Review
FM - Metropolis
VÖ: 26. März 2010
Zeit: 63:54
Label: AOR Heaven
Homepage: www.fmofficial.com
Zum typischen melodischen Hard Rock, wie er in den 80ern zelebriert wurde, gehörte von jeher eine spezifische stimmliche Klangfarbe des Frontmanns. Angeraucht, mit viel Volumen, ausgestattet mit einer gehörigen Portion Sex-Appeal und geeignet, um sowohl Balladen in tieferen als auch krachige Rocker in höheren und höchsten Tonlagen emotional und ausdrucksstark zu veredeln. Vor dem inneren Auge erscheint da beispielsweise Lou Gramm (ex-Foreigner), Jimi Jamison (ex-Survivor), Bob Catley (Magnum) oder Danny Bowes, wobei dessen Band Thunder erst in den 90ern große Erfolge feierte. Ein Name, der eins zu eins in diese Reihe passt, fehlt bis dato: der des Sängers der Hard Rock-Veteranen FM, Steve Overland, der 1984 die Band zusammen mit seinem Bruder Chris, den ehemaligen Samson-Mitgliedern Merv Goldsworthy (Bass) und Pete Jupp (Drums) und Philip Manchester (Keys) ins Leben rief. Mit Tough It Out (1989) und der daraus hervorgehenden Single "Bad Luck" feierten FM ihre größten Erfolge. Der Split und die Auflösung 1995 sorgten nicht nur im Melodic-Lager für lange Gesichter und es sollte bis 2007 dauern, ehe FM wieder zusammen fanden; jetzt mit Jem Davies an den Tasten und Jim Kirkpatrick neben Steve Overland an der Sechssaitigen. Freudige Nachrichten also für alle Fans des gepflegten AOR bzw. Melodic Hard Rock, dass es dieser Tage nach langer Abstinenz eine neue Scheibe, die auf den Namen Metropolis hört, aus dem Hause FM gibt.
Die dreizehn Stücke darauf klingen, als ob sie direkt nach Tough It Out entstanden wären. 80er pur! Und solches darf in diesem Fall als Kompliment ohne Abstriche gewertet werden. Dazu kommt eine glasklare, allen heutigen Ansprüchen genügende Produktion. Zwei Faktoren heben Metropolis aus dem Gros aller Nacheiferer heraus: erstens wäre da die exzellente Gitarrenarbeit Kirkpatricks, die dem FM-Sound eine frische Note verleiht; man höre sich die Soli im Partyrocker "Flamingo Road", im an Gary Moore erinnernden, instrumentalen Titeltrack und dem darauf folgenden Melodic-Zuckerwürfel im besten Foreigner-Format "Over You" oder auch im mit einem klasse Bläsersatz ausgestatteten "I Don't Need Nothing" an. Zweitens singt Overland wie der oft zitierte "junge Gott"! Wirklich erstaunlich, dass der Zahn der Zeit an seiner Stimme völlig vergeblich zu nagen versuchte. Tracks, wie das Hitsingle-verdächtige "Hollow", die Blues-Ballade "The Extra Mile" (unglaublich gut!) oder "Bring Back Yesterday", das einem gelegentlich "With Or Without You" von U2 ins Gedächtnis ruft, können schlichtweg nicht besser gesungen werde. Bei dreizehn Nummern schleicht sich aber fast zwangsläufig auch der ein oder andere schwächere Kandidat ein: so beispielsweise "Days Gone By", das mit seinen Na-Na-Na-Live-Is-Life-Chören ein wenig das Nervenkostüm strapaziert, oder das viel zu sehr nach Bryan Adams' "Somebody" klingende "I Ain't The One" - auch der Opener "Wildside" plätschert (bis aufs Solo) ein bisschen dahin. Kleine Schwachpunkte, die am Ende des Albums mit "Who'll Stop The Rain" (Hymne im Survivor-Stil) und noch einmal meisterhaft balladesk mit "Still The Fight Goes On" locker wettgemacht werden.
Eine richtig tolle Platte ist den Engländern da gelungen, die dem damaligen Überflieger Tough It Out in nichts nachsteht. Wer Zeit hat, sollte sich das Ganze mal über Kopfhörer rein ziehen, denn so kommen die vielfältigen kompositorischen Finessen erst richtig zur Geltung. Live sollten FM ein Erlebnis werden und so hofft man auf baldige Besuche. Echter Melodic Hard Rock von herausragenden Musikern!
Fuxx