Review
Ladwig - Here We Stand
Heute gibt es eine kleine Exkursion in der deutschen Musikgeschichte. Die Hannoveraner Hard Rock-Band Victory sollte dem einen oder anderen Hörer vertraut sein, denn schließlich hatte diese in den 1980ern einige achtbare Erfolge (u.a. "Check's In The Mail" und "Never Satisfied") zu verbuchen. Die Band aus denen eben besagte Victory entstanden hörte auf den Namen Fargo, die ab ca. Mitte der 1970er immerhin vier Alben veröffentlichte. Zu Fargo gehörte neben dem jetzigen Scorpions-Gitarristen Matthias Jabs seinerzeit auch Peter Ladwig, der nach seinem Ausstieg als Produzent, Kameramann und Filmkomponist für TV und Werbeindustrie fungierte. Nach all diesen Jahren setzte er sich 2005 mit dem früheren Fargo-Schlagzeuger Rudi Kaeding und dessen Bruder Matze Kaeding (Bass) zusammen um letztendlich wieder ein Stück Musik abzuliefern.
Dazu gesellte sich noch der Studiomusiker Thorsten Luederwald (Keyboards), mit dem das nun hier vorliegende Ergebnis Here We Stand aufgenommen wurde. Und das hat es durchaus in sich. Da gibt es zum einen die ZZ Top-Schlagseite in "So Sweet" oder die Dire Straits-Parallele bei "Woman Of My Heart" aber auch etwas Eric Clapton bei "Never Again" oder Soul/Funk-Klänge bei "Get It Out Of Your Head". Generell steht der Blues stark im Mittelpunkt der Musik. Mal wird dieser in ein rockigeres Grundgerüst eingebettet (wie bei "Just A Little Loving" oder "Pilot Through The Night") oder er kommt in den ruhigeren Stücken mehr zum Tragen ("Ready For You", "Here I Stand") oder aber alles ist um den Blues herum aufgebaut ("Big Black Bag", "Politician"). Dazu gesellt sich noch die Ballade "You Don't Need To Say", die mit tollen Keyboardflächen, gefühlvoller Gitarrenarbeit und punktueller Rhythmusarbeit einfach nur super arrangiert ist. Der Gesang von Peter Ladwig ist dazu noch sehr passend. Überhaupt macht es Spaß dem Multiinstrumentalisten zuzuhören. Seine Phrasierung ist angenehm, das Timbre warm und kräftig und insgesamt ist die Stimme recht charismatisch. Die organische Produktion, die von Ladwig selbst übernommen worden ist, kommt dieser Art Musik eh nur zugute.
Here We Stand ist ein entspanntes Rockalbum geworden, das hier und da mal etwas in den Pop-Topf greift oder einen souligen Anstrich hat, aber insgesamt stark im Blues und Rock verwurzelt ist. Zu den genannten Einflüssen lassen sich noch Bruce Springsteen und die Beatles dazunehmen. Das Album klingt sehr homogen und spielt mit verschiedenen Stimmungen. Diese Faktoren zusammen sprechen für den Abwechslungsreichtum. Here We Stand ist eine schöne Scheibe für die ungemütliche Jahreszeit geworden. Und außerdem mal wieder ein toller Rundling um über den Tellerrand hinauszuschauen.
Andi