Review
Neun Welten - Destrunken
Hervorgegangen aus Teilen der Black Metal-Band Insomnia Astrorum und mit dem Vorhaben beseelt, mehr klassisch-akustisch orientierte Musik zu kreieren, wurden die Neun Welten anno 2001 bei Halle erschaffen. Von den erwähnten Schwarzmetallwurzeln ist rein gar nichts mehr zu vernehmen, dafür hat man sich der akustischen Mystik verschrieben.
Destrunken ist über weite Strecken ein rein instrumentales Album geworden, der Gesang nimmt nur eine untergeordnete Rolle ein und wird bei den meisten Liedern erst gar nicht eingesetzt. Erschaffen wurde ein Album voller Anmut, Zerbrechlichkeit und Ästhetik. Neun Welten spielen mit den Klängen, erschaffen Bilder vor dem geistigen Auge und ziehen so den geneigten Hörer in ihren Bann. Durch den variablen Songaufbau und das Wechselbad zwischen leisen, andächtigen Momenten und fordernden Bereichen (wie bei "Destrunken II") gelingt ein guter Spannungsaufbau. Dabei wird jedoch gänzlich auf schwermetallisches Instrumentarium verzichtet, dafür kommen Cello, Klarinette, Flöten und akustische Gitarren zum Einsatz. Das eingesetzte Schlagzeug steht in einem ausgewogenen Verhältnis zu den doch eher zarteren Instrumenten und hält sich gut im Hintergrund. Dominierendes Instrument ist über weite Strecken die Geige, die sehr variabel eingesetzt ist. Doch auch nur mit Flöte und Piano lassen sich Bilder malen, wie eindrucksvoll in "Weites End'" gezeigt wird. Ein ruhiges getragenes Tempo wird vom Piano vorgegeben, welches das Grundgerüst für die melancholische Flötenmelodie bildet, die sich gegen Ende des Songs zurückzieht und kurz dem Cello Platz macht, ehe der Song ein offenes Ende findet. "Ewig Ruh'" dagegen bleibt allein den Streichinstrumenten vorenthalten, die perfekt die Stimmung eines verregneten, dämmrigen Tages einfangen.
Das zweite Album von Neun Welten ist sehr gut geeignet zum Nachdenken, Träumen, Sich-fallen-lassen. Selten hat es ein Satz eines Promo-Zettels besser auf den Punkt gebracht: Destrunken ist ein zwischen Folk, Klassik und Naturvertonung angesiedeltes Album, eine akustische Waldwanderung. Auf ewig Wald.
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