sich das Material, sperrig, kalt und ablehnend. Aber was wie eine deutliche Kritik klingt, stellt gleichzeitig auch einen der großen Pluspunkte an der Scheibe dar. Denn hat man erstmal die Einstiegshürde genommen, entwickelt sich der Output immer mehr zum Grower. Was anfangs extrem vertrackt und unzugänglich wirkt, entwickelt im Laufe der Zeit immer mehr Facetten, bietet eine Vielschichtigkeit, die ihresgleichen sucht und glänzt durch eine Eigenständigkeit, die nur noch durch ihre musikalische Halbwertszeit in den Schatten gestellt werden kann. Musik für jedermann ist das mit Sicherheit nicht, aber das war bei Decapitated noch nie der Fall. Vielmehr entwickelt sich auf dem Album eine düstere, fesselnde Stimmung, die etwas ganz Eigenes hat, nur um im abschließenden, passend betitelten "Silence" ihren versöhnlichen instrumentalen Ausklang zu finden.
Technisch sind die Polen wie immer ganz vorn mit dabei. Äußerst variables und technisch anspruchsvolles Drumming bildet die Grundlage für ebensolche Gitarrenarbeit und die intensive stimmliche Darbietung von Rafal Piotrowski unterstreicht nur noch die hypnotische Gesamtwirkung der Stücke. Für Decapitated-Verhältnisse ist die CD vom Umfang her recht opulent ausgefallen und das Umschlagbild könnte nicht passender zur Musik sein.
Carnival Is Forever ist beileibe kein Easy Listening. Die CD erfordert vom Hörer eine Menge Einarbeitungszeit, belohnt ihn dann aber mit Klanglandschaften, die ihresgleichen suchen. Schwerer, aber guter Stoff einer Band, die wieder im Kommen ist.
Hannes
Vorheriges Review: Queen - Flash Gordon (Re-Release)