Review
Urfaust - Der Freiwillige Bettler
VÖ: 28. Januar 2011
Zeit: 45:51
Label: Van Records
Homepage: www.urfaust.bigcartel.com
Sie halten sich an keine Regeln, sie folgen keinem Idol, sie erschaffen ihre ureigene Welt und verlieren sich in ihr. Sie sind so etwas wie die Shootingstars des Black-Metal-Untergrunds. Sie sind Kult. Und ich kenne Menschen, die bis zu 500 km weit reisen, um diesen Kult am eigenen Leib erfahren zu können, wenn sich das holländische Duo Urfaust auf Konzertreise begeben hat. Doch bei all der Lobhudelei der Fachpresse um dieses Phänomen gibt es sicher auch genügend Hörer, die sich zwar in diesem Genre sehr wohl fühlen, bei Urfaust aber an ihre Grenze stoßen.
Mir zumindest geht es mit dem dritten Album Der Freiwillige Bettler so. Schauderhaft schamanische Gesänge, von denen man nicht sicher sagen kann, ob sie auch einen Text wiedergeben, Nerven zerreißende, monotone Gitarrenlinien und zuletzt eine unterirdische, basslastige Produktion, deren Klang manch einem 15 Jahre alten Rehearsal-Tape weit abgeschlagen hinterher hinkt, bilden dieses entrückte, unwirkliche Gefüge aus sieben okkulten Kapiteln irgendwo in der grauen Einöde zwischen Doom, Ambiente und rudimentärem Schwarzmetall. Das ist vollkommen eigenständig, keine Frage, und es entfaltet eine unheilvolle, urtümliche Aura. Es ist aber auch verdammt schwere Kost, die dem Hörer neben seiner uneingeschränkten Hingabe auch eine hohe Schmerzgrenze abverlangt. Der Titelsong, der weniger Lied, als vielmehr ein Ensemble düsterer, disharmonischer Klänge nebst beschwörenden Gesängen darstellt, legt hiervon bestes Zeugnis ab. Das Kind Im Nebel erinnert dann tatsächlich an skandinavische Größen wie Satyricon, allerdings zu deren Demophasen. Das Gros dieses Albums verdient kurz und bündig das Prädikat bizarr.
Natürlich muss das alles genau so sein. Und vielleicht sind Urfaust mit ihrem Wirken so etwas wie der Aufschrei der Verzweiflung und des Widerspruchs in einer Welt, die immer mehr nach Perfektion schreit und all jene aussortiert, die zu dieser nicht in der Lage sind. Für mich bleibt Urfaust dennoch eine zwiespältige Sache, der ich eine gewisse faszinierende Ausstrahlung keinesfalls absprechen kann, zu der ich aber schon aufgrund der qualitativen Defizite keinen Zugang finden kann.
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