Review
Jerry Cantrell - Degradation Trip
Jerry Cantrell ist der ehemalige Gitarist von Alice in Chains und gehörte damit einer Bewegung an, die bei den meisten Heavyhardeslesern eher negative Gedanken hervorrufen dürfte. Grunge - für viele war und ist diese Bewegung untrennbar mit dem Niedergang der traditionellen Metalspielarten Anfang der Neunziger verantwortlich und somit indiskutabel. Aber hey, erst vor kurzem ist Layne Staley, der Ex-Sänger von AIC an einer Überdosis gestorben und auch viele andere Grunge-Protagonisten starben an Drogen oder Selbstmord (oder einer Mischung aus beidem) weil sie mit ihrem Erfolg nicht zu Rande kamen, während viele 80-iger Jahre Metaller sagen, "egal wie wenig Erfolg wir haben, wir reunieren trotzdem was das Zeug hält, so alt wie unsere Geheimratsecken uns machen sind wir noch lange nicht". Die Frage nach dem größeren Durchhaltevermögen ist dadurch ja wohl geklärt, also meine lieben Traditionalisten, was soll das Geschrei? Mehr Toleranz...
Mit "DT" legt uns Jerry Cantell bereits sein zweites Soloalbum vor, bei der er singt und Gitarre spielt, zudem hat er alle Songs selbst verfaßt und das Album zusammen mit Jeff Tomei produziert. Seine Mitmusiker bestehen aus Basser robert Trujillo ( u.a. Ozzy , Suicidal) und Drummer Mike Bordin (auch Ozzy, Faith no More), kräftig Namedropping wird im Infozettel damit schon mal betrieben.
Musikalisch ist die Chose wie nicht anders zu erwarten sehr Grunge/Alice in Chains-lastig, sprich die Melancholie tropft bei Songs wie "Angel Eyes" oder "Gone" förmlich aus den Boxen. Hier offenbart sich auch die Schwäche des Albums: Obwohl Cantrell auch bei AIC bereits für den Gesang mitverantwortlich war, fehlt diesen ruhigen Momenten einfach der hypnotische Gesang von Layne Staley, dessen Ausdrucksstärke Cantrell nicht erreicht, obwohl sein Gesang nicht wirklich schwach ist. Bei satten Alternativ-Rockern wie "Hellbound" fällt das Fehlen Staleys weniger ins Gewicht. Auch Stoner-Rock- und Psychedelische, teilweise Monster Magnet- artige Passagen lockern die Scheibe auf und verhindern Eintönigkeit.
Obwohl das Album seine Längen hat, dürften Grunge/Alterna-Rocker Gefallen dran finden, wer den Zeiten hinterhertrauert, wo Holzfällerhemd und Kinnbärtchen noch ausreichten um jede 16-jährige rumzukriegen, sollte sich das Ganze zur Gemüte führen, auch wenn es an die Genre-Klassiker nicht herankommt.
Harry
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