Review
Brainstorm - Memorial Roots
Wenn die Schwaben rufen, folgt man als Fan seit seligen Hungry-Tagen vor über zwölf Jahren blindlings. Denn die Jungs um Gitarrenbratmeister Torsten Ihlenfeld stehen wie keine zweite deutsche Band für klassischen Power Metal mit leichter US-Schlagseite, die noch nie ein wirklich schlechtes Album abgeliefert hat. Wenn mich auch das 2008er Werk Downburst bis heute nicht so fesseln konnte wie Ambiguity oder Metus Mortis.
Seit dem dritten Rundling Ambiguity ist mit Andy B. Franck eine der deutschen Ausnahmesänger für die vokalen Töne zuständig und das macht der Bursche absolut auf international höchstem Niveau. Galt er in jungen Jahren als die teutonische Antwort auf einen Bruce Dickinson, so schleichen sich durch die teils härtere Grundstimmung der Songs auf Memorial Roots einige Parallelen zu Nevermores Warrel Dane ein. Passt wie der Popo auf den Eimer, denn Andy zieht die Songs noch einmal eine Stufe höher.
"Forsake What I Believe" ist ein epischer Midtempostampfer, der erhaben und mächtig durch die Boxen rauscht und einen schmackhaften Einstieg darstellt. Die Gitarren gehen direkt in die Fresse und die Drums klingen wohltuend erdig. Vor allem die Snare mit ihrem trockenen Sound haut ordentlich in die Magengrube. Das ist bester Bangerstoff, der mit Melodie und Schmackes überzeugt. "Shiver", "Ahimsa" und "Cross The Line" bieten gewohnte Brainstorm-Kost. Simpel mit schnörkellosem Drive nach vorne gehend und mit exzellenter Gitarrenarbeit ausgestattet. Interessanter sind die würzigeren Songs der Marke "The Conjunction Of 7 Planets" oder "The Final Stages Of Decay", die ähnlich wie der oben erwähnte Einstieg mit vielen Elementen abseits des truen Power Metals aufwarten, die man so von den Stormies noch nicht so oft gehört hat. Da werden Hammondsounds, Streicher oder Vocoder in die Instrumentierung eingebunden. Trademarks wie die voluminösen völlig schmalzfreien Chöre fehlen nicht, werden aber nicht überstrapaziert, so dass der Song mit seiner Melodieführung klar im Vordergrund steht. Als ausgezeichnetes Beispiel für diese These dient das abschließende "Would You".
Jeder Fan der fünf tapferen Metalkrieger muss zugreifen, denn schon lange haben Brainstorm nicht mehr so ausgewogen und "down to earth" geklungen. Trotz vieler Details ist das Album Metal, wie man ihn kennt und liebt. Bewährtes wurde erhalten und die Epik verstärkt, was der Scheibe und der Band gut zu Gesicht steht. Alle Unwissenden sollten sich mit den guten bis sehr guten Songs und einer der besten Stimmen heimischen Bodens vertraut machen. Die Ohren werden es danken.
Siebi
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