Review
Rival Sons - Pressure & Time
Retro ist in wie sonst nix. Na ja, vielleicht wie sonst noch das ganze Pagan-Gedöns, aber das war's dann auch schon. Und wenn von einem Label wie Earache eine Retro-CD aufgelegt wird, könnte man leicht auf den Gedanken kommen, dass es sich um so etwas wie Proto-Death oder -Grind handeln könnte, doch hier irrt der Fachmann und auch der Laie liegt daneben.
Denn die Rivalisierenden Söhne machen Retro-Hardrock, ganz im Geiste der Siebziger Jahre des letzten Jahrhunderts. Bands wie Led Zeppelin, Steppenwolf und Deep Purple haben überdeutlich ihre Spuren im Sound der Band aus L. A. hinterlassen, aber auch Namen wie The Doors, Jimi Hendrix und Creedence Clearwater Revival kommen einem in den Sinn, wenn man sich die aktuelle Langrille Pressure & Time zu Gemüte führt. Eingebettet in eine angenehm warme, organische Produktion, die den Geist der Siebziger perfekt transportiert, entfalten sich die Songs facettenreich vor dem Hörer, gehen sofort ins Ohr, haben aber auch eine durchaus beachtliche Halbwertszeit und zeigen auch nach dem drölften Umlauf nur wenig Abnutzungserscheinungen. Die Scheibe ist recht abwechslungsreich ausgefallen, zünftige Rocker wie der stampfende Opener "All Over The Road" wechseln sich mit langsameren, gefühlvollen Stücken wie der starken Halbballade "Only One" ab und bietet dem Käufer somit beste Unterhaltung über die gesamte Spieldauer.
Die schon angesprochene Produktion ist absolut authentisch ausgefallen, die Scheibe klingt von vorn bis hinten sympathisch analog, ohne unterproduziert zu wirken. Da können sich einige Möchtegern-Retros eine dicke Scheibe von abschneiden, so haben klassische Rock-Alben zu klingen. Die Jungs beherrschen ihr Handwerkszeug mehr als hinlänglich und Frontmann Jay Buchanan gehört definitiv zu den Besseren seiner Zunft. Auch das Cover des Rundlings ist ein echter Hingucker geworden, nur der Umfang des Outputs kann mich nicht wirklich begeistern, gerade mal 30 Minuten sind doch arg übersichtlich.
Pressure & Time ist ein angenehmer Trip 40 Jahre zurück, der einige wirklich tolle Stücke vorzuweisen hat. Die Band kann was und zeigt es auf der Scheibe auch. Weiter so!
Hannes
Vorheriges Review: Arkona (Rus) - Stenka Na Stenku (EP)